VERANSTALTUNGEN
Travemünde 24.06.2016
»Eigentlich wollten wir ja mit God save the Queen beginnen«
Eröffnungsreden, Friedenstauben, Tropenhitze und viele Besucher zur Eröffnung des vierten Travemünder Shanty-Festivals

Kulturbühnen-Chef Wolfgang Hovestädt als Veranstalter startete seine Eröffnungsrede dann mit einem Seitenhieb: »Ich freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind, obwohl wir das ja sehr geheim gehalten haben«, begrüßte er am Freitagnachmittag die Gäste des Travemünder Shanty-Festivals. In einer der Lübecker Tageszeitungen hätte heute kein Hinweis gestanden, was in Travemünde stattfindet. »Es ist ja auch nur das größte Shanty-Festival in Deutschland«, sagte der Vorsitzende der Kulturbühne.
Unterbrochen von Musikstücken des Bundespolizeiorchesters fanden dann die Eröffnungsreden statt.
Zuerst sprach Staatssekretär Dr. Frank Nägele (SPD), der schon öfter beim Shanty-Fest, aber auch in der Seemannsschule auf dem Priwall zu offiziellen Anlässen aufgetreten ist. Anders als manch Lübecker Parteifreund hat er aber nicht nur als Redner, sondern auch in der praktischen Arbeit einen guten Ruf. Nägele begrüßte die Gäste mit einem kräftigen »Moin«, was vielfach erwidert wurde. Entsprechend hatte auch die Ansprache Anspruch: Neben dem Shanty-Festival ging Nägele auf aktuelle Themen ein. Im Vorjähr hätte man auf der Kraweel »Lisa von Lübeck« über Flüchtlinge gesprochen. »Wenn Sie sich heute die Nachrichten angucken, reden wir über Großbritannien«. Darüber, warum es nicht gelungen ist, dass diejenigen, die zu den Gründungsländern zählten, auch weiter zu uns stünden. »Wir reden heute darüber, wie wir dieses Europa weiter zusammenhalten können.« Von da fand Nägele wieder die den Bogen zu den Chören aus verschiedenen europäischen Ländern. Es sei »verdammt wichtig ist, was Sie hier machen«, sagte Nägele zu den Veranstaltern. »Weil Sie zeigen, dass wir über die Grenzen zusammen leben, zusammen arbeiten, zusammen gehören und zusammen singen.« Deshalb sei dieses Festival gerade in diesen Tagen ein ganz wichtiger Hinweis.
Ganz anderes der Lübecker Bürgermeister Bernd Saxe (SPD), dessen Rede kaum Substanz aufwies. Er sprach davon, dass das Shanty-Festival im nächsten Jahr mit fünf Jahren ein »traditionsreiches Lübecker Festival« sein werde und endete mit den üblichen Floskeln, in welchen er die ehrenamtlichen Helfer hervorhob; womit er inhaltlich wiederholte, was seine beiden Vorredner nebenbei auch schon angesprochen hatten.
Als Letztes sprach Christian Lukas, Geschäftsführer der städtischen Marketinggesellschaft LTM aus Lübeck, der sich aufgrund der Wärme kurzfasste. In Zeiten wo man fünfhundert Freunde habe aber sie selber nicht mehr treffe, sei »ist gemeinsam zu singen, oder gemeinsam zu feiern, ein ganz wichtiger Moment in unsere Kultur.« Lukas schloss mit dem Hinweis, Sonnenhüte aufzusetzen und viel zu trinken.
Anschließend wurden die Eröffnungsredner noch gebeten, Tauben aufsteigen zu lassen. Wobei es wieder Staatssekretär Nägele war, der den Spaß mitmachte und sich am Ende noch eine verlorene Feder sicherte, während die anderen Abseits standen.
Dann spielte das Bundespolizeiorchester Hannover. »Eigentlich wollten wir ja mit »God save the Queen« beginnen«, sagte der Dirigent. »Haben uns aber aus gegebenem Anlass dann doch für ein anderes Stück entschieden.« Immer wieder wurden Lieder genannt, die nun nicht gespielt würden.
Wolfgang Hovestädt von der Kulturbühne bedanke sich mit Marzipan-Präsenten bei den Musikern des Bundespolizeiorchesters.
Das Travemünder Shanty-Festival mit vierzig Chören findet noch bis Sonntag (26. Juni 2016) entlang der Travepromenade statt. TA
1 http://www.shanty-travemuende.de