Auch Travemünder stimmen über Lübecks Linden an der Untertrave ab
Eine Woche vor Heiligabend ruft die Hansestadt Lübeck an die Wahlurnen. Da scheint es nur konsequent, dass sogar auf dem Lübecker Weihnachtsmarkt Wahlkampf-Plakate aufgebaut wurden. Es geht um einen Bürgerentscheid: Sollen die Linden an der Untertrave stehen bleiben oder nicht?
Auch vor dem Weihnachtsmarkt auf dem Koberg, traditioneller Treffpunkt für Familien, hat die Stadt ein Wahlplakat aufgebaut. Foto: TA
Da Travemünde nun mal ein Stadtteil von Lübeck ist, dürfen auch die Travemünder mit über das Schicksal der 48 Winterlinden in der Hansestadt entscheiden. Entsprechend sensibilisiert dürften die Travemünder für das Thema sein, wurden doch in jüngster Zeit die einst prächtig blühenden Bäume auf dem Aqua-Top-Gelände, die schönen Allee-Bäume Am Fahrenberg und kleine Waldstücke auf dem Priwall gerodet.
Wer mit »JA« stimmt, rettet nun immerhin die Lübecker Bäume. Die Pflanzen sind nach Auffassung der Bürgerinitiative, die die Abstimmung durchgesetzt hat, gesund. Die Politiker der Lübecker Bürgerschaft dagegen sehen die Bäume in einem schlechten Zustand.
Linden sind ein einheimisches Gehölz und wertvolle Sauerstoffspender. An der Untertrave findet man sie gleich neben dem Mastenwald der Traditionsschiffe. Foto: VG
Die Initiatoren der Abstimmung sind der Meinung, dass die Umgestaltung der Flaniermeile auch mit den Linden stattfinden kann. Die Bürgerschaft vertritt die Auffassung, dass es keinen Umbau geben wird, wenn die Bäume stehen bleiben.
Welcher der beiden Parteien man als Wähler mehr Glauben schenkt, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Wer die Wahlkabine betritt, wird auf dem Abstimmungszettel mit einer einzigen Frage konfrontiert: »Sollen die vorhandenen Winterlinden an der Straße An der Untertrave zwischen der Braunstraße/Holstentor und der Drehbrücke erhalten bleiben und die Umgestaltungspläne geändert werden?« Dann muss ein Kreuzchen gemacht werden, entweder bei »JA« oder bei »NEIN«.
Natürlich gibt es für den taktischen Wähler noch weitere Überlegungen als die Rettung oder Abholzung der Linden: Wer etwa der Auffassung ist, dass die Stadt sich die Millionenteure Baumaßnahme trotz Fördergeldern nicht leisten sollte, muss nur die Bäume retten. Denn die Politiker der Bürgerschaft schreiben im Informationsblatt zur Wahl ja: »Entscheiden sich die Lübecker Bürger für den Erhalt der Linden, bleibt die Straße An der Untertrave zwischen Holstentor und Drehbrückenplatz wie sie heute ist«.
15,6 Millionen Euro nennt die Bürgerschaft in ihrem Begleitschreiben zu den Wahlunterlagen als Investitionsvolumen. Scan: TA
9,4 Millionen Euro nennt die Bürgerschaft in ihrem Begleitschreiben zu den Wahlunterlagen als Summe der Fördergelder. Scan: TA
Immerhin 15,6 Millionen soll die Umgestaltung kosten, davon gibt 9,4 Millionen Zuschuss, den Rest zahlt die Stadt. Der Steuerzahler im Allgemeinen zahlt natürlich die komplette Summe, nur aus unterschiedlichen Töpfen.
Letzten Endes mag es auch den einen oder anderen Wähler geben, der die Bäume mit einem »JA« rettet, um dem amtierenden Bürgermeister noch einmal eins auszuwischen.
