BLAULICHT 2 38
Travemünde/Lübeck 24.03.2016
Gastager schadet Lübeck
Kritiker haben recht behalten
Im Travemünder Ortsrat verkündete sie einst, dass für Veranstaltungen wie das beliebte Tortenfest kein Geld da sei. Für ihre persönlichen Zwecke war aber offenbar genug Geld da: Andrea Gastager (49) schuldete der LTM einem Prüfbericht zufolge zeitweilig mehr als 38.000 Euro. Lübecks Ex-»Tourismuschefin« macht mit dem jüngsten Skandal auch lange nach ihrem Weggang aus der Hansestadt noch Negativ-Schlagzeilen. Sie schadet damit erneut dem Ruf der städtischen Marketinggesellschaft.
Das Ergebnis der Überprüfung ist eindeutig: Es war Gastager nicht erlaubt, sich selbst Kredite von der LTM zu gewähren. Aus Geldern, die für die Tourismusförderung bestimmt waren und nicht für private Einkäufe. Zwar soll alles zurückbezahlt worden oder vom Gehalt einbehalten worden sein, doch das ändert nichts: Die Ergebnisse der heute in Lübeck vorgestellten Sonderprüfung werden höchstwahrscheinlich der Staatsanwaltschaft übergeben. Endgültig entscheidet sich das Anfang April.
Ähnliche Vorwürfe und staatsanwaltschaftliche Ermittlungen hatten bereits zur fristlosen Kündigung bei Gastagers letztem Arbeitgeber, der Tourismus Agentur Schleswig-Holstein (TASH) geführt. Jetzt berichten überregionale Nachrichtenportale wie Focus Online, dass auch in Lübeck die Firmenkreditkarte glühte.
Dabei hatte es genug Warnzeichen gegeben: »Die Politik sollte endlich die Konsequenzen ziehen, um weiteren Schaden von der Hansestadt Lübeck zu nehmen, und sich von der Geschäftsführerin der LTM trennen«, forderte bereits im Jahre 2011 sehr deutlich ein Kommentar von »Travemünde Aktuell« (Bericht hier). Jetzt zeigt sich: Lübeck und Schleswig-Holstein wäre viel erspart geblieben. Auch bei Lübecks amtierendem Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) persönlich hatte es schon vor Jahren Beschwerden über das Geschäftsgebaren von Gastager gegeben.
Jetzt wird von einem Zinsschaden von etwa 2.000 Euro gesprochen. Der Imageschaden Lübeck und Travemünde wird weitaus größer sein.
Die Kritiker von damals dürfen sich nun bestätigt sehen. Sowohl was das Geschäftsgebaren der ehemaligen LTM-Geschäftsführerin betrifft als auch deren praktische Arbeit: In Travemünde ist seit ihrem Weggang deutlich zu merken, dass die Zusammenarbeit der Tourismus-Akteure viel besser und unkomplizierter läuft. Es gibt auch keine abgesagten Veranstaltungen mehr, unter denen das Seebad zu Gastagers Zeiten zu leiden hatte.
Vor allem die Lübecker SPD hatte sich immer wieder schützend vor Gastager gestellt. Der erneute Skandal zeigt deutlich die Defizite in der Lübecker Personalpolitik. Auch der amtierende Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) als Gesellschaftervertreter und die ehemalige LTM-Aufsichtsratsvorsitzende und amtierende Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer (SPD) müssen sich wieder einmal hinterfragen lassen. TA
1 http://www.focus.de/regional/luebeck/tourismus-luebeck-wirft-ehemaliger-tourismuschef-pflichtverletzung-vor_id_5383910.html
2 http://www.hl-live.de/aktuell/textstart.php?id=105585
3 http://www.ln-online.de/Lokales/Luebeck/Ex-LTM-Chefin-Gastager-hat-25-500-Euro-privat-mit-Firmen-Kreditkarte-bezahlt