VERANSTALTUNGEN/UMLAND
Niendorf/Ostsee 04.07.2015
Am Niendorfer Hafen rockt und swingt es
Sommerstimmung und gute Laune herrschen am Niendorfer Hafen. Unter freiem Himmel und in der großen Halle der Evers-Werft eröffnete Nils Landgren am Freitag die 25. Jazz Baltica. Bis zum Sonntag geben sich bekannte Ensembles und herausragende Solisten in der Gemeinde Timmendorfer Strand ein Stelldichein.
Das kleine, aber feine Jazzfestival ist inzwischen beim Publikum angekommen. Einige Konzerte waren schon zu Beginn ausverkauft. Für den Auftakt hatte Nils Landgren, der schwedische Meisterposaunist und Festivalleiter, mit der Bohuslän Big Band Freunde aus Göteborg eingeladen. Die zwölf Herren in weißen Hemden gaben das Startsignal vor der Open Air-Bühne am Hafenbecken. Angekündigt waren sie als »Marching Band«. Für die ersten 40 Minuten aber bewiesen sie Standfestigkeit. Erst dann setzten sie sich in Bewegung, wanderten musizierend ums Hafenbecken.
»O when the Saints go marching in« spielten und sangen sie beim Einzug aufs Werftgelände. Im Saal begrüßte Festivalchef Landgren das Publikum und Ehrengäste, darunter die Bürgermeisterin von Timmendorfer Strand, Hatice Kara, Hamburgs Ersten Bürgermeister Olaf Scholz und Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Britta Ernst. »Endlich ist es warm. Aber die Wärme des Publikums habe ich immer gespürt,« sagte Landgren und stellte die erste Band vor, das Jazz Baltica Ensemble 2015. Von Anfang an habe es eine solche festivaleigene Formation gegeben, immer wieder in neuer Besetzung, sagte Landgren.
Der hochtalentierte Nachwuchs aus Deutschland, Schweden, Norwegen und Estland zeigte sich bestens aufeinander eingespielt. Der Sound stimmte, die Soli saßen. Zum Schluss gesellte sich Meister Landgren dazu, zog bei einer Glissando-Parade quasi alle Register seines Instruments.
Zwischendurch griff Michael Adamska vom Vorstand der Investitionsbank Schleswig-Holstein zum Mikrofon. Er gab den Namen der Preisträgerin des diesjährigen Jazz Award bekannt. Über die Auszeichnung und 3.000 Euro Preisgeld darf sich die Hamburger Saxophonistin Katharina »Tini« Thomsen freuen, die in diesem Konzert nicht nur am Bariton-Saxophon, sondern auch auf der Bassklarinette brillierte.
Als zweite Gruppe des ersten Konzertes präsentierte Nils Landgren die Mannen um den italienischen Startrompeter Enrico Rava. Der aus Triest stammende Musiker wird in diesem Monat 76 Jahre alt. Trotzdem spielt er noch immer wie ein junger Gott, begeistert mit Einfallsreichtum, melodischem Geschick und ungebremster Musizierfreude die Jazzgemeinde. Es muss nicht immer volle Power sein. Ihm reichen oft schlichte melodische Phrasen als Ausgangsmaterial stimmiger Improvisationen, die das Publikum mitreißen oder zum Träumen bringen. Neben Giovanni Guidi (Klavier), Gabriele Evangelista (Bass) und Fabrizio Sferra (Schlagzeug) stellte er insbesondere den Posaunisten Gianluca Petrella heraus. Das Zusammenspiel von Trompete und Posaune ergab großartige und spannende Dialoge. Auch hier rauschender Beifall.
Spät abends ging es weiter. Die »Dance Night« mit dem Saxophonisten Maceo Parker war ausverkauft. Am frühen Morgen – Beginn war für 0.30 Uhr angesetzt – lud das Arne Jansen Trio auf die Nachtbühne ein. Parallel hierzu war »at the beach« die Preisträgerin Tini Thomsen mit ihrer Band zu hören, beides bei freiem Eintritt.
Alle Termine für Sonnabend und Sonntag sind unter www.jazzbaltica.de zu finden. TD
1 http://www.jazzbaltica.de