George Gershwins Porgy and Bess neu erzählt

Wolfgang Hovestädt begrüßte sein in den Kulturbahnhof geeiltes Publikum sehr herzlich. Die Entscheidung für die Kunst habe sich, so der Kulturchef, selbst bei schmuddeligem Wetter und der wegen der Umstellung auf die Sommerzeit kurzen Nacht heute ganz besonders gelohnt. Für Musikkenner steht etwas ganz Außergewöhnliches auf dem Programm: Porgy and Bess, ein Erzählkonzert der legendären Black Opera für Piano, Saxofon und Storyteller.

Mit diesem »Erzählkonzert« verwirklichten der Saxofonist Stephan Völker, der Pianist Mike Schoenmehl und der Schauspieler Ardell Johnson als Erzähler eine lang gehegte Idee. Sie entführten ihre Zuhörer gleich zu Beginn mit dem Wiegenlied »Summertime …« direkt in die Catfish Row im Charleston des 19. Jahrhunderts, mitten hinein in das Leben von Porgy, Bess, dem gewalttätigen Crown und dem Drogenhändler Sporting Life.

Den Künstlern ist damit gelungen, bei einfachster Instrumentierung und unplugged das Publikum mit ihrem meisterhaften Spiel zu fesseln und zum ersten begeisterten Beifall hinreisen zu lassen. Das Meisterwerk Gershwins ist eine Geschichte aus Tragik und Leidenschaft. Bleibt die Frage: Warum wollen wir sie immer wieder hören, diese Geschichte und diese Lieder? Vielleicht, weil sie von Menschen erzählen: von Einsamkeit, Sehnsucht und Verführbarkeit. Und natürlich von einer großen, einmaligen Liebe.

Die drei Künstler haben dem Publikum einen neunzigminütigen musikalischen Hochgenuss geboten, bei dem Schoenmehl am Klavier und Völker mit seinem Saxophone ihre Klasse als Jazzmusiker ausleben konnten. Ardell Johnson hat sehr einfühlsam die verbindenden Worte zu dem Geschehen gefunden.

Mit dieser Veranstaltung ist es der Kulturbühne wieder einmal gelungen, namhafte Künstler zu einer Veranstaltung mit außerordentlichem Niveau nach Travemünde zu bekommen. PM/KEV

Fotos Karl Erhard Vögele