MARITIMES
Travemünde 23.10.2010
Weihnachten in Neuseeland:
Travemünder Segler-Paar will in drei Jahren die Welt umrunden

Die Reiseroute der Ketch »Tamora« setzt gleich das Kopfkino in Gang: Von Travemünde Richtung Kanaren, Kapverden, Karibik, Panama-Kanal, Galapagos, die Marquesas-Inseln, Samoa, Fiji, Weihnachten in Neuseeland, der Indische Ozean und schließlich der Rückweg über Madagaskar, Südafrika und durch den Nordatlantik.
Doch vor der ersten Seemeile gibt es jede Menge Arbeit: »Das Problem ist nicht das Segeln, das Problem ist das loskommen«, sagt Dieter Blass. Da ist der bürokratische Aufwand, wenn man vier Jahre weg ist. Zum Glück regelt die Tochter von Silke Reese in der Zeit alles, führt praktisch das »Home Office«. Die andere Sache ist, Freunde und Familie so lange allein zu lassen. Vor vier Wochen sind die beiden Oma und Opa geworden, die frühen Jahre ihres Enkelkindes werden sie nicht mitbekommen. Aber die Familie hat positiv auf den Entschluss reagiert: »Solange ihr es könnt, macht es!«, heißt es einstimmig. Große Augen haben die Chefs von Silke Reese gemacht, als sie ihnen im September von der Reise erzählte. Aber sie wollen sie auch unterstützten.
Also werden jetzt Sprachen gebüffelt: Englisch, Spanisch und Französisch. Ein medizinischer Kurs muss belegt werden, bei 3 bis 4 Wochen allein auf dem Ozean sollte man eine Infusion legen können oder eine Platzwunde behandeln. Und der 12,50 Meter lange Zweimaster muss noch weiter ausgerüstet werden für die Weltumseglung.
Eine Internetseite soll eingerichtet werden, einmal die Woche wollen sie ein paar Bilder veröffentlichen. Der Kontakt nach Hause wird per Funk aufrechterhalten.
Die Route ist nicht in Stein gemeißelt, die Travemünder wollen Land und Leute kennen lernen, nicht Insel auf Insel abklappern. »Kein Prosecco-Segeln«, meint Silke Reese. Sie interessiert sich sehr für die Ostküste von Australien, vielleicht hängen sie auch noch ein Jahr dran.
Die gebürtige Lübeckerin, seit 17 Jahren in Travemünde, und der Bremer, der ihr vor drei Jahren ins Ostseebad folgte, haben keine Bedenken, dass bei so langer Zeit auf so engem Raum einmal Krach gibt. Auch wenn die längste gemeinsame Seereise bisher 5 Wochen dauerte, nach Oslo. An Bord gibt es klare Strukturen, da verstehen sie sich ohne viele Worte. »Da kommen wir wohl eher mal Zuhause ins Diskutieren, in den eigenen vier Wänden«, meint Silke Reese und lacht. TA