KUNST & KULTUR
Travemünde 08.05.2016
Die Gedanken sind frei, aber die Köpfe sind leer
René Sydows Kabarettabend: »Warnung vor dem Munde«
Wolfgang Hovestädt erschien, was selten ist, mit einer zum Mikrofon zusätzlichen Ausstattung auf der Bühne zur Begrüßung seines werten Publikums. Ein Schild war es mit der Aufschrift »Warnung vor dem Munde.« Und damit war eigentlich zu diesem rasanten Kabarettabend schon alles gesagt. Sydow sprach erst aus dem »Off« und kam dann von den aufgeblendeten Scheinwerfern angestrahlt auf die Bühne. Es zeigte sich sofort: Er trat in Erscheinung als »Stolperdraht für jeden hinkenden Vergleich und Gegenlicht für alle Blender«.
Er sezierte unsere gesellschaftliche Wirklichkeit, die Kulturszene, die Wirtschaft, die Parteienlandschaft – und seine Skalpelle sind das Wortspiel und die literarische Anspielung. Dabei tritt er nicht nur als Erzähler auf die Bühne, sondern auch in den verschiedensten Rollen in Dialog mit den Menschen unserer Zeit: Mit Bundeskanzleramtsmitarbeitern, zynischen Außendienst-Diplomaten, und Persönlichkeiten wie Albert Einstein und Rudi Völler.
René Sydow ist der Poet unter den Kabarettisten. In seinem abendfüllenden Programm balanciert er zwischen literarischen Texten und scharfer politischer Satire. Kurze Zitate von literarischen und politischen Kollegen wie »Gute Besserung. Schlechte Besserung gibt es nicht«, ein ferner Wink von Werner Finck, flocht er ein und führt sein Publikum ständig zu neuen verbalen Höhepunkten, schillernd, bissig, intellektuell und von explosiver Kreativität.
René Sydow wurde mit bislang 11 Kabarettpreisen ausgezeichnet, darunter mit so renommierten Preisen wie der Stuttgarter Besen, die St. Ingberter Pfanne, das Schwarze Schaf, das Paderborner Einohr und der Rostocker Koggenzieher und den Kleinkunstpreis Baden- Württemberg 2015, dies ist der höchstdotierte und einzige Landespreis für Kleinkunst in Deutschland. Er ist bereits ein nominierter Kandidat im ersten Travemünder Kabarett-Preis in 2017. Die Kulturbühne wird ausloben den »Prix du cabaret«: »Die silberne Möwe«. PM/KEV
Fotos Karl Erhard Vögele