Anja Es: Die Predigt zur Kunst für den Künstler Kai Piepgras

Es ist seit Jahren Kult, dass die Künstlerin und Galeristin Anja Es sowohl in ihrer früheren Galerie in Travemünde als auch jetzt an ihrem Standort in der Trinkkurhalle in Timmendorfer-Strand ihre Predigt zur Kunst hält. Jeder neue Künstler, der in ihrer Galerie ausstellt, wird mit einer launig-ernsten Predigt was Person und Werk betrifft in wohl gewählter Sprache thematisiert.

Künstler Kai Piepgras sei, so Anja Es, kein Mann großer Worte oder kunsttheoretischer Untermalung. Seine Untermalungen seien handwerklicher Natur und seine Größe drückt sich in Format und Formaten aus. Die Qualität seiner Arbeiten erschließt sich augen-blick-lich und die Darstellung könnte nicht klarer sein. Und das ist es wohl auch, was einen vor den Bildern von Kai Piepgras festwachsen läßt. Sie wirken wie aus der Realität ausgeschnitten und doch gleichzeitig surreal, traumartig.

Figuren aus dem Leben balancieren auf riesigen Rotweingläsern, manche schwanken bereits gefährlich, andere wagen ein Tänzchen wieder andere benutzen den hausdünnen Rand des Glases als Laufsteg oder als Arbeitsweg. Bilder der Anspielung auf die Gefahren und auch auf dem Umgang mit den vielfältigen Verführungen des Lebens. Keine Predigt von Anja Es ohne Mahnung an die Kunstgemeinde – manchmal eine ernste Ermahnung, aber auch oftmals einen Rat und Wunsch.

So schließt sie denn ihre Laudatio und Predigt für Kai Piepgras mit der Erkenntnis, sich von der Kunst öfter verführen zu lassen. »Geben Sie dem Schöpferischen, dem Chaos, der Liebe und nicht zuletzt der Kunst eine Chance! Und am besten, Sie fangen mit Letzteren gleich hier an.«

Fotos Karl Erhard Vögele