ORTSGESCHEHEN 2 2
Travemünde 20.07.2010
»Zukunft des Passathafen«
Segler ruft zum Protest auf
Was jeder Liegeplatzinhaber und Wassersportler über die Zukunft unseres Passathafen wissen sollte.
Die Zukunft des Passat-Yachthafen
Im Rahmen des Gesamtkonzept »Waterfront« soll auch der Passathafen verändert werden. Niemand der davon betroffen ist, hat etwas gegen eine Verschönerung und Modernisierung des Passat-Yachthafens. Doch das was die Stadtverwaltung und der Investor um Herrn Hollesen planen, zeugt von totaler Unkenntnis der Materie »Moderner Yachthafens«. Die verantwortlichen Resortchefs einzelner Verwaltungsbereiche und deren Chef Bürgermeister Saxe sowie die Mitglieder der Bürgerschaft maßen sich an über das Gemeinwesen und die Struktur eines Yachthafens urteilen und entscheiden zu können ohne sich ausgiebig mit den Wassersportlern und anderen am Pasaathafen interessierten ausgetauscht zu haben. Beziehungsweise man hat den Eindruck, dass aus den Gesprächen mit den Betroffenen der Inhalt und das Anliegen der Wassersportler nicht verinnerlicht bzw. ernst genommen wurden.
Der Passathafen ist ein Wirtschaftsunternehmen und muss, wenn er im Wettbewerb bestehen will, Kunden orientiert handeln und strukturell an den Bedürfnissen des Kunden ausgerichtet sein!
Mit einem Boot, welcher Größe auch immer, erfüllt sich der Wassersportler einen Traum. Die Ziele die der Einzelne hat, können unterschiedlich sein. Alle eint jedoch der Wunsch einem Hobby in der Natur nachzugehen und sich auf seinem Boot vom Alltag zu erholen. Dazu wünscht sich der Wassersportler ein angenehmes Umfeld das bezahlbar ist. Was mit dem Passathafen gegeben ist. Darüber hinaus bietet der Passathafen dem Wassersportler Wohlbefinden und was er sich im menschlichen sowie technischen Bereich wünscht:
Die Boote im Passathafen und die an Bord befindlichen Wassersportler werden durch hohe Bäume vom meist kalten Nordostwind und kräftigen Südwestwind geschützt, die »Passat« hält größere Wellen fern.
Die sanitären Einrichtungen sind zentral gelegen und gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen, ebenso der Hafenmeister.
Das Auto kann in der Nähe der Stege geparkt werden und der eine oder andere Wassersportler hat auch einen Camper mit Vorzelt in der Nähe seines Bootes stationiert.
Es gibt preiswerte Möglichkeiten etwas zu essen und zu trinken.
So manch ein Verein oder Steggemeinschaft hat die räumliche Möglichkeit auf den Freiflächen ein Fest zu veranstalten.
Im Winter kann das Boot liegeplatznah auf den Freiflächen lagern.
Die Mitglieder des Seglerverein Herrenwyk (SVH) haben ihren gemeinsamen Steg fast vor dem Vereinshaus und da auch deren Winterlagerhalle neben dem Vereinsheim steht, können die Bootbesitzer in gemeinsamen Arbeitsdiensten im Frühjahr ihre Boote innerhalb kürzester Zeit auslagern oder im Herbst wieder einlagern.
Wenn ein Boot am Rumpf, der Schraube oder Mast einen Schaden hat kann mit Hilfe der zur Verfügung stehenden Krane das Boot aus dem Wasser gehoben werden. Wassersportler die mit ihrem Boot auf einem Trailer anreisen, können ebenfalls den Kran nutzen.
Ein Campingplatz in Hafennähe bietet für Touristen mit kleinem Geldbeutel Möglichkeit dem Hafen und dem Wasser nahe zu sein.
Die Milchmädchenrechnung der Stadtverwaltung und der Bürgerschaft
Das Liegenschaftsamt will das gesamte landseitige Hafengelände an einen Investor verkaufen, behält aber die Wasserfläche und die Brücken. Aus dem Erlös errechnet sich das Liegenschaftsamt einen erheblichen Gewinn für den Stadtsäckel, obwohl dem Segler Verein Herrenwyk davon ein neues Vereinshaus gebaut werden soll, sowie ein Winterlager weiter Trave aufwärts. Die Kosten hierfür sind bisher viel zu niedrig angesetzt. Denn es müssen diverse Liegeplätze und eine Kaimauer für einen Kran gebaut werden. Ohne diverse/viele Liegplätze ist ein gemeinsames Aus- und Einlagern organisatorisch nicht mehr möglich. Diese Frühjahr- und Herbstarbeiten werden jetzt in gemeinsamer Arbeit jeweils an einem Wochenende erledigt!
