TRAVEMÜNDER WOCHE
Travemünde 28.07.2012
Spanischer Triumph bei der Rekord-WM der 29er zur TW
TW steuert auf Festival-Finale zu
Ihnen reichte letztlich eine Topplatzierung in den drei Rennen, um sich den großen Titeltraum zu erfüllen und vor Lucas Rual/Kevin Fischer (Frankreich) sowie Mateo Majdalani/Klaus Lange (Argentinien) zu triumphieren. Die besten Deutschen, Paul Kohlhoff/Carolina Werner aus Kiel, beendeten die WM auf Platz 25.
Die Woche von Travemünde war einer WM in der jungen Klasse mehr als würdig. Mit 216 Teams aus 24 Nationen war es die größte Weltmeisterschaft aller Zeiten in der erstmals 1998 in Australien gebauten Klasse. Und auch das sportliche Niveau übertraf alle globalen 29er-Titelkämpfe zuvor. Von allen Kontinenten waren die Top-Stars nach Travemünde gekommen, segelten ein strammes Programm von neun Rennen in der Qualifikationsrunde und weiteren neun Rennen im Finale. Dabei zeigte sich auch der norddeutsche Sommer von seiner besten Seite und bescherte bis zum letzten Tag fast schon karibische Atmosphäre, die die 432 Sportler auch auf der Festivalmeile intensiv genießen konnten.
So zog der deutsche Klassen-Präsident Christian Kramer (München) eine rundum positive WM-Bilanz: »Es hat viel Mühe gemacht, die Meisterschaften nach Travemünde zu holen. Aber es hat sich gelohnt. Die Lübecker Bucht als Segelrevier und der Grünstrand als Stützpunkt ergänzen sich optimal.« Das sportliche Fazit des 50-Jährigen fällt dagegen durchwachsen aus: »Zum einen ist es unglaublich, wie stark Carlos Robles und Florian Trittel segeln, egal wie der Start ausfällt.« Zum anderen sei deutlich zu sehen, dass andere Nationen wie etwa Argentinien oder Großbritannien ihre Standortvorteile nutzen. »Sie verbringen einfach viel mehr Segeltage auf dem Wasser als unsere besten Talente.«
Sehr fokussiert waren Carlos Robles und sein deutsch-spanischer Vorschoter Florian Trittel ins Rennen gegangen. Nach dem Gewinn der Youth Worlds direkt vor der Travemünder Woche galten sie als klare Favoriten und wurden dieser Rolle schließlich gerecht. Dennoch war Robles schlichtweg überwältigt vom Titelgewinn: »Ich kann es noch gar nicht glauben, dass wir es geschafft haben«, sagte der 16-Jährige, der den Titel seinen Eltern widmete. Auch Florian Trittel dankte seinen Eltern und erklärte: »Wir haben einen guten Job gemacht, auch wenn wir nach den Youth Worlds zunächst etwas müde waren. Aber wir sind physisch sehr gut drauf.« In der Qualifikationsrunde wurden sie allerdings vom starken Auftritt der ehemaligen Opti-Weltmeisterin Noppakao Poonpat mit ihrem Vorschoter Steven Thomas aus Thailand überrascht. »Als der Wind noch schwach war, hat sie ihren Gewichtsvorteil sehr gut genutzt. Als es dann aber mehr Wind wurde, bekam sie etwas Schwierigkeiten und ist noch auf Platz vier abgerutscht«, sagte Trittel. Schlüssel zum Erfolg war für die neuen Weltmeister die Beständigkeit in der Serie bei allen Bedingungen. Das Duo will nun in den olympischen 49er umsteigen und peilt in Zukunft einen Olympiastart an. Ob das allerdings ein gemeinsamer sein wird, ließen sie offen, auch wenn sie zunächst gemeinsam weiter in einem Boot sitzen wollen.
