ORTSGESCHEHEN 1
Travemünde 12.05.2010
Plantagenteak: 12.000 Protest-Mails legen Kurverwaltung lahm

»Für die Möblierung sollen noch Muster vorgestellt werden, Material ist zertifiziertes Tropenholz, vielleicht Plantagenteak, auf jeden Fall pflegeleicht unbehandelt und damit Veränderungen unterworfen«, berichtete »Travemünde Aktuell« am 19.04.2010 (Bericht hier).
Der Hamburger Verein »Rettet den Regenwald e.V.« kritisiert das auf seiner Internetseite und stellte ein Online-Formular ins Netz, in das jeder nur seine Email-Adresse eingeben muss, um einen vorgefertigten Text an Ulrich Pluschkell als Vorsitzenden des Bauausschusses und an Klaus Petersen als Vorsitzenden des Kurbetriebs-Ausschusses zu senden. 12.000 Menschen machten bislang davon Gebrauch.

Die Email-Flut legte die Postfächer lahm und verursachte ordentlich Kosten: Eine Firma war mehrere Stunden damit beschäftigt, einen Spam-Filter einzurichten. Anders ließen sich aus den inhaltsgleichen Massen-Mails, die sich nur im Absender unterschieden, die normalen Emails an die Ausschuss-Vorsitzenden nicht mehr herausfiltern. Das Büro der Kurverwaltung wurde regelrecht lahmgelegt. »Da ist uns ein erheblicher Aufwand entstanden«, sagt Kurdirektor Uwe Kirchhoff.
Gleicher Text, verschiedene Absender – Dieser Text ging per Email 12.000-Fach an die Ausschuss-Vorsitzenden:
mit großer Bestürzung habe ich erfahren, dass Sie bei der Neugestaltung der Travemünder Strandpromenade für Sitzgelegenheiten Tropenholz verwenden wollen. Zwar ist von zertifiziertem Holz die Rede, doch auch dieses ist keine Garantie für die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards. Bitte stellen Sie schon zum jetzigen Zeitpunkt der Planung sicher, dass keine Tropenhölzer eingesetzt werden.
Die Zertifizierung durch den Forest Stewardship Council (FSC) sichert keine ökologisch, sozial und wirtschaftlich verträgliche Waldbewirtschaftung, denn der vom FSC betriebene »selektive Holzeinschlag« verhindert nicht die fortschreitende Zerstörung des Regenwaldes. Auch zertifiziert der FSC große Holzplantagen, also Monokulturen, die nichts mehr mit einem intakten Ökosystem gemeinsam haben.
Ich bitte Sie, Ihre globale Verantwortung durch lokal richtiges Handeln wahrzunehmen und bei der Neugestaltung der Travemünder Strandpromenade auf Tropenholz zu verzichten.
Mit freundlichem Gruß
Der Kurbetrieb würde, wenn, dann zertifiziertes Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft verwenden, erklärt Travemündes Kurdirektor Uwe Kirchhoff auf Nachfrage. Entsprechende Verpflichtungen der Stadt im Umgang mit dem Baumaterial würden eingehalten. Bei den Seebrücken gibt es keine Wahl: »Wenn im Meer gebaut wird, kann es nur Eukalyptus sein«, meint Kirchhoff. Das sei das einzige Material, das die Bohrmuschel nicht fresse.
Was die Sitzbänke betrifft, steht das Material noch gar nicht fest und wird sicher nach der Protestaktion noch intensiver diskutiert. Der Verein hat sich laut Kirchhoff allerdings vor dem Start der Aktion nicht mit dem Kurbetrieb in Verbindung gesetzt. Wodurch der Schaden hätte vermieden werden können: »Das hätte man auch einfacher haben können«, meint Kirchhoff. TA
Externer Link zum Thema: Internetauftritt des Hamburger Vereins »Rettet den Regenwald e.V.«
1 http://www.regenwald.org/protestaktion.php?id=574