VERANSTALTUNGEN
Travemünde 18.06.2010
Richtfest für eine Schildkröte
Pre-Opening für die Wind-Art 2010 in Travemünde



Diplom-Designerin Gisela Meyer Hahn steht am Rande des Ententeiches im Travemünder Godewindpark und ist ein wenig unruhig. Im Park stehen zwar schon zwei Kunstwerke, aber ihres soll gleich in der Mitte des Ententeiches vor Anker gehen. Dafür ist Rettungsschwimmer Dennis Vollbrecht von der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes in Lübeck da. Der krault ein paar Runden elegant durchs brackige Wasser und macht sich mit der Stoff-Skulptur »Tänzerin im Wind« auf den Weg. Die Tänzerin ist eine riesige, stoffbespannte Spirale, die sich dreht. 270 Farben hat Gisela Meyer-Hahn in ihr Werk eingenäht, und die spiegeln sich zu ihrer Freude nun im Wasser, während die im Wind drehende Spirale durch eine optische Täuschung zu fließen scheint. Travemündes Kurdirektor Uwe Kirchhoff kommt dazu und freut sich, dass es kein Rettungs-Einsatz ist, sondern ein Kunst-Einsatz, und fachsimpelt als Segler mit der Künstlerin gleich über die Wirkung von Wind, Wasser und Verankerung.
Weil sich die Wind Art in ihrem zweiten Jahr über den ganzen Ort ausbreiten soll, ist auch am anderen Ende Travemündes etwas los: Im Garten der Alten Vogtei in der Vorderreihe hat sich stolz die Klasse 5c der Lübecker Willy Brandt Schule mit Eltern, Lehrern und Rektor versammelt, um eine Windrose zu feiern. Metallkünstler Mirko Siakkou-Flodin aus Wilhelmsdorf Zußdorf hat mit den Schülern eine Woche lang an der Metall-Skulptur gebaut. Die Kinder waren mit einem Eifer dabei, der selbst die Lehrer verblüfft hat. Am begehrtesten war das Löcher-Bohren, der Job am Akku-Bohrer. Herausgekommen ist ein mehrere Meter hohes Windspiel aus alten Fahrradteilen, Blechbüchsen und Besteck, alles bunt bemalt. Auch eine Bratpfanne mit aufgemaltem Spiegelei ist verbaut.


Ein paar Meter weiter am historischen Vogtei-Gebäude sitzt der Darmstädter Bildhauer Roger Rigorth mit Tischler Erik Bülow auf einer halbfertigen hölzernen Riesen-Schildkröte und feiert Richtfest. Die beiden reimen Zimmermanns-Sprüche und leeren ein Weinglas, das nach altem Brauch auf dem Pflaster zerschellt. Das soll bekanntlich Glück bringen. Neuen Häusern auf jeden Fall und Kunstwerken möglicherweise auch. Das wird man sehen spätestens ab 10. Juli, wenn 23 Künstler 30 Wind-Art-Skulpturen über Travemünde verteilt haben. Bis dahin wird sicher noch viel mehr Seltsames passieren in Travemünde. TA