Knapp 600 Travemünder besuchten Informationsveranstaltung in der Ostsee-Akademie
Bei den Planungen war man erst von bis zu 150, zuletzt von 500 Besuchern ausgegangen. Am Ende waren es knapp 600 Travemünder, einige saßen sogar auf Tischen, der Platz im großen Saal der Ostsee-Akademie reichte gerade mal so. Das Interesse an den geplanten Gemeinschaftsunterkünften in der Ostseestraße ist groß.
Knapp 600 Travemünder besuchten am frühen Donnerstagabend die Informationsveranstaltung in der Ostsee-Akademie. Fotos: KARL ERHARD VÖGELE
Schon eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn hatte sich der Parkplatz vor der Akademie merklich gefüllt. Ein Sicherheitsdienst war vor Ort und auch die Polizei schaute zu Veranstaltungsbeginn vorbei. Im Vorfeld aufgekommene Bedenken erwiesen sich aber als unbegründet, die Versammlung verlief diszipliniert, niemand wurde laut.
Zu Beginn stellte Fachbereichsleiter Sven Schindler (SPD) noch einmal die Zahlen vor. Mit 1.000 Neuzuweisungen würde Lübeck noch in diesem Jahr rechnen. »Im nächsten Jahr rechnen wir mit 3.500 sagte er.« In den kommenden zwölf Monaten müssten 4.000 Wohnmöglichkeiten geschaffen werden.
In Travemünde gibt es zurzeit 90 Plätze für Flüchtlinge, knapp 400 kommen mit der geplanten Gemeinschaftsunterkunft in der Ostseestraße dazu. Eine Gemeinschaftsunterkunft ist der »Zwischenschritt« zwischen Erstaufnahme und später einer eigenen Wohnung. In der Ostseestraße sollen auf einer 18 Hektar großen landwirtschaftlichen Grünfläche Holzhäuser errichtet werden. Die normale Zimmergröße beträgt 5 x 5 Meter. Darin müssen zwei Etagenbetten, ein Tisch und ein Kühlschrank Platz finden.
Die anschließenden Aussagen zur Immobilienwirtschaft und Tourismus waren etwas allgemein gehalten. Zur Befürchtung um die Immobilienwerte meinte Fachbereichsleiter Sven Schindler mit Verweis auf Aussagen der Sparkasse, es gäbe keinen Anlass zur Sorge, dass sich die Immobilienpreise nach unten bewegen würden. Außerdem würden die Flüchtlinge später ja selbst Druck auf den Wohnungsmarkt ausüben, wenn sie ein Einkommen haben und in reguläre Häuser und Wohnungen ziehen.
Zur Sorge um einbrechende Tourismuszahlen aufgrund von Flüchtlingsunterkünften meinte Schindler: »Das ist Blödsinn, danach sucht sich kein Tourist seinen Urlaubsort aus heutzutage«.
Dann ging es an die Publikumsfragen. Busse und Züge seien jetzt schon dicht, ob man nicht dafür sorgen könne, dass mehr Platz ist, hieß es etwa. Sven Schindler will das mit dem Stadtverkehr besprechen.
Zur Frage, ob aus 400 Unterkünften bei steigendem Druck auch 1000 werden könnten hieß es, die Stadt hätte nicht vor, dort eine Aufstockung vorzunehmen.
Zum Hinweis auf Ausschreitungen hieß es, es gäbe mehr rechte Gewalt gegen Asylsuchende.
Den Verantwortlichen im Podium war eine gewisse Routine im Umgang mit den Fragen anzumerken, schließlich war dies nicht ihre erste Informationsveranstaltung in Lübeck. So fielen etliche Antworten etwas unglücklich aus. So drehte sich eine Frage darum, wer für Sicherheit sorgen würde. In der Ostseestraße würden viele ältere Menschen mit Rollatoren spazieren gehen. Und es gäbe viele ungesicherte Erdgeschoss-Wohnungen von Senioren in der Gegend. Fachbereichsleiter Sven Schindler meinte, man könne auch weiterhin dort mit Rollatoren spazieren gehen. Und er sei überzeugt, dass sich 400 Menschen »nicht vor den Erdgeschossen der Pflegeeinrichtung tummeln« würden. Das sorgte für Lacher.
