VERANSTALTUNGEN
Travemünde 17.12.2009
TSV-Chef Hellwich: »Dann findet der Stadtlauf nicht statt!«
Veranstalter bekommen erst Ende Januar Preisliste für Flächen und Zelte – LTM verweist auf Halbedels Fachbereich 2, Kurbetrieb und Bereich Recht
Im November hätte doch eine »Preisliste« erscheinen sollen, was die Flächen in Travemünde kosten, meinte Markus Hellwich, Vorsitzender des Travemünder Ortsrates und des Sportvereins, auf der Ortsrats-Sitzung am Mittwochabend. Der TSV habe im Moment aber keine Kostenübersicht. Das gleiche gelte für die Kiwanis-Damen mit dem Kinderfest im Brügmanngarten. »Wenn der Brügmanngarten 500 Euro plus X kosten soll, oder Pagodenzelte über 300 Euro pro Tag, dann sind diese Veranstaltungen überhaupt nicht mehr durchzuführen«, meinte Hellwich.
Die Lübecker Bürgerschaft hatte im November ein »Flächenmanagement innerhalb der Unesco-Schutzzone und in Travemünde für Veranstaltungen aus einer Hand durch die LTM GmbH« beschlossen (siehe Bericht des Fachbereichs 2 von Sanator Halbedel unten). Bis heute wissen auch gemeinnützige Veranstalter nicht, was sie für den Brügmanngarten oder die Pagodenzelte zahlen sollen. Und können jetzt nicht planen. Erste Veranstaltungen drohen zu platzen.
Beim Holstentor Boule-Turnier wurden die Meldekosten bereits von 7,50 Euro auf 10,00 Euro angehoben (TA berichtete). Bei 1.800 Teilnehmern, rechnete Markus Hellwich vor, seien das 4.500 Euro. »Darf ich davon ausgehen, dass die LTM für diese Veranstaltung 4.500 Euro von den Boule-Spielern nimmt?«. »Nein«, antwortete LTM-Geschäftsführerin Andrea Gastager.
TSV-Chef Markus Hellwich erklärte, allein für die Planungssicherheit des Stadtlaufes am 2. Mai brauche man die Zahlen. Die meisten Broschüren würden Anfang des Jahres verteilt, auch außerhalb Travemündes von Ratzeburg bis Itzehoe. »Wenn Sie im Januar kommen und sagen, der Brügmanngarten kostet den TSV die Summe X, dann können wir es nicht halten. Das heißt wir müssen Planungssicherheit haben. Wenn Sie mir jetzt sagen, das geht erst im Januar, sag ich jetzt hier, dann findet der Stadtlauf nicht statt.«
Das gleiche gelte für das Box-Event Ende Mai. Da müssten Boxer aus Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg eingeladen werden, es sind Landesmeister dabei. Und wenn die Kosten erst Ende Januar bekannt würden dann müsse der TSV diese Veranstaltung zumindest aus dem Bereich Brügmanngarten/Inneres Kurgebiet zurückziehen, so Hellwich.
»Ich bin völlig ihrer Meinung, leider sind die Ansprechpartner jetzt hier nicht vor Ort«, meinte LTM-Geschäftsführerin Andrea Gastager. »Es ist so, dass wir im Moment mit unserem zuständigen Fachbereich, dem FB 2 und dem Kurbetrieb versuchen, ein Modell zu erarbeiten.« Bis Ende Januar soll laut Gastager eine Einigung erzielt sein. Der LTM würden weder die Pagodenzelte noch die Flächen gehören. Gastager: »Von daher muss es natürlich eine Kooperationsvereinbarung mit dem Kurbetrieb geben unter Zustimmung des entsprechenden Fachbereiches. Sollte die bis Ende Januar nicht vorliegen, wird es ein weiteres Übergangsjahr geben müssen. Also genauso gehandhabt wie in 2009. Damit Sie als Veranstalter entsprechend planen können.«
Die LTM – Aufsichtsratsvorsitzende und Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer empfahl, Senator Halbedel direkt anzusprechen: »Denn da laufen im Moment die Fäden zusammen. Die Bürgerschaft hat Auflagen erteilt, die müssen umgesetzt werden, das ist ein schmerzhafter Prozess. Das ist auch mit dem neuen Weihnachtsmarkt-Konzept in Lübeck so, dass da andere Beträge fällig werden. Und das ist ein etwas langsamer Prozess, der versucht, möglichst gerecht, eine Änderung, die alle nicht gerne wollen, umzusetzen.«
Markus Hellwich wunderte sich, dass die LTM der Wind-Art, die eine gute und wichtige Veranstaltung für Travemünde sei, den Brügmanngarten trotzdem bereits kostenfrei zugesagt habe. »Auf der einen Seite sagen Sie, Sie stellen der Wind-Art den Brügmanngarten kostenlos zur Verfügung. Und auf der anderen Seite wird bei den gemeinnützigen Vereinen, die Tagesgäste und Übernachtungsgäste bringen, abkassiert.« Kommerzielle Veranstalter wie die Ü35-Party sollten natürlich bezahlen, die wollten mit ihren Veranstaltungen ja auch Geld verdienen.
