VERANSTALTUNGEN 1
Travemünde 09.05.2015
Start der Strandsaison
Anbadefest mit organisatorischen Schwächen

Von der Eröffnung der »WindArt« in der Vorderreihe (TA berichtete) zog am Samstag die Band »Lübecks Freibeutermukke« die Vorderreihe entlang zum Anbade-Fest am Kurstrand. Schon von weitem war zu sehen, dass es auf dem Veranstaltungsgelände an Atmosphäre fehlte: Keine Badekarren an der Wasserkante. Die städtische Marketinggesellschaft hatte bereits vor Jahren die Travemünder Badekarren verkauft. Zwar war aus Veranstalterkreisen zu hören, dass man sich bemühe die Karren jetzt zurückzukaufen, doch das war nicht von Erfolg gekrönt. So stand für Badegäste, die sich umziehen wollten, ein Wohnwagen am Strand. Wenig maritim, aber immerhin mit Schiffen bemalt. Gute Bilder sind beim »Anbaden« besonders wichtig, da die Veranstaltung normalerweise eine starke Marketing-Funktion hat: Die dort entstandenen Bilder sollen durch die Medien gehen und für die Strandsaison werben.
Das andere ist die Bedeutung der liebgewonnen Veranstaltung für die Einheimischen: Da hatte sich immerhin schon die gute Nachricht herumgesprochen, dass die amtierende Stadtpräsidentin nicht teilnehmen wird. Sie hatte in der Vergangenheit durch sehr lange Reden mehrfach für frierende Gäste und Fehlstarts gesorgt. Auch in Zukunft wird sie wohl nicht mehr dabei sein, auch weil die Doppelstruktur mit zusätzlichem Amt als Aufsichtsratsvorsitzende der städtischen Marketinggesellschaft entfällt.
Die Eröffnungsrede hielt der neue Marketing-Chef und alte Veranstaltungsleiter der sich, wie Gäste der Veranstaltung anmerkten, optisch dem corporate design der Piratenband anzunähern schien. Die Rede jedenfalls fiel inklusive runterzählen angenehm knapp aus. Auch sinnfreie Slogans der vergangenen Jahre wie »Das Meer ist eröffnet« waren nicht mehr zu hören, stattdessen eröffnete man einfach die Badesaison.
Nach der Jagd auf die Plastikentchen zeigten sich dann weitere Schwächen des Veranstaltungskonzeptes: Die Zuschauer auf der Seebrücke strebten mehrheitlich in gerader Linie hinter dem Gastronomiezelt zurück zur Strandpromenade und waren so für die weitere Veranstaltung verloren. Zusätzliche Gäste gingen, als die Piratenband lautstark weiterspielte. Die hatte sehr gut zum Veranstaltungsgelände geführt, aber hier hätte nach dem Anbaden wohl besser gleich die zusätzlich engagierte Liveband »Lutopia Orchestra« übernommen, um zum Verweilen an den Pagodenzelten einzuladen. Viele Gäste bekamen von dem sehr guten Duo so gar nichts mehr mit. Und der privatwirtschaftlichen Gastronomie mit Getränken, Erdbeertorte und Spargelsuppe dürfte einiges an Umsätzen entgangen sein.
Kritisiert wurde am Rande der Veranstaltung auch, dass das Anbaden zwar auf Plakaten mit Datum beworben, dort aber nicht die Uhrzeit kommuniziert wurde. Aber nach dem Anbaden ist vor dem Anbaden und nächstes Jahr – für ein Seebad eigentlich eine Selbstverständlichkeit – wird dann möglicherweise auch wieder der Kurdirektor mit in die Fluten springen. TA