Auf die Frage, ob die Fuß- und Radwege denn ausreichen würden hieß es vom Podium, die Flüchtlinge würden ja nicht alle gleichzeitig die Straße auf und ab laufen. Auch das sorgte wieder für Lacher.
So gab es mehrere Gelegenheiten, bei denen die Fragesteller auch aufgrund der Antworten ausgelacht wurden. Das schreckt andere Teilnehmer ab, sich überhaupt erst zu melden.
Die Liste für ehrenamtliche Unterstützer aus Travemünde füllte sich schnell. Erfahrungsgemäß melden sich viele Ehrenamtler dann später noch, wenn die Einrichtung steht. Fotos: KARL ERHARD VÖGELE
Die Grundstimmung auf der Versammlung war wie erwartet überwiegend positiv. Erneut wurde berichtet, dass viele Travemünder schon angefragt haben, wie sie helfen können. Weiter 19 Bürger trugen sich nach der Veranstaltung auf entsprechenden Listen ein. Gesucht werden zurzeit zum Beispiel »ehrenamtliche Schrauber«, die den Neubürgern in der Fahrradwerkstatt helfen können. Voraussichtlich im November oder Dezember soll es eine Info-Veranstaltung geben. TA
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Kommentare
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Kommentar von I. Mohrmann am 06.11.2015[3,5/284]
Von 600 Teilnehmern haben sich gleich 19 als freiwillige Helfer eingetragen. Wow. Das ist wirklich erwähnenswert. Es ist bedauerlich, dass einige Fragen ins lächerliche gezogen wurden. Ob die Herrschaften immer noch lachen werden, wenn es zu den ersten handfesten Ausschreitungen dort kommt? Was passiert eigentlich, wenn die Angehörigen der dort untergebrachten nachkommen? Wird dann auch wieder ganz heimlich aufgestockt? Wann dürfen wir, die Steuerzahler, endlich darüber entscheiden was in unserem Land passiert? Wann ist endlich Schluss mit dieser Massenzuwanderung? Warum ist kein Geld für Lübecks Schulen da? Wieso werden Millionen für Flüchtlinge ausgegeben und warum wird an unseren Kindern gespart? Eine Schande ist das!
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Kommentar von siegbert bruders am 06.11.2015[1,7/174]
Die Menschen sind froh dem Krieg und der Flucht entkommen zu sein. Am besten mal die Unterkünfte besuchen und mit den Menschen in Kontakt kommen. Dann legen sich alle Vorurteile.
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Kommentar von Dieter Sprado am 06.11.2015[2,3/193]
Traurig, Traurig wie einige Bürger sich gegenüber Flüchtlinge und Verfolgte verhalten. Anstatt Hilfe anzubieten, werden erstmal die eigenen Befindlichkeiten gepflegt. Ich fand die Versammlung unaufgeregt und war angenehm überrascht. Wir betonen immer, das wir in einem christlichen Land leben, dann sollten wir auch so Handeln.
Mit freundlichen Gruß
D. Sprado
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Kommentar von Andreas Skusa, Lübeck am 06.11.2015[2,9/212]
Die Informationsveranstaltung ist wichtig. Viel wichtiger wäre es aber, die Einwohner von Travemünde vor Planung einer Gemeinschaftsunterkunft mit einzubeziehen und nicht vor bereits vollendeten Tatsachen zu stellen!
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Kommentar von I. Mohrmann am 06.11.2015[3,2/252]
In Lübeck verrotten die Schulen. Lesen Sie dazu bitte einmal den Bericht bei HL-Live. Unsere Kinder können die Toiletten dort nicht mehr benutzen, die Dächer sind kaputt. Wo sollen unsere Kinder ihre Notdurft verrichten? Im Gebüsch? Wir sollten langsam mal wieder an uns denken, bevor Milliaren für fremde Menschen ausgegeben werden!
