WIRTSCHAFT
Travemünde 24.06.2010
Backskiste bleibt
Sylt-Investoren können noch 13 Jahre auf ihre Piazza warten...

Wie sich Travemünde entwickeln soll, gibt der »Masterplan« der Bauverwaltung vor, und der bevorzugt eine Markthalle mit Gosch-Gastronomie im Fischereihafen. Der Investor will aber auf die Tornadowiese an der Trave, und der Bausenator gab nach. Die Stadt forderte dann, die Markthalle als »Reine Foodhalle«, also nur Speisen und ohne Läden, zu bauen. Der Investor wollte nicht und der Bausenator gab nach.
Im Juni trafen sich Investoren und Senatoren mit den Betreibern der Backskiste.
Bausenator Franz-Peter Boden habe dann erzählt, was die Gosch-Investoren vorhätten, berichtet Sandra Koslowski: Eine Markthalle mit Gosch-Fischrestaurant und 5 bis 6 Shops auf der Tornadowiese in bester Lage an der Trave, 1.200 Quadratmeter Verkaufsfläche, direkt neben der Backskiste. Baubeginn Mitte oder Ende 2011, Eröffnung Ostern 2012. Senator Boden hat den Shops zugestimmt, wenn die Investoren nachweisen, dass Travemünder Einzelhändler Interesse an den Shop-Flächen haben. Die Läden sollen nun kurzfristig in Travemünde ausgeschrieben werden. Der Hallen-Bau selbst soll im Rahmen eines Architektenwettbewerbes ausgeschrieben werden, ein Entwurf der Ausschreibung wird am 5. Juli im Bauausschuss präsentiert. Alles scheint in trockenen Tüchern.
Den Backskisten-Betreibern wurde klargemacht: Die Gosch-Halle kommt auf die Tornadowiese: »Ob mit oder ohne uns«, sagt Sandra Koslowski. In einem Gesprächsprotokoll der Stadt heißt es: »Wenn Backskiste nicht in die Markthalle gehen möchte, dann muss die Markthalle mit dem gesetzlichen Grenzabstand gebaut werden.«
Sandra Koslowski und Mario Kutzborski fürchten die Gosch-Konkurrenz nicht. Sie sind aber, wie sie sagen, auch nicht als einzige Gastronomen der Meinung, dass es nicht noch eines Lokals bedürfe, dass an der Trave Fischbrötchen verkauft.
Als die Travemünder Gastronomen fragen, ob ihr Vertrag für das städtische Grundstück, auf dem die Backskiste steht, denn nach 13 Jahren nicht verlängert wird, antworten die Stadtvertreter ausweichend.
Nach langem hin und her wird Michael Woschniak, einer der Investoren, gefragt, was er von der Sache hält. Er könnte sich sehr gut vorstellen, dass die Backskisten-Betreiber in die neue Markthalle integriert werden, soll er geantwortet haben. Allerdings dürften sie dort keinen Fisch verkaufen, das würde er ja machen. Vielleicht Eis oder Obst und Gemüse.
Stadtplaner Herbert Schnabel habe gesagt, das wäre eine Chance, die man nicht vertun dürfe, berichtet Sandra Koslowski. Was sie da gedacht hat, ist nicht zitierfähig.
Die Backskisten-Betreiber würden auch gern ihr Geschäft erweitern, nach und nach in den nächsten Jahren: Die Toilettenanlagen, vielleicht Duschen für Segler, Frühstück anbieten, es gibt eine Baugenehmigung für einen Wintergarten.
Mit der jetzigen Perspektive können sie natürlich nicht investieren, sie stellen sich nun darauf ein, dass nach 13 Jahren Schluss ist. So lange wollen sie einen »guten Job machen« in ihrer Backskiste. Und so lange müssen die Investoren eben auf ihre Piazza warten. TA

Der städtische Gesprächsvermerk »Neubau einer Markthalle auf der Tornadowiese« vom 12.05.2010 im Wortlaut:
vom 12.05.2010 bei Herrn Senator Boden, mit BaF, By, Schr (610) und den Herren Woschniak und Schmidt als Investoren für die Markthalle
Forderungen gemäß Bauausschuss unter P.7.3.1 vom 03.05.2010
- max. 1 .200 m2
- nur Food Bereich, keine Shops Bebauung auf Tornadowiese
- Backskiste kann bestehen bleiben, kann aber auch überplant werden. Sollte dann aber in die Markthalle mit integriert werden
Das heißt:
reines Food Sortiment keine Non Food Sortimente, insgesamt max. 1.200 qm Grundflache auf der Tornadowiese, Bauhöhe max. 8,00 m. Klassische Markthalle als reine Foodhalle ohne Non Food Shops.