Die deutschen Akteure mussten das höhere Leistungsniveau der anderen Nationen anerkennen. Paul Kohlhoff/Carolina Werner, die zu Beginn noch in den Top-Ten lagen, rutschten im Verlaufe der Finals weiter ab, verteidigten aber ihre nationale Topposition. »Es war schon ein wahnsinniges Niveau in der Goldflotte. Wenn man einmal nicht vorn dabei war, hatte man kaum mehr Chancen, das wieder gut zu machen. Im letzten Rennen hatten wir dann auch noch mit einer Kenterung Pech«, berichtete Carolina Werner. Dabei brachten ausgerechnet die neuen Titelträger die Kieler in Bedrängnis. Die Spanier segelten direkt vor Kohlhoff/Werner, als Trittel ins Wasser stürzte und die Deutschen ihr Boot nach einem Ausweichmanöver im letzten Augenblick nicht mehr halten konnten.
Kurz vor Schluss der Travemünder Woche, gibt die TW noch mal alles. Am heutigen Abend verbreitet die 29er WM-Segelflotte ein letztes Mal für 2012 internationales Flair auf der Festivalbühne im Brügmanngarten. 24 Nationen feiern die Besten der Welt. Der Vorsitzende des Hauptveranstalters Lübecker Yacht-Club, Dierk Faust, der Präsident der internationalen 29er Klassenvereinigung, Charles Glover, und der Vorsitzende der deutschen Klassenvereinigung, Christian Kramer, führen durch das Programm der Siegerehrung und überreichen die Medaillen Bronze, Silber und Gold an die drei weltbesten 29er Teams 2012. Das jüngste Team der WM bekommt noch einen Sonderpreis, gestiftet von der Lübecker Firma MindNet. Die 14-jährigen Jessica Niedlich und Lea Einbrodt erhalten jeweils einen iPod Shuffle.
Im Anschluss an die Siegerehrung lädt dann die musikalische Spaßbrigade »Zack Zillies« zum Rockkonzert ein. Exzessiv feierndes Publikum und in Grund und Boden gestampfte Tanzflächen sind bei dieser Band der stets normale Ausnahmezustand. Am Finaltag bebt die Festivalbühne dann ab 15.30 Uhr mit »Suzie and the seniors«. Die größten Hits der 60er Jahre bringen den Beat zurück. Ab 19 Uhr präsentiert der smarte Norweger Tom Hugo flotten Feelgood -Pop bevor der Hauptact der TW 2012, »Santiano«, ab 21.30 Uhr mit einem Abschlusskonzert das große Finale einläutet. Ab 22.45 Uhr lässt die TW es dann zum großen Finale krachen: das Höhenfeuerwerk von der Nordermole ist der würdige Abschluss einer »geniale Travemünder Woche 2012«, wie Dierk Faust, Vorsitzender des LYC, heute sagte.
Die Lokalmatadore Ole Kuck und Niclas Kath (Lübeck) konnten den letzten Tag noch einmal richtig genießen und landeten zum Abschluss mit einem vierten Platz ihr bestes WM-Einzelresultat. Mit Gesamtrang 30 erfüllten sie ihre Zielvorgabe punktgenau. »Die Zwei haben noch alles vor sich und können nächstes Jahr bei der WM in Aarhus richtig angreifen«, sagte Klassenboss Kramer. Eine starke WM segelten als 34. auch Jasper Steffens/Tom Brauckmann (Kiel), die erst im vergangenen Jahr in den 29er umgestiegen sind. »Auch wenn wir zum Abschluss noch ein bisschen abgerutscht sind, so war es doch eine tolle WM«, sagte Steffens.
Am Abend (19 Uhr) stand für die Athleten schließlich der feierliche Abschluss der WM mit der Siegerehrungs-Zeremonie auf der Festivalbühne im Brügmanngarten an. AS
Quelle: Text: Pressemitteilung Travemünder Woche, Fotos: Marina Könitzer, Karl Erhard Vögele