POLITIK 7 7
Travemünde 09.08.2011
»Gehört Travemünde nicht mehr zu Lübeck?«
Travemünder Landtagskandidat bekommt bei eigenen Genossen keinen Termin
Für die Landtagswahl 2012 hat sich Wolfgang Hovestädt (SPD) bei vielen Ortsvereinen in Ostholstein vorgestellt und bekam überall problemlos einen Termin. Nur in Lübeck blieb der Travemünder ungehört. »Gehört Travemünde nicht mehr zu Lübeck?«, fragt er jetzt verwundert auf seiner Facebook-Seite.
Im Jahre 2012 ist Landtagswahl in Schleswig-Holstein. Was schon im Vorfelde für Aufregung sorgte, zählt Travemünde nun wahltechnisch zu Ostholstein. Zum Wahlkreis 19 zählen die Seebäder Travemünde, Timmendorfer Strand und Scharbeutz sowie die Gemeinden Ratekau, Stockelsdorf und Bad Schwartau. Außerdem mehr oder weniger große Schnipsel von Lübeck, die in den Bereich der SPD-Ortsvereine TraveNord und Kücknitz fallen.
Ausgerechnet bei den Lübecker Genossen soll sich Kandidat Wolfgang Hovestädt aus Travemünde dem Vernehmen nach erfolglos um einen Vorstellungstermin bemüht haben. In der Facebook-Rubrik »Was machst Du gerade?« schreibt er jedenfalls: »Verwundert die Augen reiben, denn die beiden Lübecker Ortsvereine haben sich für die Genossin Sandra entschieden! Gehört Travemünde nicht mehr zu Lübeck?«
Sandra Redmann sitzt seit Jahren für die Ostholsteiner SPD im Landtag. Es gilt als recht wahrscheinlich, dass sie wiedergewählt wird. Trotzdem hatten die Ostholsteiner Ortsvereine kein Problem damit, den Travemünder Kandidaten bei sich sprechen zu lassen.
»Wir lernen immer gerne neue Leute kennen«, sagt etwa Gabriele Spiller von der SPD Ratekau. »Wir müssen uns ja in Zukunft darauf einstellen, dass die Travemünder jetzt zu uns gehören.«
Auch Hans-Peter Ninnemann, stellvertretender Vorsitzender der SPD Timmendorfer Strand, bestätigt, dass Wolfgang Hovestädt in seinem Ortsverband gesprochen hat. Hovestädt hätte sich dort bekannt machen wollen. »Warum sollten wir ihn nicht sprechen lassen?«, meint Ninnemann. Konkurrenz belebe schließlich das Geschäft. »Wir würden uns auch einen Dritten anhören«, sagt er.
Offenbar ist man in Lübeck da weniger entspannt: Die Vorsitzenden der betroffenen Lübecker SPD-Ortsvereine, Ulrike Siebdrat (Kücknitz) und Jörn Puhle (Trave-Nord) jedenfalls schlagen in einer Email vom Samstag (06. August 2011) der Wahlkreiskonferenz für Ostholstein-Süd »die Genossin Sandra Redmann vor.«
Unterstützung bekommt Wolfgang Hovestädt nun, wenn auch nicht von seinen Lübecker Genossen, immerhin von Bruno Böhm (BfL). Der kommentierte den Facebook-Eintrag mit der Frage, ob Travemünde noch zu Lübeck gehöre: »Für manche scheinbar nicht. Lübeck und Travemünde profitieren gegenseitig von einander. Das sollten endlich einmal einige begreifen. Das haben renommierte Institute eindeutig festgestellt, siehe TEK. Touristen sehen dieses allemal so. Allerdings, wenn man Travemünde schlafen sehen möchte, ein Stätte der sanften Ruhe, dann ja.«
Wolfgang Hovestädt bedankte sich bei Böhm für den Beistand: »Es tut gut, Freunde zu haben, die zu einem stehen. Danke!« TA
Da ich erst am heutigen Vormittag die Anfrage (Mail vom 6. August 2011 18:45 Uhr) zur Vorstellung im Ortsverein von Herrn Hovestaedt gelesen habe, hatte er natürlich bis zum Senden seiner 2. Mail heute früh noch keine Möglichkeit (ich habe das Wochenende und die Urlaubszeit für eine Ortsabwesenheit genutzt), darauf zu antworten – diese hat er inzwischen erhalten.
Fakt ist, dass ich Herrn Hovestaedt bereits am 18. Juni 2011 mitgeteilt hatte, dass wir nicht an einem/einer eigenen Kandidaten/Kandidatin interessiert sind, mit der Arbeit Sandra Redmanns sehr zufrieden sind und die erneute Kandidatur unterstützen. Erst viel später konnten wir dann der Presse entnehmen, dass Herr Hovestaedt eine eigene Kandidatur beabsichtigt.
Auch der Antrag zur Unterstützung der Kandidatur Sandra Redmanns im WK 19 ist von Herrn Puhle für die beiden Kücknitzer Ortsvereine bereits vor der Anfrage Herrn Hovestaedts für eine Vorstellung auf unserer Mitgliederversammlung (diese hat bereits stattgefunden) an den Kreisverband Ostholstein geschickt worden.
Ulrike Siebdrat, Vorsitzende SPD-Ortsverein Kücknitz, 09.08.2011
Der Genosse Hovestädt hat sich in einer Mail vom 18.6. u.a. mit folgendem Inhalt an die Ortsvereine Kücknitz und Trave Nord gewand: »... Konkret geht es um die Fragen der Delegierten und ob wir (zusammen) einen eigenen Kandidaten aufstellen sollten. Gleichwohl wissen wir, dass diese Person keine Chance hätte, etwas zu bewirken. ...«
Beide Ortsvereine haben Wolfgang Hovestädt geantwortet, dass sie die Genossin Sandra Redmann für eine gute Kandidatin halten und daher kein gesteigertes Interesse besteht einen Lübecker Kandidaten aufzustellen.
Von der Kandidatur von Wolfgang Hovestädt habe ich dann viel später erstmals aus der Zeitung erfahren. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits die Entscheidung die Genossin Sandra Redmann zu unterstützen, zumal eine weitere Kandidatur, wie es der Genosse Hovestädt selbst schreibt, »keine Chance hätte etwas zu bewirken«.
Hinzu kommt, dass die Einladungen für die kommende Sitzung, in der es um die Landtagswahlen geht und sich die Bewerber/innen für den WK 32 vorstellen, bereits verschickt wurde.
Jörn Puhle, Vorsitzender SPD-Ortsverein TraveNord, 09.08.2011
Externe Links zum Thema: Internetauftritt von Wolfang Hovestädt.
1 http://www.wolfgang-hovestaedt.de