GESCHICHTE 1 5
Travemünde 24.01.2015
Riskante Flucht aus der DDR:
Vor 52 Jahren robbte Hans Much über die zugefrorene Ostsee in die Freiheit

»Ich habe die Idee gehabt, Du gehst bis zur Fahrrinne und wartest bis ein Schiff kommt«, erzählt Hans Much, der zur Zeit mit seiner Frau Urlaub in Travemünde macht. Also packte er Kompass, Taschenlampe, Taschenmesser und ein langes Seil ein. Und ging in Groß Schwansee los. Doch da kam kein Schiff. Mitten in der Nacht stand er allein auf der Ostsee.
Kurz überlegte er, ob er weitergehen oder umkehren sollte. Dann sicherte er sich mit dem Seil ab, damit er sich wieder hinausziehen kann, wenn er im Eis einbrechen sollte. Und robbte über die Fahrrinne. Als das Seil stramm zog, guckte sich der damals 26jährige um. Er hatte schon mehr als die Hälfte der Fahrrinne geschafft. Da ging er das Risiko ein, band sich los und ging weiter. Morgens um 06:00 Uhr kam er in Grömitz an.
In Grömitz hielt ein Polizeiauto an und nahm den jungen Mann mit nach Lübeck, wo es Kaffee, Kuchen, Brötchen und eine Unterkunft in einer Pension gab. Später fand er Arbeit in Düsseldorf.
Im Urlaub geht es aber zurück an die Ostsee, mit der Bahn. Die Fahrräder sind dabei. Man will ja fit bleiben.
Seine Fluchtgeschichte erzählt Hans Much jetzt nach 52 Jahren zum ersten Mal öffentlich in den Medien. TA