KUNST & KULTUR
Travemünde 03.04.2016
Axel Pätz mit seinem Soloprogramm »Chill mal«
Axel Pätz gastierte mit seinem dritten Soloprogramm »Chill mal« im Kulturbahnhof Travemünde. Er avancierte in den letzten Jahren zu einem Shooting-Star der deutschen Kabarett-Szene und etablierte sich nicht nur in TV-Sendungen wie »Satire-Gipfel«, »Ottis Schlachthof« und »Mitternachtsspitzen«, sondern wurde zudem mit Kabarett- und Kleinkunstpreisen überhäuft. Z.B. mit der »Tuttlinger Krähe«, der »St. Ingberter Pfanne« oder dem »Obernburger Mühlstein«.
Und das hatte unterschiedliche Folgen. Denn leider waren die dazu gehörigen Trophäen nicht immer attraktiv. Viele outeten sich in fragwürdigem Design. Wenige waren kaum zu transportieren und die wenigsten von praktischem Nutzen. Und es befand sich unter ihnen keine einzige aus Lorbeeren, auf denen er sich hätte ausruhen können. Folge: So bespielt Axel Pätz rastlos den deutschzüngigen Sprachraum. Mit klaren Worten und viel Musik schilderte er seine in den dunklen Schluchten des brutalen Alltags erworbenen Erkenntnisse auf allen Gebieten des täglichen Lebens.
Er zog wieder alle Register seines textlichen, musikalischen und darstellerischen Könnens und lässt dabei keine Absurdität aus: Evaluationsgespräche unter Kleinkindern, das ausschweifende Nachtleben der Generation Ü-80 oder durch Genozid traumatisierte Bakterien unter dem Latexhandschuh einer Fleischfachverkäuferin. Auch drängende Fragen unserer Zeit, z.B. ob Selbstmordattentäter ein Beruf mit Zukunft ist, und welche Konsequenzen es hat, wenn man nachts im Körper eines Bayern erwacht, klärte Axel Pätz mit geballter Kraft und komplexer Lebenserfahrung.
Und wer zu Beginn der Show nicht wusste und wer die erklärenden Worte des Theaterchefs Wolfgang Hovestädt vor dem Einstieg ins Programm verpasst hatte, nämlich was »Chillen« ist, der weiß es jetzt. Es kommt aus dem englischen und bedeutet kühlen, abkühlen; und im alltagsgerechten amerikanischen Slang ausgedrückt befand sich der Kabarettfan einen ganzen Abend lang auf den genussvollen Weg sich zu entspannen, mal rumzuhängen oder sich ganz abzuhängen. Es hat sich mal wieder gelohnt, der Weg zum Travemünder Kult- und Kultur-Bahnhof. PM/KEV
Fotos Karl Erhard Vögele