ORTSGESCHEHEN 3 2
Travemünde 21.01.2014
Leerstand statt Verkauf:
Stadt lässt ehemaliges Schlichting-Wohnheim zum Schandfleck verkommen
Segelmacher Volker Martel zahlt jährlich Bettensteuer an die Stadt und kassiert für die Stadt die Kurtaxe von seinen Gästen. Seine Gäste wiederum blicken aus ihrer Ferienunterkunft auf dem Priwall auf ein zunehmend verwahrlostes Gebäude der Stadt. Ortstermin in der Wiekstraße 9.
Auf dem Priwall trafen sich Burkhard David (FDP) und Eckhard Erdmann (Priwallverein) mit Anwohner Volker Martel, machten sich ein Bild vor Ort. Das Haus, um das es geht, steht seit Jahren leer. Früher wohnten hier Arbeiter der Schlichting-Werft. Dann kam es in städtischen Besitz, diente bis Ende des Jahres 2000 als Unterkunft für Asylbewerber. Seit Jahren steht es leer. Nur im Anbau wohnt noch der Hausmeister, der aber längst pensioniert ist. Der Gehweg zur Eingangstür ist kaum passierbar, das Laub liegt dort in Schichten, Moos wächst, Zweige liegen kreuz und quer. Große Äste hat nach dem Sturm im November vergangenen Jahres eine Firma abgesägt und liegen gelassen, berichtet Volker Martel. Gartenabfälle, auf die nun seine Feriengäste blicken. Wenn er Tourismus-Abgaben an die Stadt zahlt, sei die Stadt auch in der Pflicht, ihr Haus in Ordnung zu halten, findet der Unternehmer.Er hat sich deswegen an die Stadt gewendet. Zunächst hätte er die Information bekommen, der Kurbetrieb sei zuständig. Was sich als falsch erwies. Am Dienstag meldete sich nun die zuständige Mitarbeiterin der Stadt aus dem Urlaub zurück und kündigte an, dass eine Firma die Äste entsorgt. Das Holz sei inzwischen schon weniger geworden, meint Volker Martel. Vielleicht hat jemand Feuerholz gebraucht, vermutet er.Burkhard David von der Travemünder FDP wohnt selbst auf dem Priwall. Er erzählt, dass er schon vor gut zwei Jahren bei der Stadt gefragt hat, ob man Privat die Parkplätze vor dem leerstehenden Haus anmieten könne. Das sei abgelehnt worden mit dem Hinweis, das Haus werde verkauft. Passiert ist aber nichts. Die abgesperrten Parkplätze sind inzwischen vermoost und bleiben ebenso ungenutzt wie das Haus.Im Innern wirkt das Haus mit Küche, Waschraum und Zimmern auf langen Fluren wie eine rustikale Jugendherberge. Das Gebäude soll schon recht marode sein, meint Volker Martel. »Die Stadt lässt ihre Liegenschaften brach liegen«, meint Eckhard Erdmann. Und wundere sich dann, wenn sie Kosten habe. »Die haben kein Konzept«, ergänzt Burkhard David. Dabei könnte es auf dem Gelände längst ganz anders aussehen: Es soll mehrere Kaufinteressenten geben für das Haus, das der Bereich Liegenschaften der Hansestadt Lübeck in seiner Verwaltung hat. »Eine Ausschreibung ist für dieses Jahr geplant«, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. TA