Und die Altlasten aus der Kriegszeit als der Passathafen noch ein Militärhafen war – deren Umfang und Beseitigungskosten nur annähernd bekannt sind – sollen auch noch beglichen werden. Es ist sehr zu bezweifeln, dass die Stadt nach der Kostenabrechnung Geld übrig behält, es wird eher ein dickes Minus entstehen. Dazu gibt es 2 sehr widersprüchliche Gutachten, die kurioserweise vom gleichen Gutachter erstellt wurden. (Wer zahlt eigentlich solch einen Nonsens ?)
Durch die neue Hafenkonzeption werden erheblich weniger Einahmen anfallen (keine Krangebühren, keine Einahmen aus dem Winterlager, keine Einnahmen aus Vermietungen von Ferienwohnungen oder sonstigen Räumlichkeiten, weniger Hafengebühren weil Wassersportler abwandern werden), Dem gegenüber stehen aber die unveränderten Kosten. Darüber hinaus müssen trotz geringerer Einnahmen die Stege und Pfähle erhalten werden. Jeder Passathafenlieger weiß, dass ca. jeder 8. Pfahl in Kürze ersetzt werden muss. Soll der Passathafen nicht defizitär werden, müssten die Liegegebühren angehoben werden. Das ist bei einem Überangebot an Liegepätzen in den näheren Ostseehäfen unmöglich.
Die Stadt Lübeck will sich zur Aufhebung des Erbrechtes des SVH auf einen teuren Rechtstreit einlassen, mit der Begründung zu gewinnen »weil öffentliches Interesse besteht«. Das ist sehr zu bezweifeln, denn wer ist die Öffentlichkeit? Der Investor mit rein kommerziellen Absichten ? Oder die Verantwortlichen der Stadtverwaltung die gegen den Willen der Betroffenen handeln wollen um sich ein leidiges Thema vom Halse zu schaffen?
Was von den Verantwortlichen überhaupt nicht bedacht wird, ist die Tatsache dass ein Hafen ohne Hafenvorfeld wertlos und äußerst problematisch ist. Die Stadt wird bei jeder Maßnahme die Stege, Brücken und Infrastruktur betreffen, völlig auf den guten Willen des Besitzers des landseitigen Hafengelände angewiesen sein. Und da die Rechtsabteilung der Stadt nicht in der fachlichen Lage ist Veträge die Weitblick erfordern zu gestalten, ist zu befürchten dass sich auch hier wieder weit reichende Probleme anbahnen.
Für Travemünder: Warum ist das Schwimmbad 6 Jahre nach Stilllegung noch nicht abgerissen? Weil die Stadt so unkluge Verträge mit dem Maritim abgeschlossen hat, dass sie jetzt auf Gedeih und Verderb auf das Maritim angewiesen ist und eine Lösung des Problems der Stadt Lübeck unnötiger weise eine gewaltige Menge Geld kosten wird. Denn die Stadt erfüllt seit Stilllegung des Schwimmbades ihren Vertrag nicht, dem Maritim ein Schwimmbad zur Verfügung zu stellen.
Ähnliche Vertragsabschlüsse sind jetzt wieder im Zusammenhang mit dem Passathafen zu erwarten
Alle Vorteile des Passathafen sollen mit einem Federstrich weg geworfen, vernichtet werden.
Was bedeuten die geplanten, und von der Bürgerschaft teilweise bereits beschlossenen Maßnahmen für uns Liegeplatzinhaber ?
Die Bäume im Norden und größtenteils im Süden des Hafens sollen gefällt werden. Es wird ungemütlicher im Hafen.
Die sanitären Einrichtungen und der Hafenmeister sollen an den südlichen Rand verlegt werden. Die Wege zu den Toilette und Duschen werden für viele Wassersportler ungebührlich lang. Ein Fahrrad darf nicht mehr benutzt werden, weil Uferpromenade Fahrrad frei werden soll.
Parkplätze für Autos wird es nicht mehr geben. Die Promenade soll Auto frei werden. Nicht einmal das be- und entladen in Stegnähe soll erlaubt sein. Parkplätze (gebührenpflichtig) werden ca. 500m vom Hafen entfernt entstehen. In Zukunft wird man seine Sachen weit schleppen müssen.
Camper mit Vorzelt in der Nähe des Bootes wird es nicht mehr geben. Durch beide Maßnahmen geht Lebensqualität verloren.
