ORTSGESCHEHEN 4 98
Travemünde 13.06.2016
»Sogenannte Lögenbank«
Stadt will von traditioneller Sitzgelegenheit nichts wissen
Am »Lögenbarg« auf dem Ostpreußenkai saßen schon vor mehr als hundert Jahren die Männer und hofften auf Jobs. Auf einer Bank, die folgerichtig »Lögenbank« genannt wird. Doch von der Bank will die Stadt nichts wissen. Der historische Platz ist faktisch zerstört.
Wenn es am Nachmittag und am Abend noch nicht mit dem Job geklappt hatte, dann saßen die Männer trotzdem da. Und erzählten Döntjes nach dem Motto »Sooo groß war der Fisch …«.
Der Platz ist bis heute Bestandteil von Stadtführungen, doch es gibt nicht mehr viel zu zeigen. Nur ein seltsam deplatziert wirkendes Schild mit der Aufschrift »Lögenbarg« zwischen Kaffeetischen, die durch Glaswände vom Rest des Platzes abgetrennt sind.
Die Stadt hatte den Platz verkommen lassen und begründete dann mit dem Zustand des Platzes, dass er an eine Bäckerei für Außengastronomie verpachtet wird. Sitzbänke und Blumenkübel wurden entsorgt. Die Bäckerei stellte dafür Bänke in Bootsform auf. »Diese stehen dann auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. Ebenso haben wir eine Dekorateurin beauftragt, die hier eine wundervolle Bepflanzung vornimmt«, hieß es im Jahre 2013. Vor einigen Monaten wurden die Bänke in Bootsform dann wieder entfernt.
Nichts deutet darauf hin, dass man einen Teil der eingezäunten Sitzplätze auch ohne Verzehrzwang nutzen kann, was die Stadt vertraglich so vereinbart haben will.
Bürgerschaftsmitglied Thomas Thalau (CDU) fragte nach und bekam zur Antwort, dass der Stadt eine »sogenannte Lögenbank« nicht bekannt sei. Und spricht immer wieder von einer historischen Bank. Doch darum geht es gar nicht. Es geht einfach um eine öffentlich nutzbare Sitzbank, auf der man Döntjes erzählen kann. So wie seit über hundert Jahren. Bis der historische Platz »von der Bäckerei eingemeindet wurde«, wie es der Ortsrats-Vorsitzende Gerd Schröder (CDU) auf der letzten Sitzung humorig ausdrückte.
Die stellvertretende Ortsrats-Vorsitzende Sabine Haltern (SPD) hatte erklärt, dass sich auch der Vorstand des politischen Gremiums mit dem Thema beschäftige. Möglicherweise wird es auf der nächsten Sitzung also noch weiteres zu dem Thema zu hören geben. TA
Lögenbank / Lögenbarg am ehemaligen Zollhaus in Travemünde (Herr Thalau, Herr Lötsch) (5.660)
(TOP 5.2.4 am 18.04.2016)
Herr Thalau berichtet von der sogenannten Lögenbank, die sich ursprünglich auf dem historischen Platz in Travemünde befand, an dem nun die Bäckerei Junge ansässig sei. Erst befanden sich diese Bänke auf dem Platz der Bäckerei Junge. Nachdem dort die Verkaufsfläche vergrößert wurde, wurden diese Bänke dort integriert und seien mittlerweile ganz verschwunden (als Geschenk der Firma Junge an einen Travemünder, bei dem sie nun im Garten stehen).
Herr Thalau möchte wissen, ob es seitens der Verwaltung geplant sei, dass dort wieder Bänke aufgestellt werden sollen und wie der Vertrag mit der Bäckerei Jung, auch mit Blick auf den alten historischen Platz, aussehe.
Herr Lötsch möchte ergänzend wissen, ob es sich hierbei um städtische Bänke handele.
Herr Thalau spricht von einer »Lögenbank« oder auch mehrere, was im Bereich 5.660.1-1 (Sondernutzung) allerdings nicht bekannt ist. Fakt ist, dass es ein Schild »Lögenbarg« gibt.
Zu den Bänken gab es im April 2013 schon einmal eine Presseanfrage von »Travemünde Aktuell«, die über die Pressestelle der Hansestadt Lübeck zum Bereich Sondernutzung weitergeleitet wurde. Ob es eine historische Bank gibt oder gab, kann von dort allerdings nicht beantwortet werden.
Die ältesten vorliegenden Fotos sind von 2005 und auf denen sind bereits ganz »normale Anlagenbänke« des Bereiches Stadtgrün abgebildet, d.h. es sind städtische Standardbänke gewesen, die auf dem Platz vor dem alten Zollhaus aufgestellt waren.
Im Zuge des Umbaus des alten Zollhauses im Jahr 2012 hat die Bäckerei Junge angefragt, ob sie eine Sondernutzungserlaubnis für Außengastronomie erteilt bekäme.
Aufgrund der Tatsache, dass der Zustand der Betonpflanzkübel und der beiden Bänke »erbärmlich« war, wurde diesem nach verwaltungsinterner Rücksprache zugestimmt. Die Bäckerei Junge hatte dann auch die Entsorgung der Kübel und Bänke übernommen.
Die erteilte Sondernutzungserlaubnis beinhaltet eine Auflage, die die Bäckerei Junge verpflichtet, das Schild / Platz zu erhalten und auch kostenlose Sitzplätze anzubieten. Das Schild besteht bis heute, allerdings sind die 2013 aufgestellten Sitzplätze in Form eines Bootes nicht mehr vorhanden.
Die Bäckerei Junge hat aber auf keinen Fall historische Bänke verschenkt.
TA-Lesetipps zum Thema:
Lögenbank: Der historische Platz wird neu gestaltet (22.04.2013)