Die Forderung nach einer klassischen Markthalle als Foodhalle wird vom Investor grundlegend abgelehnt, er besteht auf 5-6 Shops a 50m2 plus Gosch Fischrestaurant.
Das ergibt dann 1.200 netto Verkaufsfläche und insgesamt 1.500 m2 Grundfläche.
Die Flächen sollen sich wie folgt verteilen: 600 m2 für das Gosch Fischrestaurant, 300 m2 für 5-6 Shops und einer Markthalle mit ca. 300 m2 Fläche.
Herr Senator Boden (HSB) stimmt zu, Gesamtfläche wird festgehalten.
HSB stimmt Einzelhandelsnutzung zu, wenn die Investoren nachweisen, dass wie der Investor nachdrücklich versichert Travemünder Einzelhändler Interesse haben (?????). Deshalb will der Investor die shop-Flächen kurzfristig in Travemünde ausschreiben.
Forderungen der Investoren:
Die Forderung nach einer klassischen Markthalle als Foodhalle wird vom Investor grundlegend abgelehnt. Der Investor besteht auf 5-6 Shops a 50 m2 plus einem Gosch- Fischrestaurant, so dass sich damit dann eine Verkaufsflache von 1.200 netto ergibt.
Damit wird an der geplanten Grundflache von insgesamt 1.500 m2 festgehalten.
Als Zugeständnis kann sich der Investor auf den Flächen der geplanten eigentlichen Halle (in der Markthalle) zu Zeiten, an den en keine Events stattfinden, ergänzend zu den Shops Stände für Obst- und Gemüse vorstellen.
Die Halle soll eingeschossig, mit eventuell einer Galerie für das Gosch Restaurant im II. OG. Baubeginn soll Mitte / Ende 2011 erfolgen, Eröffnung Ostern 2012
Die Vergabe des Grundstücks soll in Erbpacht erfolgen.
Der Investor möchte eine Hochwassersicherheit für die Markthalle herstellen, das heißt dass die Markthalle erhöht auf der Tornadowiese und nicht auf dem Niveau der Traveufer-Promenade liegen wird.
Hierzu wurde dem Investor aufgetragen durch einen Vermesser einen Höhenplan erstellen zu lassen, der auch als Grundlage für die Wettbewerbsauschreibung genutzt werden kann.
Thema Backskiste:
Es sollen Abstimmungsgespräche mit dem Eigentümer der Backskiste, den Herren Senatoren Boden und Schindler erfolgen inwieweit der Imbiss in die neue Markthalle integriert werden soll / kann und ob der Eigentümer daran Interesse hat.
Klärung über die Laufzeit des Pachtvertrags des Grundstückes Backskiste durch FB 5. Stadtplanerisches Ziel ist es, die Nutzung in die Markthalle zu integrieren.
FB 5 wird zum Gespräch mit den Betroffenen einladen und dies moderieren.
Wenn Backskiste nicht in die Markthalle gehen mochte, dann muss die Markthalle mit dem gesetzlichen Grenzabstand gebaut werden.
Wettbewerb:
- Überarbeitung Programm in Abstimmung mit Investor durch 5.610, Raumprogramm muss vom Investor geliefert werden.
- Ausschreibung mit weiteren 3 Architekturbüros.
- Entwurf Wettbewerbsauslobung Vorstellung im BA (vor Sommer) am 05.07.2010 (Abgabe BA 22.06.2010)
- Anschließend: Auslobung
- Preisgericht Oktober
Aufgestellt
HL Bereich Stadtplanung
19.05.2010
TA-Lesetipp zum Thema: Markthalle: Unternehmerin fühlt sich von der Lübecker SPD drangsaliert (01.03.2010)