KUNST & KULTUR
Travemünde 01.05.2016
Mischpoke
Die Hamburger Klezmerband überzeugt musikalisch auf hohem Niveau
Gut 100 Fans der aus dem Judentum Südosteuropas stammenden Volksmusiktraditon, genannt Klezmer, konnte Theaterchef Wolfgang Hovestädt an diesem Abend zu einem Konzert der Hamburger Band »Mischpoke« begrüßen. Der Begriff »Mischpoke« bedeutet Familie, Gesellschaft oder Sippschaft und ist im Sprechgebrauch teilweise negativ belegt. Doch mit ihrem Programm zeigt die Band, dass »Mischpoke« musikalisch durch Ihre Musik auch ein schönes Kleid tragen kann.
Mischpoke nimmt ihr Publikum mit auf die Sonnenseiten des Lebens: freudig, hoffnungsvoll, liebend, leidend, aber auch melancholisch und witzig. Die fünf Hamburger Vollblut Musiker zeigten, wie Traditionelles mit Jazz, Klassik und Weltmusik zu einem höchst abwechslungsreichen und dynamischen Klang-Atlas mit Tänzen, Liedern, Songs und virtuosen Instrumental-Stücken gemischt werden kann. So erklingt Altes neu und im »Neuen« hört man die wunderschönen, oft alten Melodien heraus, die kein Publikum unberührt lassen.
Die Band: MISCHPOKE ist eine frische Band aus Hamburg, in der sich erfahrene Musiker und Musikerinnen zusammen gefunden haben. Alle fünf haben eine handfeste musikalische Ausbildung, sind mit Lehraufträgen an Hochschulen, Workshop- und Projektleitungen betraut und haben Preise und Stipendien erhalten. Was aber wirklich zählt, ist die Schule des Lebens:
– Frank Naruga setzt sich als einziger deutscher Gondelgitarrist wackligen Situationen aus.
– Magdalena Abrams (Klarinette, Bassklarinette, Gesang) holt equadoriansche Kinder mit Musikprojekten von der Straße.
– Cornelia Gottesleben (Violine) faszinierte hart gesottene Matrosen in burmesischen Hafenschänken.
– Maria Rothfuchs sitzt als Bass-Sirene in den Felsen hoch über der mallorquinischen Westküste und verwirrt die vielen Freizeitkapitäne.
– Und Alexander Hopff wurden als Pianist auf luxuriösen Kreuzfahrtschiffen von Millionärswitwen Liebe, Brillanten und Sparbücher angetragen.
So ging es auf der Travemünder Bühne im Kulturbahnhof kräftig zu Sache. Die Solis erhielten Szenenbeifall und mit jedem neuen Stück wuchs der nicht enden wollende rauschende Beifall mächtig an. Die Musiker haben mit Leidenschaft ihre Musik verkörpert, die ihresgleichen sucht. Travemünde macht als Standort anspruchsvoller Kulturabende immer wieder von sich reden. Der gestrige Abend vor dem 1. Mai hat dies deutlich unter Beweis gestellt. PM/KEV
Fotos Karl Erhard Vögele