ORTSGESCHEHEN
Travemünde 30.03.2011
Spektakuläre Bergungsaktion:
Heimatverein will 40 Tonnen schweren »Mövenstein« aus der Ostsee holen
Im Jahre 1901 kletterten drei Travemünder Jungs auf den Mövenstein. Der riesige Eiszeit-Findling am Strand war größer als die Steppkes, die mit ihren Schirmmützen stolz auf dem 40 Tonnen schweren Brocken posierten. Ein Fotograf machte eine Aufnahme, eine der bekanntesten historischen Postkarten des Seebades war entstanden. Heute ist das Naturdenkmal Mövenstein nur noch schwer zu finden. Willi Altenburg aus Travemünde setzt sich dafür ein, dass es gehoben wird.
»In Travemünde besteht viel Interesse, dass der Mövenstein gehoben und am Ende des Grünstrandes aufgestellt wird«, sagt Willi Altenburg. Nachdem er die Initiative ergriffen hat, den Mövenstein aus seiner wenig spektakulären Lage zu befreien, kommt die Aktion zur Bergung des legendären Findlings nun langsam ins Rollen: Ein Spendenkonto ist bereits eingerichtet, die ersten Beträge sind eingegangen. Und Altenburg kümmert sich um die erforderlichen Genehmigungen, war schon mit einem Kranbauer vor Ort, hat mit dem Kurbetrieb in Travemünde gesprochen und mit den Lübecker Behörden. Bislang gab es überall positive Signale, berichtet er. Da der Stein in der Ostsee liegt, für die der Bund zuständig ist, sind vermutlich auch von dort Genehmigungen erforderlich.
Um den Eiszeit-Findling ranken sich viele Geschichten: Ein Riese soll ihn vor das Brodtener Ufer geschleudert haben, heißt es etwa in einer Travemünder Legende.
Der Stein fand auch Eingang in die Weltliteratur, wird in Thomas Manns »Buddenbrooks« erwähnt: »Tony und Morten lagerten nachmittags in einer entfernten Gegend: dort, wo die gelben Lehmwände begannen, und wo die Wellen am »Möwenstein« ihren Gischt hoch emporschleuderten...«, schreibt Mann. Die ganze Welt kennt den Mövenstein als Beginn des Brodtener Steilufers.
Eine Zeitlang muss der Möwenstein auch vom Meer umspült gewesen sein: Heute noch findet man Spuren von längst abgebrochenen Metallschlaufen am Fels; da wo sich einst Kinder festgehalten haben, die hinausgeschwommen waren und sich dann am Stein hochzogen.
Rund ein halbes Jahrhundert nach der Postkarten-Aufnahme von 1901 war das alles aber vorbei, der Mövenstein verschwand als einer von vielen Findlingen im Damm beim Grünstrand. Man erkennt ihn, weil er der größte Findling von allen ist. Und an einem kleinen Loch in der Oberfläche. Es heißt, dass in den 1930er Jahren dort eine Figur auf dem Stein verankert werden sollte.
»Der Möwenstein ist doch ein Kulturdenkmal, das der Nachwelt erhalten bleiben muss«, meint Initiator Willi Altenburg. Tatsächlich findet sich der Möwenstein als »Findling, in der Ostsee an der nördlichen Grenze der Seebadeanstalt« seit dem 18. Dezember 1980 im Verzeichnis der Lübecker Naturdenkmäler.
Die Bergung des Mövensteins läuft als eigenständige Initiative unter dem Dach des Travemünder Heimatvereins, der ja schon das Seebadmuseum betreibt. Für den Heimatverein ist der Mövenstein nach der Eröffnung des Museums im Juni 2007 das zweite große Projekt.
Die Satzung umfasst auch heimatkundliche Denkmäler. Und tatsächlich steht der Findling auf der Liste der Lübecker Naturdenkmäler. Auf der Jahreshauptversammlung des Travemünder Heimatvereins wurde dann auch beschlossen, die Aktion gern »unter die Fittiche« des Vereins zu nehmen. So braucht für die zeitlich begrenzte Aktion nicht extra ein Verein gegründet zu werden.
Bei der Raiffeisenbank Travemünde hat der Heimatverein ein Unterkonto eingerichtet, so dass eingehende Spenden direkt der Mövenstein-Aktion zugeschrieben werden können. Das Sonderkonto wird beaufsichtigt von Willi Altenburg, Tim-Volker Jensch und Friedrich Wilhelm Bracht, die sich auch um die Begleichung der Rechungen bei der Bergungsaktion kümmern. Die Aktion startet, sobald alle Genehmigungen vorliegen und die Finanzierung zu 100 Prozent steht. Wie viel Geld gebraucht wird, wird sich bald zeigen, das erste Angebot einer Spezialfirma ist bereits angefordert.
Wer die Bergung des Mövensteins unterstützen möchte, kann das mit einer Spende auf das Sonderkonto des Travemünder Heimatvereins tun. Spendenquittungen gibt es auf Nachfrage ab einer Spendenhöhe von 200,00 Euro. Für Beträge darunter kann man den Einzahlungsbeleg als Spendenquittung verwenden.
- Kontoinhaber: Heimatverein Travemünde e.V.
- Spendenkonto: 19010 44474
- Raiffeisenbank Travemünde e.G.
- BLZ 200 698 82
- Verwendungszweck: Mövenstein
Der genaue Standort nach der sicherlich spektakulären Bergungsaktion steht noch nicht fest: Favorit ist beim geplanten neuen Kinderspielplatz im Bereich Grünstrand.
Wie Siegfried Austel, Vorsitzender des Heimatvereins, betonte, könnte der berühmte Findling ja auch ein touristischer Magnet sein. Infos zur Aktion gibt es bei Willi Altenburg unter Telefon 04502-74716. TA