BLAULICHT
Ostsee/Travemünde 09.01.2016
Munitions-Unfälle – und kein Ende
Neue Untersuchung: Zahl der Opfer durch Altmunition an deutscher Nord- und Ostsee doppelt so hoch wie bislang geschätzt
Insgesamt 288 Vorfälle mit deutschen Opfern hat Nehring mittlerweile untersucht – Unfälle während der Munitionsversenkungen in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg durch alliierte und deutsche Behörden, bei Kampfstoff-»Entsorgungen« seitens der BRD und der DDR, Unfälle in der Fischerei, in der Schifffahrt etwa durch Minenkollision, bei Baggerungen, Wasserbaumaßnahmen oder Bergungsversuchen sowie in den vergangenen Jahren zunehmend bei Touristen durch unaufgeklärten Umgang mit Strandfunden. »Und selbst all dies«, so Nehring weiter, »bedeutet noch nicht das Ende des Schreckens« – nicht nur, weil auch heute noch viele Akten nicht einsehbar seien, sondern auch, weil es nach wie vor jedes Jahr zu neuen Unfällen mit grausamen Verletzungen komme.

In diesem Zusammenhang bemängelt der Experte erneut das Agieren der zuständigen Behörden, insbesondere des so genannten Bund‑/Länder-Expertenkreises »Munition im Meer«. Noch immer würde vieles ignoriert oder übersehen, es werde aber auch versäumt, weiteren Vorfällen an besonders gefährdeten Stränden durch klare Verbote vorzubeugen. Ferner blieben bis heute die Folgen von Kampfstoffunfällen vor allem in der Ostsee-Fischerei zu wenig beachtet – und dies nicht nur in Deutschland: »Keine offizielle Stelle hat bis heute die Initiative ergriffen, dieses lebensgefährliche Problem für die Fischer (und Verbraucher) zu lösen«, so Nehring. PM Foerderkreis WATERKANT e. V. buero@waterkant.info.
Fotos: Dr. Nehring