OSTSEE
Timmendorfer Strand 03.09.2010
Bürgerentscheid zur Teehaus-Brücke:
Timmendorfer stimmen am Sonntag ab, ob sie ein Millionen-Geschenk haben wollen

Wenige Tage vor dem Bürgerentscheid hatte Jürgen Hunke, bekannter Hamburger, früher aktiv in der Statt-Partei, nach eigenen Worten gut situiert aber nicht reich, zur Pressekonferenz ins »Mikado Garden« geladen. Die frühere Lesehalle in Timmendorfer Strand wurde von Hunke saniert, heute kann man hier Bücher kaufen und auch Buddha-Statuen. Der Mann hat einen Faible für Asien.
Hunkes Ruf folgten viele Medienvertreter. Eine Hamburger Tageszeitung knipste vor dem Termin noch die Teehaus-Gegner, eine örtliche Bürgerinitiative, am Ort des Geschehens, der »Seeschlösschen-Brücke«, so heißt sie heute noch jedenfalls. Mancher sagt schon »Teehaus-Brücke« oder etwas böser »Hunke-Brücke«. Die beiden von der Bürgerini waren eigentlich nicht geladen, fragten dann aber, und Hunke ließ sie. Er habe nicht dagegen, wenn sie dabei seien, wies aber darauf hin: »Das ist eine Pressekonferenz, keine Diskussion«.
Hunke erzählte zunächst, wie er nach Timmendorfer Strand geraten war: Trainierend für den Marathon, damals noch im Hotel Seeschlösschen wohnend. Irgendwann hätte er sich dann gefragt was er eigentlich immer in Spanien mache, wo ihm vieles nicht gefalle: »Weder das Essen noch die Autos noch die Polizei.« Man könne da ja nirgends mehr parken in Spanien.
Es ergab sich, dass er ein Haus in Timmendorfer Strand kaufen konnte, dann noch das daneben, beide sind weithin bekannt mit ihren ungewöhnlichen, asiatisch anmutenden Elementen. Dann übernahm er das »Mikado Garden«, Ex Lesehalle, wenn er nicht mehr ist, fällt es an die Gemeinde zurück, so der Deal, der auch für das Teehaus gelten soll. Dass das Mikado ankommt, davon konnten sich die Medienvertreter überzeugen, für die einstündige Pressekonferenz wurde es geschlossen, etliche Kunden guckten durch die Scheiben, wurden von den freundlichen Mitarbeiterinnen vertröstet. Ein Geschäft ist es wohl nicht, mehr Liebhaberei, so einen Buddha zu importieren kostet, und der verkauft sich ja auch nicht jeden Tag.
Der Erste, dem Jügen Hunke dann von seiner Teehaus-Idee erzählte, war wohl Dr. Felix Benary, bekannter Tierarzt in Timmendorfer Strand und aktiv bei den Grünen. Man traf sich beim Hundespaziergang, kennt sich schon länger. Benary, auch im Publikum, erinnert sich an ein Fußballspiel gegen Hunke, das er ehrenvoll verloren hat gegen den Hamburger, nicht allzu hoch. Die Teehausbrücke jedenfalls hätte der Tierarzt ganz toll gefunden, erzählt Jürgen Hunke von dieser ersten Vorstellung seiner Idee.
Dann ging es zum Bürgermeister. Hunke meint, er hätte damals das Gefühl gehabt, dass das ein Selbstgänger würde mit der Brücke. Wurde es aber nicht, wegen der Sache mit dem Asiatischen Baustil. »Sind Sie dagegen, dass ein Teehaus in asiatischer Bauform auf einer Seebrücke in der Gemeinde Timmendorfer Strand errichtet werden darf?«, lautet die Frage des Bürgerbegehrens, die am 5. September von den Timmendorfern mit »Ja« oder »Nein« zu beantworten ist.
