KUNST & KULTUR
Hamburg 22.09.2015
Faszination und Flair eines Hafens: Emil Nolde in Hamburg
Seltene und bislang nicht gezeigte Werke des bedeutenden Expressionisten Emil Nolde sind in einer einmaligen Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle zu sehen. Weltweit hat die Eröffnung der Ausstellung »Emil Nolde in Hamburg« über unsere Grenzen hinaus Beachtung gefunden. Es werden vor allem seine Aquarelle, Radierungen, Tuschpinselzeichnungen und Gemälde präsentiert, die sich der Thematik Hamburger Hafen, Schiffe im Hafen und auf der Elbe und dem Thema Wasser widmen. Geöffnet ist diese Ausstellung bis zum 10. Februar 2016, dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr ( donnerstags 10 – 21 Uhr).

Emil Nolde (1867-1956) liebte das Wasser, die See. Als Maler des Expressionismus, zeitweise Mitglied der »Brücke« und der »Berliner Secession« besuchte er Hamburg oft und regelmäßig. Die pulsierende Hansestadt inspirierte ihn. Im Februar und März 1910 verarbeitete er seine Eindrücke vom Hamburger Hafen in über 100 Werken. Das aufmerksame Betrachten des Alltags im Hafen war für Emil Nolde Faszination. Jeden Morgen tauchte er in eine aufregende Welt. Der Hafen war ein von Bildern, Geräuschen und Gerüchen geprägter Ort, mit ständigem Trubel bei Tag und Nacht. Er bannte Bewegung auf weißes und mit brauner Farbe getränktes Papier und machte Dynamik durch geblähte Segel, Dampf- und Rauchwolken sichtbar.

Nolde: »Mit den Pinassen voll Menschen ging ich fahrend arbeitend, bei dem Getriebe auf den Landungsbrücken saß ich, immer arbeitend … Es war ein Untertauchen des ganzen Menschen in Arbeit und Spannung. … Die entstandenen Radierungen hatten Lärm und Tosen, Rausch und Rauch und Leben.« Daniel Haas in der ZEIT Hamburg Nr. 38, 2015 sieht Nolde als »ein Bildreporter am Brennpunkt neuer Technologien und als Action-Painter in der Fabrik der Moderne. … Wolken und Maschinendampf. Planken und Wogen – oft sind sie nur ein Schmiss im Weiß des Papiers.«

Altbundeskanzler Helmut Schmidt empfand es als Ehre, ein Geleitwort zu dieser Ausstellung schreiben zu dürfen. Er sei fasziniert von Nolde, und habe zu seiner Amtszeit das offizielle Amtszimmer des Bundeskanzlers als Noldezimmer ausstatten lassen. Helmut Schmidt in seinem Geleitwort: »Vor allem gefallen mir die souveräne Weglassung des Unwichtigen und die kraftvollen Farben, leuchtend und zugleich nachdenklich-melancholisch stimmend.«
Die Ausstellung ist eine bisher nie da gewesenen Zusammenstellung von Noldes Werken aus öffentlichen und privaten Sammlungen. Sie ist es wert, besucht zu werden! Liebhaber maritimer Themen und Motive kommen sicher voller neuen Eindrücke zurück, wie Nolde bereits damals zum Zeugen der gewaltigen technischen Umwälzungen wurde und diese in seinen Bildern verdichtet und auf den Punkt gebracht hat. KEV/EMS
