ORTSGESCHEHEN 7 1
Travemünde 07.12.2014
Lukrativer Immobiliendeal:
Stadt verkauft Wohnheim zum Grundstückswert ohne Ausschreibung – und mietet es zurück
»Eine Ausschreibung ist für dieses Jahr geplant«, hieß es von Seiten der Hansestadt Lübeck noch im Januar 2014 zum brachliegenden Wohnheim auf dem Priwall (TA berichtete). Darauf hatten sich auch einheimische Kaufinteressenten verlassen. Doch die Stadt verkaufte ohne Ausschreibung. Und mietet das Gebäude dann möglicherweise zurück. Das Wohnheim könnte sich für den Käufer als echtes Schnäppchenhaus erweisen.
Der allgemeine Anstieg der Immobilienpreise scheint an dem Gebäude in der Wiekstraße jedenfalls vorbeigegangen zu sein: Im Jahre 1990 kaufte es die Stadt für 972.500,00 Mark. Fünfundzwanzig Jahre später verkauft sie es wieder für die Hälfte: 240.000,00 Euro (ca. 480.000 Mark). Der Grund: Es wurde der reine Grundstückspreis berechnet. Der Gutachterausschuss ging von einem Abriss aus. Der Bodenwert (also der Preis pro Quadratmeter Land) für das 2.660 Quadratmeter große Grundstück beträgt 120,00 Euro. Macht 319.200,00 Euro. Davon wurden die voraussichtlichen Abrisskosten (»Kosten für die Freilegung des Grundstücks«) in Höhe von 80.000,00 Euro gleich abgezogen. Womit der Verkehrswert in Höhe von 240.000,00 Euro zustande kommt. Zudem stammt das Verkehrswertgutachten der Hansestadt Lübeck bereits vom Februar 2012. Es attestiert dem Gebäude einen »schlechten baulichen Zustand«. Der Ausschuss konnte »keinen Wert« mehr für das Haus feststellen und vertrat die Auffassung »dass eine nachhaltige Nachnutzung aufgrund des bestehenden Grundrisses sich als schwierig gestalten könnte.« In den vergangenen zwei Jahren haben sich allerdings sowohl die Immobilienpreise in Travemünde als auch der Zustrom von Flüchtlingen geändert, tendenziell beides nach oben. So ist in dem gleichen Papier, das mit dem reinen Grundstückspreis rechnet, auch nachzulesen, dass der Käufer aus Lübeck das Haus wieder herrichten will. »Für die Unterbringung von Asylsuchenden oder für die Nutzung als Ferienwohnungen.«Mit einer Ausschreibung hätte die Stadt möglicherweise mehr Geld einnehmen können. Nun kann sich der Käufer aus Lübeck freuen. Besonders, wenn die Immobilie von der Stadt zurückgemietet wird, könnte sich der Kauf als lukrative Geldanlage erweisen. Was das Zurückmieten die Stadt kosten könnte, lassen alte Mietverträge erahnen: Im Jahre 1989 hatte die Stadt, bevor sie Eigentümer wurde, das Haus schon einmal für sieben Jahre zur Unterbringung von Asylbewerbern angemietet. Für 10.000 DM (ca. 5.000 Euro) – Pro Monat.
TA#ia#
Das sagt der StadtsprecherAuf die Frage von »Travemünde Aktuell«, was denn aus der angekündigten Ausschreibung geworden ist, antwortet Stadtsprecher Marc C. Langetepe: »Die Bürgerschaft hat am 18.9.2014 den Verkauf beschlossen. Der Erwerber plant den Umbau des Objektes in Ferienwohnungen, bzw. übergangsweise auch zur Unterbringung von Flüchtlingen, wenn die HL Bedarf hat. Beurkundung des Vertrages soll noch im Dezember erfolgen.«Auf nochmalige Nachfrage, warum denn keine Ausschreibung stattgefunden habe, antwortete der Stadtsprecher: »Eine Ausschreibung hat nicht stattgefunden, da die HL einen Käufer gefunden hat, der den durch Gutachterausschuss ermittelten Verkehrswert zahlt, darüber hinhaus den jetzigen, langjährigen Mieter »übernimmt« und er das sanierte Objekt dann der HL zur Unterbringung von Flüchtlingen/Asylbewerbern vermietet.«#ie#
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Kommentare
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Kommentar von Rolf Fechner am 07.12.2014 [5,0/1]
Bei Schnäppchenpreisen ohne Ausschreibung werde ich gleich hellhörig. Wer ist denn der glückliche Käufer?
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Kommentar von Klaus Hansen am 08.12.2014 [0,0/0]
Der schnelle Verkauf des Grundstückes ohne Ausschreibung hat mal wieder etwas sehr Lübeck Spezielles, zumal lt. Bericht weitere abwarten mussten, da ihnen eine Ausschreibung in Aussicht gestellt wurde. Jetzt ist natürlich von Interesse, wer der glückliche Käufer dieses Objektes ist. Einige Travemünder mögen es schon ahnen!!! Auch in Lübeck ist der Verkauf von Grundstücken in besonders guter Lage auffällig, denn es bekommen oft immer die gleichen Wohnungsbaugesellschaften den Zuschlag. Es ist gut, dass Travemünde-Aktuell dieses Thema einmal aufgreift
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Kommentar von mitleser am 08.12.2014 [0,0/0]
Ich finde die Sache stinkt...
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Kommentar von Justus Justizius am 08.12.2014 [0,0/0]
Wahl LTM-Chef, Senatorenwahl, Priwallimmobilie, Bürgerschaftsbeschlüsse werden nicht ausgeführt (Beleuchtung Dr. Zippelpark)- das passt alles zusammen. Wohl kein Offizialdelikt dabei. Sonst würde ja nach der Lektüre dieser Vorgänge ein Staatsanwalt seines Amtes walten müssen. Man ist ja schon zufrieden, wenn immerhin ein Polizeihund des Nachts mögliche Altmetalldiebe dingfest macht, unter anderem unter dem möglichen Diebesgut ein Kupferkännchen im zweistelligen Cent-Betrag, wie in einem Kommentar in HL Live zu lesen ist.
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Kommentar von Alf Anonymous am 08.12.2014 [0,0/0]
Diese Geschichte stinkt mitnichten und erfordert Aufklaerung durch einen Untersuchungsausschuss. Schlagwoerter wie »Veruntreuung«, »Vetterwirtschaft« und »Illegale Vorteilsnutzung« kommen mir da unweigerlich in den Sinn, daher sollte eine Klage gegen Verantwortliche in Betracht gezogen werden.
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Kommentar von rolf kaufmann am 08.12.2014 [0,0/0]
Das riecht – wie so oft bei Immobilienverkäufen auf dem Priwall. Und immer, scheint es, ist Herr Strätz vom Liegenschaftsamt dabei.
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Kommentar von B.David am 09.12.2014 [0,0/0]
Mir ist unverständlich,dass das Liegenschaftsamt 14 Jahre das Gebäude verkommen lässt, um es dann zu einem Ramschpreis der Vermarktung zuzuführen. Warum wurde es nicht früher an die KWL übergeben??? Warum keine Ausschreibung, wo es lokale Interessenten gibt??? Jeder vernünftig denkende Mensch geht sorgfältiger mit seinem Eigentum um. Ich erwarte,dass die Verantwortlichen zur Rede gestellt werden. Dieser Misswirtschaft in Lübeck muss dringend Einhalt geboten werden.
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