KUNST & KULTUR
Travemünde 11.12.2016
Klaus Eversberg: Weihnachtliche Kulturbühne
… oder besinnliche, lustige, fröhliche, ironische und allzu weltliche Geschichten vom Fest der Liebe
Dann am Freitag vor dem 3. Advent das klassische Kabarett: voll besetztes Haus, das Kabarett-Theater »Alma Hoppe« mit dem Programm »Totalschaden« – Männerwirtschaft und faustdicke Wahrheiten. Schließlich kalendarisches Schlusslicht im Programm und künstlerisches Highlight zugleich mit Klaus Eversberg und seiner vorweihnachtlichen Betrachtung verdichtet auf die Lesung besinnlicher, lustiger, fröhlicher, ironischer und allzu weltlicher Geschichten zum Fest der Liebe.
Weihnachtliches: unglaublich, aber wahr und was nur die Weihnachtszeit zustande bringt. Da ist der stanniolverpackte Weihnachtsmann, verliebt in eine ebenso verpackte Weihnachtsfrau. Er im Verkaufsregal darauf wartend, dass er endlich verkauft wird, natürlich zusammen mit seiner Geliebten. Sauer ist er auf die Weihnachtsmänner mit Vespa, die der Renner des Geschäftes waren. Und dann geht die Weihnachtsfrau über den Ladentisch! Oh, welch eine Katastrophe und er wird der Ladenhüter des Festes! Doch welch ein Wunder. Er landet wie von Geisterhand vom Regal gewischt in den Tiefen einer Einkaufstasche neben seiner Geliebten. Jetzt gehen beide in Liebe vereint den schicksalhaften Weg aller stanniolverpackten Weihnachtsmänner und Frauen. So ein modernes Märchen macht nur das Weihnachtsfest.
Dann die Geschichte von dem Streit darüber, wo bei Oma, in deren Haus die junge Familie eingezogen ist und lebt, der Weihnachtsbaum stehen soll: hinter der Tür wie immer bei Oma, oder am Fenster wie immer bei Vati. Die Lösung des Streites kulminiert in die autoritäre Entscheidung des Ehemannes, die Standortfrage bei Freunden und Verwandten oder Hotelzimmern out zu sourcen. Also ab ins Auto mit dem Baum und losgefahren. Doch daraus wird nix. Niemand will helfen. Reumütig kehren sie zurück, sind glücklich und versöhnt mit Oma und einig, wo der Baum stehen soll. Eigentlich am Fester, aber auch gerne hinter der Tür. Das Fest kann beginnen. Es menschelte und Weihnachten hat geholfen.
Neben vielen anderen kleinen Geschichten eine überaus bewegende vom Krieg, Westfront, Ardennenschlacht, Weihnacht 1944. Drei amerikanische Soldaten, einer verwundet, haben ihre Einheit verloren und suchen bei Deutschen in einem kleinen Häuschen nahe der deutsch-belgischen Grenz im Wald für die bitterkalte Nacht eine Bleibe. Kurz darauf 4 Deutsche Soldaten aus gleichem Grunde auch. Die Bewohnerin öffnet auch diesen Soldaten ihr Haus. Mit strengen Worten erreicht sie, dass die Waffen bei Seite gelegt werden, alle Sitzen am Tisch, vor dem Essen wird gebetet, der verletze Amerikaner erhält von einem deutschen Soldaten, der Medizin studierte, ärztliche Hilfe. Am nächsten Morgen verlassen die jungen Kerle das Haus in entgegengesetzte Richtungen. Eine bewegende Geschichte. Klaus Eversberg schließt mit einem kleinen lustigen Gedicht, seine Art, weihnachtliches aus dem Leben der Menschen zu erzählen. Viel Beifall in der letzten Vorstellung 2016 der Kulturbühne.
Bleibt noch nachzutragen: Seit rund zweieinhalb Jahren ist die Kulturbühne im ehemaligen Hafenbahnhof. Bereits mehr als 7.000 Besucher waren da, durchschnittlich 75 je Vorstellung. Und bis zum Jahresende 2017 sollen es 10.000 werden. Das wünscht sich Wolfgang Hovestädt, Geschäftsführer Kulturbühne Travemünde gUG (haftungsbeschränkt) und seine Crew. Start ist am 7. Januar 2017 mit den Salon-Philharmonikern aus Leipzig und der Begrüßung zum Jahresbeginn durch die Kultursenatorin der Hansestadt Lübeck Kathrin Weiher. KEV
Fotos Karl Erhard Vögele