TRAVEMÜNDER WOCHE
Travemünde 18.07.2014
Starkes Wetter, schwache Worte
Am Freitagabend wurde die 125. Travemünder Woche eröffnet
Am frühen Freitagabend sammelte sich bei hochsommerlichen Temperaturen eine Menschenmenge auf der Travepromenade vor der »Lisa von Lübeck«. Aber längst nicht so viele, dass man nicht mehr durchkam kurz vor Start der »125. Travemünder Woche«. Da hat es schon andere Eröffnungen gegeben. Viel verpasst hat das Publikum nicht: Der Lübecker Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) wirkte müde, verhaspelte sich, seine Ansprache kam beim Publikum kaum an.
»125 Jahre, das ist schon eine beeindruckende Zahl«, meinte der Lübecker Bürgermeister und arbeitete lange drei Minuten auf das Eröffnungskommando »Heiß Flagge« hin. Selbst die Aufforderung ans Publikum, die vielen ehrenamtlichen Helfer seien einen Beifall wert, brachte nur schwachen Applaus. Was daran gelegen haben mag, dass ein Großteil des Publikums längst nicht mehr zuhörte und sich untereinander unterhielt.
Die Stadt würde gern das Segeln organisieren, wenn Hamburg »2024 oder 2028« Olympiastadt sei, schnitt Saxe dann die zweite Olympia-Bewerbung seiner langen Amtszeit an. Lübeck werde »der Welt unvergessliche Olympische Segelwettbewerbe liefern können«, meinte der Verwaltungschef.
Das Publikum bekam dann noch unterschiedliche Zeitangaben zur Dauer der »Travemünder Woche« zu hören, die laut Saxe diesmal »länger als eine Woche« dauert: »Wir hängen hinten noch ein paar Tage dran, weil da noch ein paar Weltmeisterschaften kommen und Europäische Meisterschaften und all sowas«, meinte der Bürgermeister. »Das heißt Sie können nicht nur acht Tage, neun Tage, sondern Sie können sechzehn, siebzehn Tage hier mitfeiern und ich bin sicher dass Sie das alles auch gerne tun.«
Immerhin konnten die Vertreter der Hansestadt sich einmal im Konfetti-Regen feiern, mit dem sich die Stadt per Kanone zuzusagen selbst beschoss. Einige Schiffshörner tuteten. Ein Schlepper sorgte für eine Wasserfontaine. Und im Hintergrund zog eine schwarze Wolke Schiffsdiesel vorbei. Die gehörte aber wohl nicht zum Programm. TA
Die Pressemitteilung zur Eröffnung der Travemünder Woche:
Das war eine Eröffnung, wie sie für das große Jubiläum einer Segelwoche nicht schöner hätte sein können. Zum feierlichen Auftakt in die Travemünder Woche in ihrem 125. Jahr blies eine frische Brise aus östlichen Richtungen in die Trave herein, und die Sonne setzte die Honoratioren in bestes Licht. Ab 17 Uhr trafen die Ehrengäste ein und stimmten sich auf der Terrasse des Lübecker Yacht-Clubs, dem Hauptveranstalter der Travemünder Woche, mit einer kleiner Feierstunde ein. Und um wenige Sekunden nach 18 Uhr gab Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe von Bord der Lisa von Lübeck, einem Nachbau eines historischen Hanseschiffs, das offizielle Eröffnungssignal: »Heißt Flagge!«
Das Kommando des Lübecker Verwaltungschefs, der Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner an seiner Seite hatte, stand symbolisch für das Setzen der 27 Nationenflaggen, für diejenigen Länder, die in der kommenden Woche an dem schönsten Segelereignis der Welt teilnehmen. Und in der Verlängerung des Jubiläumswoche kommen mit der Weltmeisterschaft der 420er noch weitere Nationen hinzu.