Freiflächen um ein Fest zu veranstalten wird es nicht mehr geben, damit geht Lebensqualität und Gemeinschaftsgefühl verloren.
Ohne Winterliegeplatz wird der Hafen für viele Wassersportler unattraktiv werden.
Den Mitgliedern des SVH wird ein Vereinsleben durch die räumliche Trennung von Vereinshaus und Winterlager zerstört. Auch wird es dem Verein nicht mehr möglich sein in gemeinsamer Arbeit die Boote an einem Wochenende ein- oder aus zu lagern. Da der Verein, wie viele andere auch, überaltert ist, werden viele ihr Boot verkaufen und den Verein verlassen. Denn die beabsichtigte Lösung des Winterlagerproblem – es soll 7 Seemeilen weiter Trave aufwärts gebaut werden – ist nichts anderes als eine reine Zumutung.
Der große Kran und der Mastenkran sollen ersatzlos entfernt werden. Man stelle sich das einmal vor: Ein Yachthafen in dem es keinen Kran gibt!! So etwas ist an der Küste einmalig, und kann nur von Leuten am grünen Tisch mit keinerlei Yachthafenkompetenz ausgebrütet werden.
Die Fläche auf dem der große Kran steht soll bebaut werden. Damit gibt es im gesamten Passathafen keine Möglichkeit ersatzweise einen mobilen Autokran auf zu stellen.
Servicearbeiten die es erfordern das Boot aus dem Wasser zu nehmen, können nicht mehr ausgeführt werden. Und Wassertouristen mit Trailer brauchen Travemünde nicht mehr anfahren, Der Kranservice ist ersatzlos gestrichen !
Winterlager von Booten und Masten wird es nicht mehr geben. Das mindert in erheblichem Maße die Attraktivität des Passathafens.
Selbst wenn das Hafenumfeld schöner werden sollte, wird der Zuspruch für den Passathafen erheblich leiden und schon jetzt hört man in Gesprächen den Hafen verlassen zu wollen wenn alles umgesetzt wird was geplant ist.
Die 4 parallel zum Ufer stehenden Backsteingebäude sollen abgerissen werden und durch »moderne« Bauten ersetzt werden. Über den Sinn oder Unsinn dieser Maßnahme kann man trefflich diskutieren. Fakt ist, dass es mindestens 2 Sommer Staub, Dreck, Behinderungen, Lärm, Unzumutbarkeiten für den Hafennutzer/Wassersportler geben wird. Mit der Aussicht nach Beendigung der Baumaßnehmen höhere Liegegebühren zu erwarten, wird so manch ein Hafenlieger den Hafen während der Bauzeit verlassen und sich mit einem anderen Hafen anfreunden. Z.B. Neustadt, Boltenhagen, Grömitz oder Scharbeutz (wenn dieser Hafen fertig ist).
Mit der Durchsetzung des Waterfrontprojektes entledigen sich die Verantwortlichen der Stadt eines leidigen Themas, nämlich den Hafenbereich für den Wassersportler und Tourismus selbst schöner zu gestalten. Eine Verschönerung ist sicherlich notwendig.
Es wird nur von heute bis morgen gedacht. Man hat den Eindruck, jedes Ressort schaut nur auf seinen Teller und überschaut das Große und Ganze nicht. Denn auf Dauer gesehen handelt sich die Stadt mit den geplanten Maßnahmen nur Kummer und Rückschritt ein. Wurden die Hafenlieger, der Hafenmeister nach seiner Erfahrung befragt? Wurde der Ortsbeirat kontaktiert ? Wurden die für den Tourismus zuständigen Institutionen um ihre Meinung gefragt ?
Und was ist mit der Travemünder Woche ??
Die Travemünder Woche (TW) ist auf einen funktionierenden Priwallhafen angewiesen ! Ohne diesen wird die TW erheblich schrumpfen. Warum ?
Der SVH stellt jetzt Ihre Winterlagerhalle zur Verfügung, welche die TW unbedingt für Vermessungen, Veranstaltungen und auch außerhalb der TW für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen braucht. Das wird zukünftig nicht mehr möglich sein !
Die Halle im Gebäude des Hafenmeister muss ebenfalls von der TW genutzt werden. Das wird zukünftig nicht mehr möglich sein !
Boote die größer sind als Jollen können nicht mehr zu Wasser gelassen werden weil der Kran fehlt !
Selbst wenn der Kran bleibt, aber das Hafenkonzept mit Flaniermeile umgesetzt wird, ist der Passathafen für die Travemünder Woche nicht mehr zu gebrauchen.
