NATUR & UMWELT
Travemünde 02.03.2013
Zum Haus an der Kante – unten am Brodtener Ufer entlang
Nach dem Ende der Strandpromenade wird der Spaziergänger zum Wanderer, wenn er an der ehemaligen Badeanstalt Mövenstein vorbei, am Helldahl leicht ansteigend den Weg zum Brodtener Steilufer wählt und mit Genugtuung zur Kenntnis nimmt: nach 30 Minuten Wanderung über der Ostsee winken Kaffee und Kuchen. Er ist dann an der Hermannshöhe angekommen.
Der Spaziergänger kann aber auch den Weg unten am Ufer nehmen. Er erreicht den Hundestrand und dann den FKK-Strand, der dann nahtlos übergeht in die steinige Uferzone unterhalb des Wanderweges. Spätestens beim ersten Krabbeln über abgestürzte Bäume ist von einem Spaziergang keine Rede mehr. Eher von einem leicht schon ans abenteuerliche grenzende Erarbeiten jedes kleinen Stückes Weg.
Ob man schon so weit ist, das an der Kante stehende und vom Absturz bedrohte Haus erreicht zu haben, ist nicht einfach zu erkennen. Denn von unten kann man kaum sehen, wo man sich gerade befindet. Aber nach einer schon aus einiger Entfernung zu sehenden Lichtung wird die Vermutung zur Gewissheit, dass man das Ziel erreicht hat. Schwer das Erreichte verdient und verwundert, wie beweglich Kreuz und Gelenke noch sind, fällt der Blick auf rot-weiße Flatterbänder und weit oben auf den schon überstehenden weißen Anbau des kleinen Hauses.
Es sind deutlich verschiedene Erdschichten zu sehen und immer wieder rutschen kleine Teile des Erdreiches nach unten. Bedrohlich wirkt das Ganze nicht, doch man spürt, irgendwann ist ein Punkt erreicht, wo etwas Regen oder Wind jenen entscheidenden kleinen Abbruch verursachen, der das Haus aus der Balance bringt und es dann abstürzen lässt – ob es nun soweit kommt, oder ob der Eigentümer mit dem Abbruch schneller ist, das wird sich zeigen.
Je länger der derzeitige Zustand andauert, desto spannender wird ein Besuch. Doch das am Anfang stehende Schild sollte man tunlichst ernst nehmen: »Vorsicht, abbrechendes Steilufer! Begehen des Strandes auf eigene Gefahr!«
Alle Fotos Karl Erhard Vögele