Der Begriff »Asiatisches Teehaus« ist drin in den Köpfen und die möglichen Bauherren müssen ihn nun wieder herausbekommen. Er hätte da wahrscheinlich etwas übertrieben, meint Asien-Freund Jürgen Hunke: »Ich kenne gar kein Asiatisches Teehaus«. Und kommt dann auf den geplanten Bau zu sprechen: Stabil in – wie heißt der Beton noch? Sein Architekt sitzt im Publikum. Sichtbeton. Und mit viel Glas. Es soll eine optische Verbindung zum Wasser geben, und deshalb das geschwungene Dach. Was denn auch sonst für eine Dachform? Darauf hat noch niemand eine Antwort gegeben. Reet auf dem Wasser scheint jedenfalls nicht genehmigungsfähig zu sein an der Küste. Hunke will es als Künstler gestalten, es soll schön werden. »Es geht nicht um irgendein Micky-Maus-Haus«, betont er.
Jürgen Hunke will das Teehaus betreiben und es der Gemeinde vermachen. Er sieht sich dabei nicht als Mäzen, sondern als Partner der Gemeinde. Etwas für den Ort tun. Da hat in die Bürgerinitiative überrascht. »Das höchste ist für mich der Rat«, sagt der Hamburger. Dass so etwas wie ein Bürgerentscheid in Schleswig-Holstein möglich ist, davon wusste er nichts. Aber er akzeptiert das. Er ist selbst begeistert von dem Projekt, auch heute noch. Aber auch nicht böse, wenn die Menschen es nicht wollen. Natürlich ist da auch der alte Fußballer in ihm: »Wenn ich auf den Platz gehe, will ich auch gewinnen«, sagt Hunke. Aber nicht für sich, sonder für Timmendorfer Strand, schiebt er schnell nach.
Alle Parteien in Timmendorfer Strand haben für das Teehaus abgestimmt. Nur die SPD will das Projekt wohl zurückstellen, aus finanziellen Gründen. Jürgen Hunke zahlt das Haus, die Zuleitungen, aber den Brückenumbau zahlt die Gemeinde und da entstehen Mehrkosten, die Rede ist von 600.000 Euro. Die Gemeinde würde die Brücke doch ohnehin nicht wieder so aufbauen, wie sie ist, meint Jürgen Hunke. Also vielleicht auch Sitzmöglichkeiten, Wetterschutz schaffen, wodurch ja auch Mehrkosten entstehen.

Jürgen Hunke soll das Teehaus, wenn es denn kommt, 25 Jahre selbst bewirtschaften. »Innen soll das Haus als Zweckbau mit Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen gestaltet und als Bistro genutzt werden. Die Plattform soll dem Deck eines Schiffes gleichen und Einheimischen wie Gästen ganzjährig intensiven Kontakt zum Meer vermitteln«, heißt es in einem Papier der Gemeinde Timmendorfer Strand, die von einem »Geschenk« spricht, das einen Wert von rund 1 Million Euro hat.
Jürgen Hunke hat schon mehrfach gezeigt, dass er Projekte umsetzen und am Leben halten kann, etwa die alte Lesehalle in Timmendorfer Strand, heute Mikado Garden. Oder ein Theater in Hamburg, das sonst längst pleite wäre. »Wie weit soll man denn gehen, dass die Leute einem vertrauen?«, fragte Hunke vergangene Woche auf seiner Pressekonferenz. Die Antwort geben die Timmendorfer Bürger am Sonntag. TA
Externe Links zum Thema:
Internetauftritt der Gemeinde Timmendorfer Strand, wo auch die Abstimmungsergebnisse nachzulesen sein werden (www.timmendorfer-strand.org); direkter Link zu den Wahlergebnissen; Internetauftritt von Jürgen Hunke mit vielen Presseausschnitten zum Thema (www.juergen-hunke.de).
1 http://www.timmendorfer-strand.org
2 http://www.juergen-hunke.de
3 http://www.timmendorfer-strand.org/Wahlen/BE2010/BE2010.html