Interessant wird auf jeden Fall auch die Wahlbeteiligung am 18. Dezember – dem letzten Sonntag vor Weihnachten. TA
Vorab im Rathaus wählen Seit dem 21. November können Lübecker ihre Stimme für den Bürgerentscheid im Wahlbüro in der Hörkammer des Lübecker Rathauses (Zugang über die Breite Straße) abgeben. Die Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag jeweils von 09:00 bis 16:00 Uhr sowie donnerstags von 09:00 bis 18:00 Uhr. Geöffnet bleibt das Wahlbüro bis einschließlich Freitag, 16. Dezember 2016, 12:00 Uhr. Gegen Vorlage des Personalausweises kann zum Beispiel während eines Bummels über den Weihnachtsmarkt direkt abgestimmt werden. Das Mindestalter für die Teilnahme liegt bei 16 Jahren.
Briefwahl von zuhause aus Per Briefwahl kann man sich bequem von zuhause aus an der Abstimmung beteiligen. So bleibt der Wahlsonntag frei für Weihnachtsvorbereitungen und man ist trotzdem seiner Bürgerpflicht nachgekommen. Briefwahlanträge können online unter www.buergerentscheid.luebeck.de beantragt werden.
Wählen am 18. Dezember Die Abstimmungsunterlagen und zwei Info-Blätter pro und contra Linden hat jeder Bürger per Post bekommen. Am 18. Dezember öffnen die 74 Wahllokale in den Stadtteilen jeweils von 08:00 bis 18:00 Uhr.
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Kommentare
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Kommentar von Rüdiger Wenzel am 01.12.2016[2,8/71]
Oh je, da ist sind aber Äpfel und Birnen in einem Korb gelandet und bös durcheinander geraten. Im Gegensatz zu den gefällten Bäumen in Travemünde – von denen zumindest die Pappeln am Fahrenberg schon Baum-Greise waren -, sollen an der Untertrave ja 60 neue Bäume gepflanzt werden, also mehr als die 48 vorhandenen Winterlinden. Die werden genauso Sauerstoff spenden wie die Winterlinden, die nach zwei Gutachten unabhängiger Baum-Experten wegen ihrer ungünstigen Standortbedingungen (viel zu kleine Baumscheiben, daher zu wenig Wasser und Nahrung) zumindest zu einem großen Teil kümmern. Dazu kommt: Die geplanten Perlschnurbäume haben einen hohen ökologischen Wert als späte Bienenweide: Sie blühen im August-September, wenn Bienen, Hummeln und Schmetterlinge (ver-)hungern, weil sie sonst im Stadtgebiet kaum noch Nektarquellen finden. Falsch ist die Behauptung, von den 15,6 Mio. € Baukosten müsse die Stadt 6,2 Mio. € tragen: Nach den offiziellen Angaben der Stadt sind es nur 3,5 Mio. €.
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Kommentar von Peter D’Alessio am 01.12.2016[3,0/60]
Also wenn man soviel Schulden hat wie Lübeck dann sind 3,5 Mill. auch Zuviel für den Ausbau der Untertrave ! Für Straßen und Brücken ist kein Geld da, in der Kantstr bricht man sich die Achsen die Possehlbrücke wird nicht fertig die Reperatur der Wakenitzbrücke soll 4 Jahre dauern ,also lasst die Untertrave wie sie ist. !!
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Kommentar von Hans Genssler am 01.12.2016[3,0/52]
Auch den schöngerechneten Preis von 3,5 Millionen hat die Hansestadt Lübeck auch nicht übrig. Woher kommt diese Zahl überhaupt? Spontan ausgedacht, um Argumente zu haben? Wenn die Bäume wegen zu kleiner Baumscheiben kümmern muss man sie nicht abholzen, es reicht, wenn man bei der Neugestaltung des Bereichs sich auch um die Belange der Bäume kümmert. Perlenschnurbäume?? Und jeder Kleingärtner wird aufgefordert mehr heimisches zu Pflanzen – für eine intakte Umwelt. Das waren schon drei Argumente der Kahlschlag Befürworter die nichts taugen. Und die Sauerstoffproduktion der Neupflanzung? Da hat doch einer dummerweise Verschwiegen, dass Bäume viele Jahre brauchen bis groß genug sind und viel Sauerstoff freisetzen. Was spricht denn jetzt für die Abholzung? Saxe und Co. wollen sich ein Denkmal setzen – für viele Millionen der Steuerzahler aus Lübeck und noch mehr Millionen der Steuerzahler außerhalb der Stadt. Pleite sein und das Geld mit vollen Händen zum Fenster rausschmeißen.
