KUNST & KULTUR
Travemünde 05.06.2016
»Soirée de fin de Saison«
Die Leipziger Salon Philharmoniker beenden die Saison im Kulturbahnhof Travemünde
Kulturbahnhofchef Wolfgang Hovestädt kam mit einem lachenden und auch einem weinenden Auge auf die Bühne. Das lachende Auge galt dem Publikum, das trotz des hereingebrochenen Sommerwetters und eines wichtigen Fußballspieles den Weg in das Kulturmekka an der Trave gefunden hat. Ein lachendes Auge auch, weil es schon Kult ist, dass die Leipziger Salon Philharmoniker schon zum wiederholten Male diesen Ausklang der Saison zelebrieren. Das weinende Auge, weil eben jetzt eine Sommerpause eintritt.
Aber so ganz ohne Kultur überlässt Wolfgang Hovestädt die Travemünder nicht dem touristischen Höhepunkt des Jahres, vor dem das Seebad jetzt steht. Das deutschlandweit größte Shantyfestival steht vor der Tür. Vom 24.-26. Juni werden 40 Chöre an der Trave auftreten. Dazu, so der Festivalchef, seien Sie, das Publikum, heute schon eingeladen. Sprach es und überlies die Bretter, welche die Welt bedeuten, dem unplugged Leipziger Salon Philharmonikern.
Vornehm wie die Orchestermusiker sind, verwenden sie nicht das Wort »unplugged« sondern sagen allgemeinverständlich, dass sie und ihre Musik ohne elektronische Verstärkung auskommen. Denn Salonmusik, das war einst ein gefragtes Genre. Wer etwas auf sich hielt, in der vornehmen Welt, der hatte zu seinen Empfängen und Gesellschaftsabenden unverzichtbar eine Gruppe Salonmusiker engagiert, damit die geschätzten Gäste nicht nur kulinarisch und optisch, sondern auch akustisch verwöhnt wurden.
Und heute? Die Leipziger Salon Philharmoniker, allesamt gestandene Berufsmusiker, spielen genauso bei der Spitze der Bundesregierung auf, wie auch bei Anlässen, die die amtierenden Ministerpräsidenten entsprechend musikalisch untermalt haben möchten. Dabei spielen sie vom Donauwalzer bis zur Filmmusik, aber genauso intonieren sie »Café-Haus-Klänge«. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass es alles in allem um handgemachte Unterhaltungsmusik mit ernstem Charakter und auf hohem Niveau geht. Und das durften die Gäste am gestrigen Samstagabend im Kulturbahnhof in Travemünde wieder genussvoll erleben.
Nicht nur die Melodien waren ein Ohrenschmaus sondern auch die Reinheit der Klänge, sei es vom profunden Kontrabass, über das flinke melodische Cello, die die musikalische Führung gebieterisch einfordernde Sologeige bis hin zum fein auf die Musiker abgestimmten Pianospiel.
Ein würdiger Abschluss einer großartig gelungenen Saison im ersten Halbjahr 2016. Mit viel Dank und Respekt für diese Leistung von Wolfgang Hovestädt und seinen vielen Helfern dürfen sich die Travemünder und viele Fans aus dem weiten Umkreis auf den zweiten Teil des Programmes der Kulturbühne ab August heute schon freuen. PM/KEV
Fotos Karl Erhard Vögele