Für Dierk Faust, den Vorsitzenden des Lübecker Yacht-Clubs, der gemeinsam mit dem NRV und dem HSC aus Hamburg die Travemünder Woche ausrichtet, ist die Travemünder Woche 2014 einmal mehr Beleg für die große internationale Bedeutung des Segelereignisses in der Lübecker Bucht. Die Bodenständigkeit habe sich die TW dabei immer bewahrt: »In 125 Jahren hat sich die Travemünder Woche stets verändert, aber eines ist sie immer geblieben: eine Segelregatta von drei Vereinen«, sagte Faust. Er sprach einen Gruß nach Berlin aus – an die Bundeskanzlerin Angela Merkel, die die Schirmherrschaft übernommen hat. Außerdem gab Faust den erwarteten eine Million Besucher die dringende Empfehlung: »Genießen und erleben Sie hochklassigen Segelsport in Kombination mit einem feinen Festival.«
Für Innenminister Andreas Breitner war der Auftritt zur Eröffnung der Travemünder Woche die Rückkehr an die Stätte seines »größten sportlichen Erfolges«, denn vor zwei Jahren hatte er im traditionellen Rotspon-Cup im Segelduell mit Bernd Saxe den Sieg davongetragen. »Und mit dem Rotspon-Cup ist es wie mit einem Olympiasieg: Den gewinnt man auf Lebenszeit.«
Wie sehr sich die Lübecker mit Olympia tatsächlich verbunden fühlen, erfuhr der Innenminister dann in der Ansprache von Bernd Saxe: »125 Jahre Travemünder Woche sind eine beeindruckende Zahl. Dieses Ereignis über dieses Zeitraum zu organisieren, ist vor allem der Verdienst der 350 Ehrenamtlichen. Und wer dies über 125 Jahre schafft, der könnte auch bei Olympia tolle Segelereignisse liefern. Wenn Hamburg sich um Olympia 2024 oder 2028 bewirbt, dann wollen wir gern die Segelregatten ausrichten.«
Wie hochkarätig die Travemünder Woche in diesem Jahr bestückt ist, weist der Blick in das Regattaprogramm aus. Die Weltmeisterschaften in den Klassen Yngling, O’pen Bic und 420er, zwei Europameisterschaften (Tornado, Int. 14), dazu vier deutsche Meisterschaften (Contender, 505er, Dyas, Nacra 17) und zwei deutsche Jugendmeisterschaften (Laser 4.7 und Radial) sind die Höhepunkte.
Am morgigen Sonnabend bildet traditionell die Mittelstrecken-Regatta der Seesegler den Auftakt. Um 10 Uhr starten sie vor Travemünde zur Regatta quer durch die Lübecker Bucht nach Grömitz. Mit den Preworlds der Ynglings, in deren Rahmen auch die Jugend-Europameister ermittelt werden, gibt es einen ersten Hauch von Meisterschaftskampf. Dazu gehen ab 13 Uhr auch die F18, die Finns und O-Jollen, die 18-Footer sowie die 12-Fuß-Dinghis auf den Kurs. Und um 14 Uhr beginnt der erste Wettkampftag der Segel-Bundesliga, bevor ab 17 Uhr mit den Trave-Races der F18-Katamarane die Verbindung aus Sport und Festival seine perfekte Fortsetzung findet.
Obwohl die Regatten also erst morgen beginnen, gab es bereits am Freitag einen Sieger: die Jugend-Abteilung des Lübecker Yacht-Clubs. Am Nachmittag übergab die Wendelborn-Stiftung ein neues Schlauchboot mit Außenborder im Wert von 5000 Euro an den LYC-Nachwuchs, damit die Opti-Segler auf dem Wasser bestens betreut werden können. »Es ist uns immer eine große Freude, Jugendprojekte aus den Bereichen Sport, Bildung und Erziehung zu fördern. Und der Lübecker Yacht-Club steht für eine aktive und gute Jugendarbeit«, sagte Christian Gomlich, der Vorstand der Stiftung. In den nächsten Tagen kann der Nachwuchs das Motorboot aber auch nutzen, um sich bei den Vorbildern auf der Bahn etwas abzugucken. AS
Quelle: Pressemitteilung Travemünder Woche