VERKEHR 2 16
Travemünde 05.03.2012
Stadtbildprägende Bedeutung?
Für Travemünde kein Schmuckstück: Das Geister-Gleis vom Hafenbahnhof
»Sieht ein bisschen runtergekommen aus«, sagt ein Bahnreisender und der nächste meint: »Für Travemünde ist das kein Schmuckstück«. Eine Reportage von Maria Bommert für »Radio Travemünde« rückt den Hafenbahnhof in der Vogteistraße wieder ins Blickfeld. Wer hier aussteigt, sieht zwangsläufig auch das stillgelegte Gleis 2, unkrautüberwuchert und mit einem Dach, das nur noch ein Stahlgerippe ist. Ein geradezu unheimlicher Anblick.
»Der Hafenbahnhof in Travemünde ist seit 1992 als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung in das Denkmalbuch der Hansestadt Lübeck eingetragen«, erklärt Dr. Irmgard Hunecke vom Bereich Denkmalschutz der Hansestadt Lübeck. Immerhin ist er nach Plänen des Architekten Fritz Klingholz bereits im Jahre 1918 erbaut worden. Die Denkmalschützerin spricht von einer »Ortsbildprägenden Bedeutung« des Bahnhofes für das Stadtgebiet. Jedenfalls ist der Eigentümer verpflichtet, den Bahnhof zu erhalten und sich dabei mit der Denkmalpflege abzustimmen.
Das scheint erstmal zum Stillstand geführt zu haben, Gleis 2 wirkt wie ein Geister-Gleis. Für den Bahnbetrieb wird es nicht mehr genutzt, es verkommt zunehmend, ein Teil der Bedachung musste schon abgetragen werden. Die Bahn will jetzt noch einmal die Standsicherheit der Konstruktion mit einem Gutachten prüfen. Danach werde sicherlich irgendwann eine Entscheidung der Bahn fallen, meint Bahn-Sprecher Egbert Meyer Lovis.
Der Lübecker Denkmalschutz ist der Meinung, dass die Bahn mitteilen muss, wo die Schwierigkeiten der Erhaltung sind: »Sie muss mit uns über Varianten sprechen, wo Erhaltung realisierbar ist und wo nutzungsbedingt, möglicherweise auch substanziell bedingt Kompromisse eingegangen werden müssen. Es kann aber keine pauschale Abbruchgenehmigung geben ohne Nachweis einer Zumutbarkeitsprüfung«, sagt Dr. Irmgard Hunecke vom Bereich Denkmalschutz im Gespräch mit »Radio Travemünde«.
Für Bahnsprecher Meyer Lovis ist diese Kompromissbereitschaft auf Seiten des Denkmalschutzes neu: »Das scheint eine Wandlung zu sein, denn bei den ersten Gesprächen unter der alten Leitung sind da ganz andere Forderungen und Aussagen getroffen worden«, meint er. Beide Seiten wollen jetzt noch mal aufeinander zugehen. TA