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Kommentar von Volkhart und Susanne Holscher am 06.11.2015[2,5/172]
Es handelt sich um Menschen die alles verloren haben. Es ist positiv, dass sich zu den zahlreichen bisherigen Travemünder Helfern an diesem Abend spontan 19 weitere Freiwillige gemeldet haben. In einer der letzten Wortmeldungen berichtete ein junger Mann, dass seine Eltern selbst mal Flüchtlinge waren und er nun selbstverständlich einiges von dieser Hilfsbereitschaft zurückgeben kann. Der Beifall zu dieser Einstellung war überwältigend groß. Dem können wir uns nur anschließen.
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Kommentar von Olvi Lapinkulta am 06.11.2015[1,3/107]
»Ein Sicherheitsdienst war vor Ort und auch die Polizei schaute zu Veranstaltungsbeginn vorbei.«
Hat man etwa mit Massenschlägereien gerechnet?
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Kommentar von I. Mohrmann am 06.11.2015[2,9/174]
Auch in Deutschland leben Menschen die alles verloren haben. Oftmals ohne eigenes Verschulden.
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Kommentar von Klaus Palte am 07.11.2015[2,1/109]
Es wird immer wieder gesagt, es würden sehr viel mehr Männer als Frauen und ihre Kinder als Flüchtlinge bei uns ankommen. Stimmt das und falls ja, kann man daraus schließen, dass die Männer mehr von den Kriegsfolgen betroffen sind, als Frauen und Kinder ? Es wird auch davon gesprochen, dass das Nachholen der restlichen Familienmitglieder unterbunden werden soll. Gibt es da Zusammenhänge ?
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Kommentar von Dr. P. Voeltz am 07.11.2015[4,2/121]
Aus Syrien fliehen sehr viele junge Männer um sich ihrer Wehrpflicht bei den Assad’schen Regierungstruppen zu entziehen. Sie gehören häufig der nicht militanten Oppostion an. Andere fürchten zu recht mit Blick auf die schwache Lage der regierungstreuen Streitkräfte im Falle ihrer Gefangennahme als Angehörige der Regierungstruppen von der al-Nusra-Miliz, der IS-Miliz oder durch andere regierungsfeindliche Milizen mißhandelt und getötet zu werden. Derzeit befindet sich auch jeder Shiit in potentieller Lebensgefahr, der sich in einem von sunnitischen Kampfgruppen (z.B. IS) kontrollierten Gebiet aufhält.Nicht unbeachtlich ist auch,dass junge Männer angesichts der beruflich aussichtslosen Lage in den jordanischen, libanesischen und türkischen Flüchtlingslagern einfach »weiterziehen«, weil sie »fit« genug für die Widernisse der weiteren Flucht sind und die finanziellen Mittel zur Bezahlung von Fluchthelfern nur für ein Familienmitglied reichen.pv+
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Kommentar von I. Mohrmann am 08.11.2015[2,4/129]
75 % der Flüchtlinge sind junge Männer, die ihre Frauen und Kinder dort zurück lassen. Diese werden dann im nächsten Jahr alle zu uns kommen (Familienzusammen-Führung), so dass wir im nächsten Jahr mit mindestens 4 Millionen neuer Flüchtlinge zu rechnen haben.
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Kommentar von Änne Wist am 08.11.2015[2,5/163]
Lübeck schlachtet die Kuh, die sie sonst melkt. 400 Unterkünfte plus bereits 42 vorhandene muss man auf 1 % der Einwohner von Travemünde umrechnen. Eine gleichmäßige Verteilung auf alle Ortschaften ist damit nicht gegeben. Das Pommernzentrum ist damit für Tourismus gestorben. Außerdem wird in 2016 an der Priwallwaterfront, vor dem Maritim und beim Pommernzentrum gebaut. Wer will denn da noch Urlaub machen? Die geplanten Flüchtlingsbauten an der Ostseestraße sehen mit diesen Fensterchen im Entwurf aus wie das UG in Hamburg. Die vortragenden Herrschaften haben sich mit großer Überheblichkeit über die Einwände der Zuhörer hinweg gesetzt und uns allen Sand in die Augen gestreut. Das Baurecht sollte schnellstens von den Eignern des Pommernzentrums überprüft werden und gfs. Widerspruch gegen die Baugenehmigung eingereicht werden. So ein Bau ist vielleicht im Gewerbegebiet in der Geniner Straße angebracht, aber nicht im Touristengebiet.