POLITIK 3
Travemünde 02.04.2012
»Lübeck ist einfach nur kunterbunt und bringt eigentlich nichts voran«
Landtags-Kandidat Jörn Hansen (FDP) im Interview zur Lübecker Politik und Travemünder Themen

TA: Herr Hansen, Stichwort demografische Entwicklung.
Jörn Hansen: Die demografische Entwicklung ist natürlich ein Problem, das zukunftsträchtig ist. Und dem Problem muss man sich auch in Travemünde stellen. Das heißt für junge Familien müssten Baugrundstücke entwickelt werden, die auch bezahlbar sind.
TA: Also nicht irgendwelche Millionärsgrundstücke...?
Jörn Hansen: Genau. Die hier nur am Wochenende sind. Sondern es gibt ja auch Personen, die hier länger leben wollen. Und für die muss auch was gemacht werden.
TA: Was ist das wichtige an jungen Familien? Brauchen wir junge Familien überhaupt?
Jörn Hansen: Ja, selbstverständlich. Daran hängt ja das ganze Leben auch in einer Stadt wie Travemünde. Nicht nur im Sommer, auch im Winter. Dazu gehört auch die ganze Infrastruktur, dazu gehören auch Schulen, Sportvereine, Freiwillige Feuerwehr, das wird alles durch junge Familien belebt.
TA: Im Sport sind Sie selbst auch aktiv?
Jörn Hansen: Ich bin seit 25 Jahren Basketballtrainer beim TSV Travemünde. Und hier insbesondere in der Jugendarbeit. Wobei wir dann wieder beim Thema wären: Wir brauchen auch die jungen Leute die den Sportverein am Leben halten.
TA: Dann steht die Fortentwicklung Travemündes ja schon ein bisschen fest: Die Stadt soll sich verjüngen.
Jörn Hansen: Ja, Travemünde muss was tun. Die Baugebiete liegen als Vorschlag auf dem Tisch. Dass man da auf Lübecker Seite nicht konsequent zugreift kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich komme aus Stockelsdorf, da wird ein anderer Weg beschritten. Dort tut man was für junge Familien, auch mit der Baulandentwicklung.
TA: Die GRÜNEN sagen ja, lieber hier Baulücken suchen und nicht immer mehr Wiesen zubauen.
Jörn Hansen: Ja, das ist ein Ansatz. Wenn man gerne auf Gräser guckt und nicht die Probleme angeht, die ich geschildert habe. Dann ist das auch eine Einstellung. Ich gehe einen anderen Weg.
TA: Beobachten Sie aus der Ferne auch mal ein bisschen die Lübecker Bürgerschaft? Ist man da froh, Stockelsdorfer zu sein?
Jörn Hansen: Natürlich bin ich dann froh in Stockelsdorf konstruktiv wirklich Politik zu machen. Da sind die ideologischen Gräben auch nicht ganz so tief. Ich sag dazu immer, Stockelsdorf ist noch heile Welt und Lübeck ist einfach nur kunterbunt und bringt eigentlich nichts voran.
TA: Kann das sein, dass da auch manchmal Politiker gewählt werden, die vielleicht thematisch ein bisschen überfordert sind mit dem, was sie da entscheiden sollen?
Jörn Hansen: Wenn Sie für Lübeck sprechen – ich will nicht von Überforderung sprechen. Aber was man im Ehrenamt an Themen bewegen muss, auch vielleicht als kleine Partei wo ja wenige Personen ein ganz ganz großes Spektrum bewegen müssen, dann ist Überforderung der falsche Begriff, aber es ist doch hochkompliziert. Da muss man sich dann fachlichen Rat einholen.
TA: Sie treten jetzt an zur Landtagswahl, wie stehen die Aussichten?
Jörn Hansen: Die FDP befindet sich ja nach jüngsten Umfragen wieder im Aufschwung. Die Fünf-Prozent-Marke ist geknackt. Nach einigen Umfragen. Infratest dimap hat wiederum gesagt vier Prozent. Aber eine hohe vier. Wir haben einen super Spitzenkandidat. Wir haben ein gutes Programm. Und wir haben auch Erfolge vorzuweisen.
TA: Das beste zum Schluss: Tourismus, immer heiß diskutiert bei uns in Travemünde. Wird das vielleicht ein bisschen überbewertet? Es gibt ja auch Leute, die einfach ihren Job machen, im Hafen oder sonst wo, und damit gar keine Berührungspunkte haben.
Jörn Hansen: Tourismus ist natürlich ein wichtiges Standbein für Travemünde. Die Grünstrandproblematik haben wir gerade noch intern erörtert. Die Vorstellungen der FDP hier in Travemünde finde ich gut. Travemünde muss aufholen und muss was machen. Auch wenn man die Nachbarorte wie Scharbeutz, Timmendorf und weiter sieht. Deswegen finde ich auf der einen Seite gut, dass man versucht, hinten am Grünstrand etwas zu entwickeln, und dann Platz zu haben in der Zentralität, in Travemünde zu arbeiten. Das ist schon wichtig für Travemünde.
TA: Also Tourismus weiter ausbauen?
Jörn Hansen: Ja, mit der Einschränkung: Im Einklang mit der bestehenden Bevölkerung. Das ist mir auch sehr, sehr wichtig, dass sich die Bevölkerung hier auch wohlfühlt, die hier ja immer ist.