BLAULICHT
Lübecker Bucht 03.11.2011
»V1«: Diese Woche keine Sprengungen mehr

Nachdem am Montag die ersten beiden der »V1«-Köpfe vernichtet werden konnten, ruhen die Arbeiten wetterbedingt. In dieser Woche werden keine weiteren Sprengungen mehr durchgeführt. Ursprünglich war angedacht, die verbleibenden vier Köpfe am Freitag zu sprengen.
Der Kampfmittelräumdienst sieht zur Sprengung keine vertretbare Alternative. Sie können jedoch unter Wasser ein Stück weit von der Küste entfernt werden. Dazu legen Taucher einen Gurt um die Sprengköpfe, die alle an einer Stelle gefunden wurden. Mit einem Kran wird die gefährliche Munition dann soweit verlegt, dass sie rund 10 Kilometer vor Travemünde unter Wasser gesprengt werden kann. Die Gefechtsköpfe bleiben dabei die ganze Zeit unter Wasser. Die Verlegung erfolgt aus Rücksicht auf die Seevogel-Schutzgebiete in der inneren Lübecker Bucht. Weiter sollen so genannte »Robbenverscheucher« (seal scarer) und die Zündung kleinster Unterwasserladungen vor der eigentlichen Vernichtungssprengung Seevögel und Meeressäugetiere, wie den hier vorkommenden, streng geschützten Schweinswal, aus dem Gefahrenbereich vertreiben. Von Land aus werden die Explosionen möglicherweise als sehr schwache Erschütterungen des Bodens an Land wahrnehmbar sein.
Die Munition wurde wahrscheinlich nach Ende des Zweiten Weltkriegs von Travemünde aus auf die Ostsee gebracht und im Meer entsorgt. Damit konnten sich Bootseigner, unter anderem auch Fischer, damals etwas verdienen. Die Munition ging dabei manchmal einfach rechts und links über Bord, noch während der Fahrt: Noch heute kann man teilweise unter Wasser anhand der Spur zwischen den Munitionsablagerungen abschätzen, wie breit das Schiff war.
Nach fast 70 Jahren erfüllen die Gefechtsköpfe der ersten Drohnen statt ihrer ursprünglich kriegerischen Aufgabe nun einen friedlichen Forschungszweck: Im Rahmen der bestehenden Zusammenarbeit mit der Wehrtechnischen Dienststelle 71 der Bundeswehr wird die Ausbreitung des von den Sprengungen ausgehenden Schalls im Wasser gemessen und dann wissenschaftlich bewertet. TA