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Kommentar von memory setter am 01.12.2016[2,4/52]
Hallo Herr Genssler, genial die Sache mit dem Denkmal setzen – oder ? Das läßt sich noch ultimativ steigern ! Rechnen Sie mal: Saxe kann sich sogar 60 Denkmäler setzten – wer kann das von sich in HL schon behaupten ? Und die Lindenbefürworter schaffen es immer hin noch auf 40 Denkmäer, wenn die Dinger stehen bleiben. Donnerwetter! Ich staune immer wieder, wie oft dieses abgeschabte Geschwätz aus der Versenkung geholt wird, wenn einem die Sachargumente ausgehen.
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Kommentar von Peter D’Alessio am 01.12.2016[2,8/50]
Hallo Herr memory setter. Also Ihre Argumente bzgl. des Denkmals kann ich ja noch nachvollziehen aber bzgl der Kosten haben Sie leider nichts vorgebracht, die Schulden der Stadt sind doch wohl ein Argument und es gibt doch in Lübeck sicher eine ganze Reihe dringender Probleme.
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Kommentar von memory setter am 02.12.2016[2,3/48]
Hallo Peter D’Alessio, wer die Umbaumaßnahme nur auf die »Linden« reduziert, missbraucht das Projekt einseitig als Propaganda für seine eigenen Zwecke. Barrierefreiheit für die Behinderten und mehr Ruhe für die Anwohner sind wichtig und Teile des Projektes, auch mehr Attraktivität der Stadt sind positive Aspekte, welche sich langfristig über 30 und mehr Jahre einschließlich der 60 statt 40 Bäume auswirken. Die Stadt bekommt Zuschüsse, die aber nicht automatisch anderen Projekten zu Gute kommen, wenn das Projekt Untertrave nicht oder anders kommt. Jedes Projekt hat Kosten, aber auch finanzielle und soziale Erträge, die sich durch mehr Umsatz im Tourismus, mehr Attraktivität der Stadt oder aber auch durch Qualitätsverbesserungen für die Bürger niederschlagen. Das alles zusammen muss betrachtet und bewertet werden. Und was das Schuldenproblem der Stadt betrifft, da muss an ganz anderen Knöpfen gedreht werden.
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Kommentar von Hans Genssler am 02.12.2016[3,0/42]
Ein wenig irritiert bin ich schon. Der Fürsprecher des Projekts Rüdiger Wenzel, der TA vollmundig unterstellt Äpfel mit Birnen zu vergleichen und dann selber alte mit jungen Bäumen gleichsetzt oder 15,6 Mio minus 9,4 Mio gleich 3,5 Mio errechnet oder memory setter der trollhaft ungezogen lediglich »Abgeschabtes Geschwätz« als einziges Sachargument bringt. Herbstfutter für Bienen und Großstadt-Schmetterlinge kann doch nicht ein Grund sein, 15,6 Millionen Euro Steuergelder auszugeben. Es gibt in Lübeck dringlichere Projekte, nicht wahr? Und Geld hat die Stadt auch keins. Und noch mal, Gerade in Städten ist es wichtig, wertvolle Altbestände heimischer Großgehölze zu schützen, vor allem in historischer Umgebung, die als Gesamtensemble Touristen anlocken soll. Was sollen die mit exotischen Giftpflanzen anfangen, die erst in Jahrzehnten nennenswert Sauerstoff produzieren?