MEDIEN 3 62
Travemünde 01.04.2017
Bürgermeistertausch: Wer nimmt Saxe?

Die Idee hinter dem neuen Sendeformat: Erfahrene Verwaltungschefs aus der Großstadt sollen sich vier Wochen lang in Kleinstädten und auf Dörfern bewähren. Und umgekehrt. Da es hierzulande nicht allzuviele große Städte gibt, ist man dabei auf Lübeck angewiesen. Doch der Verwaltungschef gilt als schwer vermittelbar.
In Bad Schwartau hat man bereits abgewunken. Bürgermeister Uwe Brinkmann würde sich Lübeck, Kiel oder Hamburg ohne weiteres zutrauen, kolportiert ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der namentlich nicht genannt werden will. Allerdings will man dem Lübecker Verwaltungschef auf keinen Fall den Schwartauer Rathausschlüssel überlassen – aus Sorge um den Haushalt. Da Saxe sich in Doppelstruktur gern auch als Finanzsenator betätigt, könnte er das in der Solbadstadt ebenfalls tun, so die Befürchtungen. »Maximal eine Woche, vier Wochen Saxe können wir als kleinere Gemeinde nicht wuppen«, heißt es aus Schwartauer Rathaus-Kreisen auf Nachfrage von »Travemünde Aktuell«.
In den Dorfschaften der Großgemeinde Ratekau sind es die lokalen Politiker, die nicht mitspielen wollen. Bürgermeister Thomas Keller würde man zwar schon mal für vier Wochen ausleihen. Allerdings müsste sichergestellt sein, dass der Ersatzmann die Beschlüsse der Politik auch umsetzt. »Saxe scheidet da aus«, heißt es aus dem Ratekauer Rathaus mit Verweis auf die legendäre Lübecker »Schwarze Akte«, in der nicht umgesetzte Bürgerschaftsbeschlüsse aus sechzehn Jahren Amtszeit schlummern sollen.
Ganz andere Sorgen treibt die Gemeinde Stockelsdorf um: »Wir haben Angst, dass er nicht wieder geht«, heißt es. Die Sorge, eingemeindet und damit Teil der Lübecker Schulden-Misere zu werden zählt zu den Urängsten der Stockelsdorfer. Grundsätzlich sieht man das neue Sendeformat positiv, »weil es die vielfältigen Aufgaben eines Bürgermeisters jenseits von Sektempfängen und Tortenanschnitten einer breiten Bevölkerungsschicht näherbringen könne«, heißt es in einer Stellungnahme der Gemeinde. Bürgermeisterin Brigitte Rahlf-Behrmann wäre deshalb zu einem »Bürgermeisterinnentausch« zwar grundsätzlich bereit, heißt es aus dem Rathaus. »Aber nicht mit Lübeck«.
In der Gemeinde Timmendorfer Strand sitzt mit Hatice Kara immerhin auch eine Genossin auf dem Chefsessel. Geht da vielleicht was? Tatsächlich würde man Saxe gern nehmen, heißt es auf eine Presseanfrage von »Travemünde Aktuell« hin. Allerdings nicht als Bürgermeister, sondern als Kurdirektor. »Er könnte das Anbaden moderieren«, heißt es aus dem Rathaus des Ostseebades. Man schätze das repräsentative Talent des Amtschefs mit der sonoren Stimme. Kurdirektor passt allerdings nicht ins Sendeschema, der Sender hat bereits abgewunken.
Die Lübecker Verwaltung sucht nun diskret nach einem Tauschpartner für ihren schwer vermittelbaren Chef. Interessierte Gemeinden können sich direkt an die Lübecker Bürgermeisterkanzlei wenden. TA