Die LTM-Aufsichtsratsvorsitzende Gabriele Schopenhauer verwies noch einmal auf die Beteiligten: »Da sind sehr viele beteiligt, alle Fraktionen die in der Bürgerschaft sitzen, und der Fachbereich 2, und der Bereich Recht. Das ist ein zeitlicher Prozess, der nicht zu minimieren ist.« LTM-Geschäftsführerin Andrea Gastager erklärte, man hätte die Planungen Ende November abschließen wollen. »Nur es liegt nicht in unserer Macht, Frau Schopenhauer hat es gerade erklärt. Es ist keine Sache die wir alleine erarbeiten und umsetzten können alleine«. Am 7. Januar soll es laut Gastager den nächsten Gesprächstermin geben. Vielleicht könne man dann früher als Ende Januar etwas sagen. »Vor Weihnachten gab es keine Möglichkeit, das Thema zu klären«. Gastager: »Ich bitte um Verständnis, dass es nicht in unserer Macht alleine liegt, sondern es ist eine städtische Aufgabe, die Flächen zu verwalten und hier eine entsprechende Ordnung zu finden.« TA
Der Bericht des Fachbereiches Wirtschaft und Soziales vom 16.11.2009, unterzeichnet von Senator Wolfgang Halbedel, im Wortlaut:
Gegenstand: Einrichtung eines zentralen Flächenmanagements bei der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH (LTM)
Bezug:
- Beschluss der Bürgerschaft vom 26.02.2009, TOP 4.34, Drs. 601
- Beschluss der Bürgerschaft vom 27.11.2008, TOP 4.24, Drs. 343
- Beschluss der Bürgerschaft vom 27.11.2008, TOP 13.19, Drs. 229
- Beschluss der Bürgerschaft vom 28.06.2007, TOP 13.11, Drs. 683
- Beschluss der Bürgerschaft vom 24.11.2006, TOP 13.31, Drs. 745
Mit Beschluss vom 27. November 2008 unter TOP 4.24 Drs. 343 wurde durch die Bürgerschaft die Erstellung eines Konzeptes zum Flächenmanagement innerhalb der UNESCO-Schutzzone und in Travemünde für Veranstaltungen aus einer Hand durch die LTM GmbH beauftragt.
Ziele eines zentralen Flächenmanagements für Veranstaltungen wären eine möglichst gewinnbringende Vermarktung der Flächen, die Koordination der Veranstaltungsaktivitäten in der Stadt Lübeck und Travemünde und das Qualitätsmanagement. Dazu gehört neben der Entwicklung von qualitativen Standards auch deren Kontrolle.
Der Erhalt der Wochenmärkte unter den jetzigen Rahmenbedingungen ist sicherzustellen. Das Konzept ist der Bürgerschaft so rechtzeitig vorzulegen, dass ein tragfähiges Modell zum Beginn des 4. Quartals 2009 umgesetzt werden kann.
(...).«
Dieser wichtige und richtige Beschluss zur Einrichtung eines zentralen Flächenmanagements durch die LTM ist im Ergebnis nicht vollständig umsetzbar. Zwar sieht sich die LTM grundsätzlich in der Lage, die gewünschte Qualitätssteigerung über die Formulierung, Implementierung und Kontrolle eines Qualitätskonzeptes sowie ein zentrales Flächenmanagement zu erreichen. Ein entsprechender Konzeptvorschlag zur Einrichtung eines zentralen Flächenmanagements durch die LTM wurde im Rahmen einer Arbeitsgruppe unter Beteiligung der Fraktionen erarbeitet.
Jedoch sieht sich die LTM dazu nur in der Lage, wenn gleichzeitig zusätzliche Personalressourcen im Gegenwert von ca. EUR 36.000,– seitens der Hansestadt Lübeck bereitgestellt würden. Die LTM geht davon aus, dass die mit der Koordinierung der Veranstaltungsaktivitäten sowie die Entwicklung und Durchsetzung von qualitativen Standards, incl. der Akquisition von Veranstaltungen einhergehenden zusätzlich notwendigen Personalressourcen sich nicht durch zusätzliche Einnahmen refinanzieren lassen.