Bis jetzt können viele Teilnehmer der TW auf dem Gelände rund um den Hafen campen. Das wird zukünftig nicht mehr möglich sein ! Auch wird es nicht mehr möglich sein die Trailer der Boote zu parken, da schlicht Platz fehlen wird.
Es wird geschätzt, dass die TW wegen dieser fehlenden Möglichkeiten sofort um 30 Prozent zurück gehen wird. Da die TW sehr stark von Seglern aus dem Binnenland als DIE preiswerte Möglichkeit auf See Regatta zu segeln genutzt wird und vom familiären Flair lebt, wird die TW auch durch den Wegfall von zeitweiliger Campingmöglichkeit und den entstehenden Imageschaden leiden und weiteren Zuspruch verlieren. Hinzu kommt, dass Ausweichflächen auf der Stadtseite zugebaut werden (Goschhalle), und am Jollen- und Katamaranstrand bei der Nordermohle keine sanitären Anlagen gebaut werden. Was zu unhygenischen, ungesunden Zuständen führt und dem Ansehen der TW schadet.
Die wassersportliche Seite der TW wird zu einer mittleren, regionalen Veranstaltung schrumpfen. Damit einher geht auch das Eindampfen des landseitigen Programm.
Fazit
Damit Travemünde weiterhin einen funktionierenden Yachthafen hat, der Kunden orientiert arbeitet und sich am Wohlbefinden der Nutzer ausrichtet, muss folgendes gegeben sein:
Das Hafenvorfeld muss weiterhin in Händen der Stadt bleiben, oder der Investor muss die Wasserseite mit übernehmen. Bei gleichen Liegeplatzgebühren.
Es muss einen großen und einen kleinen Kran und eine Ablaufbahn (kostenfrei) für Kleintrailer geben.
Serviceeinrichtungen müssen zentral gelegen sein.
Die Bäume müssen weit gehend erhalten bleiben.
Der SVH muss komplett im Hafenbereich verbleiben.
Liegeplatzinhaber müssen mit ihren Fahrzeugen dicht an die Stege fahren und diese nahe am Steg parken können.
Wenn es schon keine Winterliegeplätze mehr geben soll, so müssen im Sommer Stellflächen für Hafen- und Straßentrailer vorhanden sein.
Parkplätze (kostenfrei) sind unabdingbar in Stegnähe zu schaffen. (Dort können im Winter Boote lagern).
Für die Travemünder Woche müssen im Passathafen vorhanden sein:
Räumlichkeiten für technische Maßnahmen und Veranstaltungen.
Kran und Jollenablaufbahnen
Freiflächen für Straßentrailer und Jollen.
Flächen für Segler die mit einem Camper oder Zelt anreisen.
Sanitäre Einrichtungen – kostenfrei
Lautsprechereinrichtungen
Anlegestelle für die Seglerfähre an zentraler Stelle.
Alles in Allem sollte sich die Stadtverwaltung und die Bürgerschaft sehr reiflich überlegen, ob sie durch das neue Hafenkonzept der Stadt Lübeck und im besonderen Travemünde einen Vorteil bringt oder einen erheblichen Schaden zufügt.
Bei der jetzigen Konstellation wird auf längere Sicht eher ein großer Schaden als ein Vorteil eintreten. Ein Schaden der sich auf die gesamte Stadt in Form von geringeren Einnahmen im Einzelhandel, der Fähre und Kurverwaltung (denn auch der Sommerlieger im Passathafen muss Kurtaxe bezahlen) sowie der Übernachtungsbranche und damit geringeren Steuereinnahmen auswirkt.
Darüber hinaus wird der Passathafen bei Umsetzung des jetzigen Konzeptes zukünftig mehr Ausgaben verursachen als Einnahmen bringen und sich zu einem weiteren Zuschussbetrieb für die Stadt entwickeln.
Man hat den Eindruck, die Verantwortlichen der Stadt Lübeck verhalten sich zum Passathafen ähnlich wie die Kieler Landesregierung zur medizinischen UNI in Lübeck !
Bestehendes für einen kurzzeitigen Vorteil platt machen.
Nach dem JA der Bürgerschaft zum Waterfrontprojekt muss der B-Plan aufgestellt und auch beschlossen werden.
Das ist die letzte Chance dem Sinn entleerten Treiben der Stadtverwaltung Einhalt zu gebieten.
ES IST ALLER HÖCHSTE ZEIT FÜR ÖFFENTLICHE PROTESTE ALLER HAFENLIEGER !!!