WIRTSCHAFT 3
Travemünde 17.08.2010
Umsatzkiller OstseeCard:
Gastronomiebetriebe auf dem Priwall leiden unter Wegfall der freien Fährnutzung für Urlauber und gestiegenen Fährpreisen

Keine Freifahrt mehr mit der Ostsee-Card, aber billiger geworden ist sie auch nicht: Die Gäste würden nicht verstehen, warum sie dasselbe bezahlen und weniger Leistung kriegen, meint Kellner Rainer vom Restaurant Pesel, das auf dem Priwall gleich gegenüber der Fähre liegt. Und die Jahreskarte, die von Einheimischen genutzt wird, kostet statt 65 Euro jetzt 125 Euro. »Die überlegen sich das natürlich auch«, sagt er.
In früheren Zeiten gab es zwar auch keine freie Fahrt mit der OstseeCard, aber da waren die Fährpreise längst nicht so hoch. Ein verhängnisvolles Zusammenspiel.
Am anderen Ende des Priwalls liegt der Priwall-Treff von Andrea Grube: »Die Ostsee-Card ist eine Katastrophe«, sagt sie. Besonders Radfahrer würden jetzt wesentlich seltener kommen.
Auch Gerd Schill vom Seglertreff im Passathafen merkt die Auswirkungen: Die Leute würden seltener auf den Priwall kommen. Es sei keine Frequenz mehr da an Urlaubern. Ein paar Meter weiter führen Silvia und Skender Semsi das Restaurant »Passat-Terrasse«. Als sie ein Angebot für ein Stück Kuchen plus eine Tasse Kaffee für 3,00 Euro hatten, hätten die Urlauber schon Scherze gemacht: »Das ist ja billiger als Fähre fahren«.
Grund des Ärgers um die Ostsee-Card sind die gescheiterten Verhandlungen zwischen Kurbetrieb und Stadtverkehr. Der Kurbetrieb Travemünde, bekannt für gutes Wirtschaften, hatte einen sehr guten 10-Jahres-Vertrag abgeschlossen. Jährlich gingen 25.000 Euro an den Stadtverkehr, dafür konnten Inhaber der OstseeCard kostenlos zu Fuß und mit dem Rad die Priwall-Fähre nutzen und zahlten innerhalb Travemündes nur 50 Cent für eine Tour. Dann lief der Vertrag aus, und der Stadtverkehr legte nach, die Zahl wurde im Kurbetriebs-Ausschuss genannt: 170.000 Euro. Seitdem ist Schluss mit den kostenlosen Fährfahrten.
Die Diskussion um die Fährtarife beginnt nun von neuem. Wegen der OstseeCard gab es bereits eine Gesprächsrunde mit Touristikern, Vereinen, Verbänden und Stadtverkehr, für 2011 eine Lösung zu finden. Entschieden ist noch nichts. TA