TOURISMUSWIRTSCHAFT 1 37
Travemünde 01.04.2016
Aus für den »Schlafstrandkorb«
Naturschutzbehörde hat Bedenken wegen nachtaktiver Insekten

Selbst das japanische Fernsehen hatte auf der Tourismusmesse in der Hauptstadt über den Schlafstrandkorb berichtetet. Die Tourismusbranche sprach von einer »Weltneuheit«. Travemünder wissen natürlich, dass das etwas übertrieben ist: Erfunden wurde der Schlafstrandkorb schon vor Jahren eher zufällig von Gästen der Großveranstaltung »Travemünder Woche«: Die meist jungen Leute suchten aufgrund von Orientierungsproblemen im Zusammenhang mit der alkoholischen Gärung eine Alternative zu ihren nicht mehr auffindbaren Hotelzimmern.
Der Schlafstrandkorb sollte nun eine legale Variante des Travemünder Modells bieten, für 29,00 Euro pro Nacht. Doch in einer amtlichen Verfügung an die Kurverwaltung, die »Travemünde Aktuell« vorliegt, wird der Betrieb von Schlafstrandkörben als »wildes Camping im Naturschutzgebiet« untersagt. Der Travemünder Kurstrand ist nämlich seit jeher ausgewiesenes Naturschutzgebiet. Die Behörde sorgt sich unter anderem, dass durch den Gebrauch von Taschenlampen oder Petroleumleuchten im Schlafstrandkorb »Nachtaktive Insekten« desorientiert werden könnten. Ähnliche Probleme hatte es vor Jahren schon bei der Sicherheitsbeleuchtung am Strand und bei der Wiederbeleuchtung des Kalvarienbergs gegeben.
Ob das Projekt »Schlafstrandkorb« jetzt eingestellt wird oder die Körbe alternativ auf der Liegewiese »Grünstrand« aufgestellt werden, ist noch nicht raus. Bisher hatten sich die »Grünen« diesem Alternativvorschlag entgegengestemmt, weil sie darin eine Finte des Bürgermeisters vermuten. Der Schlafstrandkorb auf dem Grünstrand könnte einen Präzedenzfall bieten, die gescheiterte Hotelbebauung auf der Liegewiese doch noch durchzusetzen. Nachdem sich die Lübecker »Grünen« am Donnerstag selbst zerlegt haben, schöpft die Tourismusbranche allerdings wieder neue Hoffnung. TA