MEDIEN 2 1
Travemünde 24.11.2010
MERCI auf dem Fährplatz in Travemünde
Auf Kommando setzten sich eine Schar von Komparsen – alle in Reiseoutfit mit Koffer auf Rollen – in Bewegung auf eine bereitstehende Fähre.
Sogar Autos fuhren darauf. Dann plötzlich ging eine Schranke runter – aber nur eine – und für alle (also die Komparsen), die auf die Fähre wollten – eigentlich mussten – war Eile geboten.
Da schält sich aus diesem Pulk eine herzinnige Szene heraus, nämlich, dass sich ein Paar »intensiv« verabschiedet, und es steht oh je, auch noch mitten auf der Straße.
Die Allerliebste wendet sich voller Schmerz von ihrem Geliebten ab und rennt weg, um gerade noch die Fähre zu erreichen.
Damit nicht genug. Die Spannung dieses dramatischen Abschiedes steigert sich zum ultimativen Höhepunkt, als der verlassene Geliebte scheinbar völlig unerwartet eine viereckige Schachtel aus seinem Mantel hervorzaubert auf der deutlich – auch noch aus großer Entfernung – die Worte »MERCI« zu lesen sind.
Gerührt von so viel Dankbarkeit eilt die Liebste zurück und eine innige Umarmung dauert und dauert und dauert. Genug Zeit für die Kamera, das gut sichtbare Schächtelchen mit dem schokoladigen Inhalt überdeutlich und lange abzulichten. Und dann war die Szene »gestorben«, wie es so schön in der »Fachsprache« der Filmleute heißt.
Das Spektakel wiederholte sich mehrfach, eine Fähre musste extra einen kleinen Schwenker fahren um im Hintergrund etwas »Action« zu produzieren. »Action« gab es auch für das Sicherungspersonal, das die Aufgabe hatte, die richtigen Fahrgäste von der bereitstehenden Fähre abzuhalten.
Dennoch schafften es einige Passagiere, die Absperrung zu durchbrechen und liefen fast in die Kamera. Dafür musste man echt Verständnis haben, denn die Szene der gleich abfahrenden Fähre war so echt, dass viele meinten, »jetzt fährt mir die Fähre doch glatt wieder vor der Nase weg«. Also dieser Teil des Spektakels war nun wirklich überzeugend. Ob man dem Liebespaar den Schmerz seiner Trennung auch abnimmt, sollte man sich dann am fertigen Werbespot ansehen. KEV
Alle Fotos: Karl Erhard Vögele