VERANSTALTUNGEN 1 4
Travemünde/Herrenwyk 27.10.2013
Das Radio wird 90
Die Radiosammler Peter Brömme und Peter Dohse stellten ihre wertvollsten und schönsten Exponate ihrer Sammlung zur Verfügung. Und nicht nur dies: alte Programmzeitschriften mit den Stars von damals und viele Beispiele zum Hören historischer Sendungen. Viele Fans des Rundfunks kamen, um mit ihrer Anwesenheit »zu gratulieren« und ihr Interesse am Rundfunk und Radio zu zeigen.
Technikinteressierte und auch solche, die mit den alten und stolzen Kästen überwiegend damaliger deutscher Spitzentechnik und dem jeweils zeitgemäßen Design viele Erlebnisse verbinden, konnte Dr. Wolfgang Muth begrüßen. In einer launigen und sehr auf den Punkt gebrachten kleinen Einführung erzählte er auch aus eigenem Erleben, wie das denn war mit dem Rundfunk. Ja. Es funkte früher bei den ersten Sendern, z.B. den Knallfunkensendern und rund herum ging es auch, weil sich die elektromagnetischen Wellen, die vom Deutschen Physiker Heinrich Hertz entdeckt wurden, rund herum ausbreiteten. Schon lange vor 1923 gab es das Funken, das ja digital begann: mit den Morsezeichen, lang kurz lang usw.
In diesem Zusammenhang sei auch an die Funkamateure erinnert, die im Zuge der Entwicklung der damaligen Funktechnik ebenfalls ihren Ursprung hatten. Technisch ging es – wie wir heute sagen, analog weiter. Es gab die ersten Sender die die Sprache übertrugen und wer dabei sein wollte, konnte mit einem Audion mithören. Oder mit einem Kristalldetektor mit einem Vorläufer des Transistors. Alles erst mal mit Kopfhörer. Der Audionhörer brauchte eine Audionversuchsempfangsgenehmigung und später war das Radiohören auch nur mit einer besonderen Genehmigung erlaubt.
Die Erfindung der Radioröhre (engl. tube) machte den Lautsprecher möglich und brachte einen enormen technischen Fortschritt. Das Wort »Tube« hat sich bis heute in YouTube gehalten. Seinen Aufschwung hatte der Rundfunk flächendeckend in Deutschland, als die Nazis mit den Volksempfängern den Rundfunk zu ihrem Propagandainstrument machten. Die Berliner nannten den Volksempfänger »Göbbelschnauze« und die Sachsen »Göbbelsharfe«.
Nach dem Krieg war für viele junge Leute der AFN oder der BFN der Musikkanal an sich, der den Deutschen Jazz, Country Musik und manches andere brachte. Da in der ersten internationalen Wellenkonferenz nach dem Kriege die Deutschen viele ihrer Radiofrequenzen an ausländische Stationen abgeben mussten, entwickelte die deutsche Radioindustrie den UKW-Rundfunk, dem später das Stereoradio folgte.
Das Fernsehen stieg bald ein und machte dem Radio erste Konkurrenz. Lange blieb es weiterhin eine Erfolgsgeschichte. Es gab Programmzeitschriften, die Geräte legten sich im Design den Charme der 60er Jahre zu, der Transistor machte das Radio mobil, es kamen die Tonbandgeräte, lange schon gab es die Plattenspieler mit den LPs und Hifi.
An diese grandiose Entwicklung dieses Mediums, das heute die vielen immer noch Radiohörer, nicht zu vergessen die Autofahrer und auch die Kurzwellenhörer z.B. im Deutschland Radio mit wertvollen Informationen versorgt, erinnert die mit viel Bedacht und Sachwissen zusammengestellte Ausstellung in der Geschichtswerkstatt. Manch einer kann auf den Senderskalen lang vergessene Rundfunksender, die auch wahrhaft viel geschichtliches »mit sich tragen«, wieder entdecken: Gleiwitz, Königswursterhausen, BBC, Hilversum, Königsberg, Mühlacker, Beromünster, Moskau, Oslo … AFN, BFB, Südwestfunk... KEV
Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk, Kokerstraße 1-3, 23569 Lübeck
Alle Fotos Karl Erhard Vögele
1 http://www.geschichtswerkstatt-herrenwyk.de