POLITIK 2
Travemünde 09.08.2012
Ein Herz für Travemünde:
Bausenator stellt Pläne für Fischereihafen und Baggersand vor
»Herr Senator Boden, zunächst mal bin ich erstaunt darüber, dass Sie plötzlich ihr Herz für Travemünde entdeckt haben«, zeigte sich Meinhard Wichmann vom Travemünder CDU-Ortsverband angriffslustig. »Das ist ja schön, hoffentlich zahlt sich das dann auch in der Praxis aus.« Am Mittwochabend hatte die Stadt zur »Öffentlichkeitsbeteiligung« ins Gesellschaftshaus geladen. Es ging um die Überplanung des Bereiches Fischereihafen und Baggersand.
»Ich glaube, dann irren Sie sich«, versuchte Senator Boden die Anspielung mit dem Herzen für Travemünde zu kontern. »Ich bin seit zehn Jahren hier, und diese Vorderreihe, die Sie hier haben, habe ich bereits gebaut. Nur zu Ihrer Erinnerung.« Was der Sentator nicht erwähnte, war, dass die Umgestaltung der Vorderreihe auch auf der Vorarbeit seines Vorgängers Dr. Volker Zahn beruhte. Im Publikum sorgte Bodens Anmerkung für Heiterkeit: »Das ist ja schon acht Jahre her«, meinte ein Zuhörer.
Eine ganze Reihe von Fragen schloss Meinhard Wichmann (CDU) noch an. Einleitend zu seinen Antworten erklärte Senator Boden, man könne natürlich alles so darstellen, wie Wichmann das getan habe. Ein weiterer Referent habe gerade von Vertrauen gesprochen.
Da alle Fragen auf einmal gestellt und alle Antworten in einem Block gegeben wurden, ist möglicherweise ein wenig etwas untergegangen. Ein Versuch, die vorhandenen Antworten zuzuordnen:
Größe des Bauprojektes
Ob die geplante Wohnbebauung nicht zu voluminös sei, wollte Meinhard Wichmann wissen. Und welche Klientel eigentlich erreicht werden solle mit der Wohnbebauung. Das Baugebiet liegt dicht am Wasser. »Ich glaube nicht, dass das für junge Familien, zumindest nicht für diejenigen, die nicht zu den Besserverdienern gehören, bezahlbar sein wird«, so Wichmann.
Senator Boden sprach von differenzierten Bebauungsmöglichkeiten von der kleinteiligen Wohngruppe bis hin zur Reihenhausbebauung, zum Geschosswohnungsbau und »zur vielleicht besonderen Bauweise vorne an der Kaimauer«. Damit sei das Klientel auch entsprechend breit gefächert.
Ein Parkhaus an einem Bahnübergang
»Die mögliche Errichtung eines Parkhauses in der Nähe eines Bahnüberganges halte ich für ziemlich mutig«, sagte Meinhard Wichmann. Da sei die Schwierigkeit der Verkehrsführung vorprogrammiert.
Senator Boden ging nicht näher darauf ein.
Halle für Autos und Boote
Die Doppelnutzungen von Hallen, hier im Winter mit Booten und im Sommer mit Autos seien immer äußerst problematisch, meinte Meinhard Wichmann.
Senator Boden erklärte die Sache so: »Ob das mit der Halle klappt oder nicht, ich denke das hat am Ende etwas mit den Leuten zu tun, mit denen man am Ende die Verträge schließt.«
Bedarfsermittlung
Meinhard Wichmann ging auf das Potenzial der Fischereiwirtschaft ein, auf das in den Unterlagen der Stadt ausführlich hingewiesen wurde. »Mir ist völlig schleierhaft, wie dieser Mix, den Sie im Papier dargelegt haben, in der Praxis umgesetzt werden soll. Da sollen die Fischer bleiben, da sollen auf der anderen Seite Events, Kultur, Restauration hin und tausend andere Dinge. Ich weiss gar nicht, ob der Bedarf überhaupt ermittelt worden ist. Gleichzeitig wird auf dem Aqua-Top-Gelände der Bau zweiter Hotels geplant, wo auch Geschäfte hinkommen wollen, wo auch Gastronomie mit hinkommt. Wie soll das dieser Ortsteil alles verkraften?«, fragte Wichmann.
Senator Boden ging nicht näher darauf ein.
Neuordnung der Wasserfläche
In den Plänen sei von einer »Neuordnung der Wasserfläche« die Rede. Das sei nicht weiter ausgeführt, meinte Meinhard Wichmann.
Senator Boden ging nicht näher darauf ein.
Kosten für Lübeck
»Gibt es überhaupt ansatzweise Überlegungen, wie groß die Einnahme sein könnte für den Verkauf der Grundstücke, sprich Baggersand. Und wie groß andererseits die Ausgaben sein könnten für die sicherlich recht umfangreich notwendigen Maßnahmen hier, was die Erschließung betrifft«, wollte Meinhard Wichmann wissen.
Dazu Senator Boden: »Wenn wir dieses Projekt angehen und es auch zu einer gewissen Reife bringen, dann können Sie davon ausgehen, dass es am Ende auch kein Minus in der Kasse geben wird.« Und verwies auf den Investor: »Sie können davon ausgehen, dass ein solides Familienunternehmen keine Harakiri-Planung bei einem komplizierten Vorhaben vornimmt.« TA