Die Refinanzierung des Ansatzes der derzeitig eingesetzten Personalkapazitäten im Bereich Wirtschaft, Hafen und Liegenschaften über Flächengelder ist aus Sicht der LTM derzeit nicht möglich, insbesondere vor dem Hintergrund, dass zum Beispiel in Travemünde in 2008 nahezu keine Flächeneinnahmen über Veranstaltungen generiert wurden und die Veranstalter hier zunächst an Flächenmieten herangeführt werden müssen. Und auch auf der Lübecker Altstadt könnten die Flächengelder nur stufenweise von einem geringen Niveau aus angehoben werden. Mit den bisher übertragenen Aufgaben und en damit verbundenen Ansprüchen hätte die LTM ihre Kapazitätsgrenzen mehr als erreicht und könnte keine weiteren Aufgaben ohne Personalübertragungen übernehmen.
Aufgrund der gültigen Rahmenbedingungen, die durch die »Richtlinien zur Auswahl und Festlegung von Kriterien für die Vermarktung/Vergabe städtischer Flächen durch den Bereich Märkte in der HL auch von der LTM zu beachten sind, ergeben sich hinsichtlich der Qualität durchführbarer Veranstaltungen Einschränkungen für die Flächenvermarktung. Die Richtlinien enthalten unter anderem Vorgaben zur Anzahl und Art der Veranstaltungen, wodurch die Möglichkeiten zur Einnahmeerzielung für die LTM beschränkt würden. Hinzu käme das Risiko der Preiserhöhung der Flächengelder bei der Vermietung an Dritte. Für Travemünde hätten die Erfahrungen des Jahrs 2009 gezeigt, dass eine Preissteigerung nur mittel- bis langfristig durchsetzbar ist und Veranstalter sogar auf jährlich wiederkehrende Veranstaltungen verzichten. Die LTM hält die Übertragung eines Personalbudgets im ersten Jahr für unabdingbar, da sich unter Berücksichtigung der zusätzlichen Personalkosten eine Unterdeckung von EUR 35.600,– ergeben würde.
Die Geschäftsführung der LTM lehnt daher die Übernahme eines zentralen Flächenmanagements ab, da die Gesellschaft eine Verlustgeschäft eingehen würde.
Der Fachbereich Wirtschaft und Soziales teilt diese Einschätzung der Notwendigkeit hinsichtlich der Beritstellung zusätzlicher finanzieller Mittel nicht. Vielmehr geht der Fachbereich Wirtschaft und Soziales davon aus, dass evtl. notwendige zusätzliche personelle Ressourcen über die Vermarktung der jeweiligen Flächen und höhere Einnahmen bei der Vergabe dieser Flächen an Veranstalter finanziert werden können.
Der Bericht Wirtschaft, Hafen und Liegenschaften empfiehlt daher, die Flächenverwaltung in ihrer bisherigen Form beizubehalten, obwohl unter Berücksichtigung des Weihnachtsmarktes, welcher seit diesem Jahr durch die LTM organisiert und durchgeführt wird, im Bereich Wirtschaft, Hafen und Liegenschaften, Abteilung Märkte, bereits Budgetanpassungen bei den Personal- und Sachausgaben (1 Stelle A07 – halbtags und 0,5 Stelle EG 05 – ganztags) durchgeführt wurden.
Eine Beibehaltung der Flächenverwaltung – ohne Qualitätsverbesserung über das bisherig Maß hinaus – im Bereich Wirtschaft, Hafen und Liegenschaften wäre in jetzigem Umfang mit dem verbleibenden Personal mit Personalkostenanteilen von ca. EUR 46.000,– p.a. möglich.
Die Einführung eines zentralen Flächenmanagements würde zu mittelfristigen Einsparungen (Personalkosten) von a. EUR 46.000,– p.a. für den Bereich Wirtschaft, Hafen und Liegenschaften führen.
Die Einnahmen aus der Vergabe von Sondernutzungserlaubnissen für Veranstaltungen belaufen sich bei beiden Varianten auf ca. EUR 22.000,– p.a.
Bei einer Übernahme der Personal-Mehrkosten der LTM würde der durch den Bürgerschaftsbeschluss erhoffte Qualitätsgewinn erreicht werden. Die angestrebte Optimierung von Erträgen ist bestenfalls schrittweise und unter Zurverfügungstellung von Mitteln durch die HL in Höhe von 36.000 Euro erzielbar.
Externe Links zum Thema: "Veranstaltungen: Flächenmanagement droht zu scheitern« (Bericht auf HL-live.de vom 17.12.2009)
1 http://www.hl-live.de/aktuell/textstart.php?id=57751