DNA-Analyse soll Klarheit bringen, von wo das Tier in die Lübecker Bucht gelangte
»Ab und zu fängt man ja so Raritäten«, sagt der Travemünder Fischer Andreas Hübner. Vor vier Jahren hatte er einen Sibirischen Stör im Netz (TA berichtete). Der leckere Fang landete in der Räuchertonne. Der Hummer, den der Fischer vergangene Woche in seinem Netz fand, hatte mehr Glück: Andreas Hübner brachte ihn in die Ostsee-Station auf dem Priwall. Dort soll die Herkunft des ungewöhnlichen Gastes jetzt wissenschaftlich geklärt werden.
Zum zweiten Mal einen Exoten im Netz: Der Travemünder Fischer Andreas Hübner fing vor Travemünde einen Hummer. Foto: TA
Sieben Seemeilen vor Travemünde holte Fischer Andreas Hübner am vergangenen Donnerstag seine Netze ein. Hauptsächlich Schollen zog er an Bord – und einen lebendigen Hummer. »Ich hab zwar noch nie einen angefasst, aber schon genug Filme drüber gesehen«, sagt der Fischer. Er griff beherzt von oben den Körper des Tieres. »Dann kriegt er Dich natürlich nicht«, weiß er. »Wie ein normaler Krebs auch. Man fasst die ja alle gleich an. Denn auf dem Rücken kommen die ja nicht an. Ob Du so eine Strandkrabbe nimmst oder eine Wollhandkrabbe.« Oder eben einen Hummer. In der Bilch des Kutters reiste der Hummer mit nach Travemünde. »Ich hab mir gedacht, satt wirst Du davon nicht«, erzählt der Fischer. »Denn gib ihn mal zum Priwall rüber, da können ihn paar Leute angucken als Rarität.« Noch am gleichen Abend schaute er bei Meeresbiologe Thorsten Walter von der Ostsee-Station vorbei. Der holte den Travemünder Hummer im Fischereihafen ab und richtete ihm eine gemütliche Steinhöhle in einem der Aquarien ein.
In einem Aquarium der »Ostsee-Station« auf dem Priwall hat der Travemünder Hummer ein neues Zuhause gefunden. Foto: TA
In der Ostsee-Station ist der Hummer nicht nur bei den Besuchern eine Attraktion, sondern auch bei den Biologen. Denn in der Lübecker Bucht kommen Hummer eigentlich nicht vor. Wie er hierherkommt, ist ein Rätsel.
Meeresbiologe Thorsten Walter nimmt den Hummer für eine Untersuchung aus dem Aquarium. Eine kleine Delle in einer Metallschiene des Beckens zeugt davon, dass das Tier mit seinen Scheren umzugehen weiß... Foto: TA
Zudem lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob es ein Kanadischer Hummer aus dem Atlantik oder ein Europäischer Hummer aus der Nordsee ist. Die Ostsee-Station hat deshalb eine in Alkohol konservierte Gewebeprobe zur DNA-Analyse an ein Labor in Norwegen geschickt.
Die Meeresbiologen Thorsten Walter (links) und Felix Mittermayer schicken eine kleine DNA-Probe des Tieres nach Bergen (Norwegen) wo ein Labor bestimmen soll, ob der Travemünder Hummer Europäer oder Kanadier ist. Foto: TA
Einer, der ständig mit Hummern sowohl aus Kanada als auch Europa zu tun hat, ist Matthias Oldörp von der gleichnamigen Fischhandelsgesellschaft in Travemünde. »Der sieht eher nach Kanadisch aus«, sagt Oldörp, als ihm »Travemünde Aktuell« Fotos des Hummers vorlegt. Hummer passen sich dem Untergrund an. Der Europäische Hummer läuft viel auf Muscheln, ist daher schwarz-blau. Der Kanadische braun-rot. Der Travemünder Hummer gibt Rätsel auf. Von oben sieht er eher aus wie ein Europäer. »Der Unterbrauch spricht eigentlich für einen Kanadischen«, sagt Matthias Oldörp. Zudem wundert er sich, dass das Tier hier überlebt hat. Im Wasserbecken des Fischhandels versucht er, den Salzgehalt des natürlichen Lebensumfeldes der Tiere nachzuahmen. »Die Ostsee hat fast kein Salz«, sagt er.
»Von der Optik sage ich Kanadisch«, sagt der Travemünder Fischhändler Matthias Oldörp, als »Travemünde Aktuell« ihm die Fotos vorlegt. Auch er ist gespannt, was die DNA-Analyse ergeben wird. Foto: TA
Wie der Hummer in die Lübecker Bucht kommt, kann der Fachmann natürlich auch nur raten: »Es kann sein, dass einer ihn reingesetzt hat. Oder er in Hamburg abgehauen ist. Und er sich einfach wohlfühlt.« Dass das Tier ausgesetzt wurde, ist gut möglich: Der Fischhandel liefert vor allem an Hotels, etwa für Hummerbuffets. Gastronomen fragen weniger Hummer nach. Es kaufen aber durchaus auch Privatpersonen, die nach eigenem Rezept kochen, ihre Hummer lebend im Einzelhandel. Ein Hummer wie das Travemünder Exemplar kostet den Endverbraucher etwa zehn bis fünfzehn Euro.
Links ein Europäischer Hummer, rechts ein Kanadischer Hummer in der Fischhandlung Oldörp. Die Tiere sind Lungenatmer, kommen einige Stunden außerhalb des Wassers zurecht. Die Scheren sind übrigens nicht nur zum Schutz der Menschen zugemacht. Die Tiere würden sich sonst gegenseitig zerfleischen. Hummer sind Kannibalen. Foto: TA
Der Travemünder Hummer ist nun täglich in der Ostsee-Station auf dem Priwall zu bewundern und sicher die nächsten Tage noch in etlichen Medien. Bis er das Geheimnis seiner Herkunft lüftet, dauert es allerdings noch etwas: Meeresbiologe Thorsten Walter rechnet erst in zwei bis drei Wochen mit dem Ergebnis der DNA-Analyse. TA
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