KUNST & KULTUR
Timmendorfer Strand 24.01.2016
Finissage für die Bilder des Künstlers Klaus Döring
Eine Predigt zur Kunst von Anja Es
»Vier Mal habe ich seine Arbeiten in den vergangenen zehn Jahren gezeigt und immer war die Resonanz durchweg positiv. Das ist erstaunlich; ist doch auch und gerade die zeitgenössische Kunst großen Strömungen, Moden und gerade angesagten Hypes unterworfen. Was gestern noch gefragt war, ist heute out.
Und mit dem Einrichtungsstil ändert sich auch der Kunstgeschmack, was so manch erfolgsverwöhnter Künstler schmerzlich erfahren muss.
Nicht so bei Klaus Döring: In all den Jahren, in denen ich ihn präsentieren durfte ist die Reaktion der Betrachter ziemlich gleich. Sie mögen es. Alle. Jedenfalls fast. Und auch das ist ungewöhnlich. Als Galeristin weiß ich oft schon beim Hängen, welche ›Zielgruppe‹ auf bestimmte Bilder abfährt. Da gibt es die typischen ›Frauenbilder‹ oder die, die überwiegend Männern gefallen. Nach Präsentationen mit herausfordernden, coolen oder sehr modernen Bildern zeige ich manchmal ›was Konservatives‹ und weiß: Das gefällt wieder einer anderen Gruppe von Leuten. Kaum eine künstlerische Ausdrucksweise vereinigt alle Besucher auf sich. – Außer Klaus Döring. Seine Arbeiten habe ich schon an die unterschiedlichsten Kunden verkauft und manchmal auch selbst dort gehängt. – Er passt überall hin.
Ein weiterer Unterschied zu anderen Künstlern besteht in seinem Werk, also der gesamten Menge der Bilder, die er in seinem künstlerischen Leben geschaffen hat. Natürlich sieht man auch bei ihm eine Entwicklung. Waren seine früheren Arbeiten ziemlich Blau-lastig, so hat er sich in den letzten Jahren eher dem Rot, Orange und Gelb zugewandt. Aber in Stil und Ausdruck ist er sich treu geblieben. Dabei hat er sich immer wieder neuen, großen Themen zugewandt und die, wie man in der Malerei sagt ›gut durchgearbeitet‹. Das ist eigentlich ein Begriff, der beschreiben soll, wie sauber, intensiv, vielschichtig und technisch richtig eine Leinwand malerisch bearbeitet wird. Gerade in der abstrakten Malerei reicht es nämlich nicht, eine Fläche blau anzumalen, um Kunst zu machen. Wer sich den Bildern Dörings nähert, erkennt sofort die verschiedenen Schichtungen, Materialien und Übermalungen. Das macht die Bilder so leuchtend, ohne dass sie uns entgegen kreischen. Sie bergen unter ihrer Oberfläche mehr, als das, was sie auf den ersten Blick preisgeben.
Sie haben Struktur, Duktus, Profil. So wie der Künstler selbst. Man spürt in den Bildern die Persönlichkeit des Künstlers.
›Gut durchgearbeitet‹ sind aber auch die Themen, die sich Klaus Döring gesetzt hat und das beginnt nicht erst, wenn er vor der Leinwand steht. Seine intensive Auseinandersetzung mit der Musik ist Grundlage für seine künstlerische Interpretation, seinen Kommentar, seine Übersetzung von Klang in Bild.
Seine Reisen mit seiner Frau Heidi waren Basis für die Reisebilder. Dabei bedient er sich eben nicht an Bildmaterial aus dem Internet, sondern greift auf eigene Erinnerungen und Erlebnisse zurück, verknüpft diese mit seinem Empfinden und implementiert so das Gefühl von Reisen in seine Bilder. Und das spürt man. So, wie man bei jedem Bild mehr zu spüren meint, als das, was man sieht. Auch das macht gute Kunst aus.
Deswegen war ich auch geradezu beleidigt, als ich eine Dame hörte, die, vor den Bildern von Klaus Döring stehend sagte: ›Das sind Wohnzimmerbilder!‹
Glücklicherweise hat sie diese Bemerkung noch ausgeführt: Das seien Bilder, die man immer um sich haben könnte, an denen man sich nicht über sieht, die angenehm wirken und doch eine Herausforderung, zumindest ein gewisses Mysterium in sich tragen. – Glück gehabt.
Nun endet die Ausstellung mit Klaus Döring und ich glaube und hoffe, die Schau hat vielen Menschen Freude gemacht, hat sie inspiriert und gezeigt: Kunst schaffen ist eine Kunst. Klaus Döring ist ein Künstler.« Text Anja Es
Fotos Karl Erhard Vögele