SPORT
Lübeck/Tunesien 27.10.2009
3. Platz für Lübecker Rallye-Team:
Nissan Raid Rallye Team Wulf/Bork: Bericht über die Rallye Tunesie Sahara Masters

Am 10. Oktober trafen alle Teilnehmer im Hafen von Genua ein. Hier war die technische- sowie Papierabnahme. 36 Motorräder, 13 Autos und 2 LKW starteten in Wertung. Erstmalig wurde das Rallyefeld in zwei Kategorien eingeteilt, K1 für die Profis und K2 für die Amateure. Wir fühlten uns sicherlich nicht wie Profis, aber man meinte, hier gehören wir hin. Der Beginn eines großen Abenteuers.
Nach einer ruhigen Fährüberfahrt kamen wir am 11. Oktober in La Goulette an. Es ging sehr schnell durch den Zoll und so konnten wir noch einen halben Tag im schönen Hotel Le Sultan in Hammamet verbringen und die letzten Rallyevorbereitungen abschließen.
12. Oktober: für die Profis ging es Richtung El Hamma, 380 km Verbindungsetappe sowie zwei Wertungsprüfungen von je 80 km. Besonders die erste WP hatte es schon in sich: schwierige Navigation für den Copiloten und harte felsige Pisten über einen Gebirgszug. Seitdem ist unser rechter Fahrzeugschweller sehr deformiert. Nach dem hässlichen Geräusch ließen wir es dann ein wenig langsamer angehen. Die zweite WP war erheblich flüssiger zu fahren und endete kurz vor Douz, wo auch das nächste Fahrerlager war.
13. Oktober: Rundkurs um Douz. 111 km anfänglich versandete Pisten, dann Kamelgras mit hohen, steinharten Hügeln und zum Ende extrem weiche und schwer zu fahrende Dünen. Nur ein Auto kam in der vorgegebenen Zeit durch die Etappe; uns fehlten am Ende 3 Minuten. Leider hatten wir uns in einem Dünentrichter den vorderen rechten Reifen von der Felge gezogen und mussten das halbe Auto aus der Düne schaufeln. Nach 45 Minuten hatten wir es dann total erschöpft geschafft. Diese Etappe hatte allen Profi-Teilnehmern alles abverlangt.
Eigentlich sollte am 14. Oktober die Etappe zu den legenderen »verlorenen Seen« für die Profis gestartet werden, jedoch auf Zuraten Einheimischer, die uns mitteilten, dass die Etappe in der vorgegebenen Zeit nie zu schaffen ist, da die Dünen sehr weich und extrem hoch sind, haben alle Profi-Fahrer beschlossen, diese Etappe auszulassen und direkt zur Oase Ksar Ghilane zu fahren. So hatten wir noch einen schönen gemeinsamen Urlaubstag in der Oase.
Da die Organisation selbst in den höchsten Dünen am »verlorenen See« schwer zu kämpfen hatte und nicht mehr rechtzeitig zur Oase Ksar Ghilane kam, wurde der Ruhetag vorverlegt.
So starteten wir am 17.Oktober den ersten Rundkurs um Ksar Ghilane. 128 km Wertungsprüfung, zu Beginn schnelle steinige Pisten. Bis zum Einstieg in die Dünen konnten wir sogar das Tempo des Führenden gut mitgehen. In den Dünen entschlossen wir taktisch und umfuhren die hohen Dünen. Für unseren langen Radstand macht es Probleme, über kurze Dünenkämme zu fahren und die Gefahr, das Fahrzeug dabei zu beschädigen, ist enorm groß. Und die Schaufelei steckte uns noch gut in den Knochen.
18.Oktober: Großer Rundkurs, 163 km. Viele Dünen, die aber sehr gut fahrbar waren bis zu dem berüchtigten Henkersknoten. Vom Kontrollpunkt 1 ging es in extrem schwere Dünen. Nur ein Autos schaffte es. Wir beschlossen, zu umfahren. Wie weise diese Entscheidung war, erfuhren wir am Abend. Ein Toyota hatte sich so festgefahren, dass es vom Camion Balai aus den Dünen geborgen werden musste und es nicht mehr ins Camp zurück schaffte.
19.Oktober: 344 km von Ksar Ghilane nach Tataouine über Pisten, die schon die Dakar Rallye und Optic 2000 fuhren. Bis zum Kontrollpunkt 2 lief es super für uns, wir führten sogar zeitweise das Feld an. Dann kam das Unglück: auf der schnellen El Borma Piste merkte ich, wie das Bremspedal immer weicher wurde. Ein kurzer Blick unter die Motorhaube bestätigte das Drama. Die Hauptbremsleitung war gebrochen und keine Bremsflüssigkeit mehr vorhanden. Das hieß, noch 120 km Wertungsprüfung ohne Bremse fahren, und das im steilen Gebirge. Im Ziel war ich dann auch physisch total erschöpft und musste vom Ärzteteam wieder aufgebaut werden. Der Schaden wurde zum Glück von unserem Service DAKTEC wieder repariert, die »Jungs« sind einfach super.
20. Oktober: Tataouine- Douz, 176 km schnelle Pisten, Überquerung mehrerer Dünengürtel und versandete Pisten. Nach kurzer Zeit schlossen wir auf einen Konkurrenten, danach kam noch der Toyota dazu und wir einigten uns, da wir zeitlich so weit auseinander lagen, sicherheitshalber zusammen weiter zu fahren. So kamen wir im Päckchen in Douz an. Überraschungen gab es zum Glück keine mehr.
21.Oktober: Douz-Nefta südlich am Chott El Jerid entlang. Hier ging es über 236 km nochmals über versandete Pisten und extrem weiche Dünen am Chott entlang. Der Führende fiel mit einem technischen Defekt anfänglich weit zurück, so dass wir über 200 km einsam über die Etappe fuhren. Unser Pickup zeigte sich von seiner besten Seite, wir mussten nicht einmal die Schaufel benutzen. Spannend war die Überfahrung einiger Chott Abschnitte, da es sich ja um einen Salzsee handelt, der nur eine dünne nicht immer tragfähige Kruste hat. Kommt man nur ein wenig vom Kurs, bricht man durch die Kruste durch und versinkt im Salzschlamm. Eine lange sehr aufwendige Bergeaktion wäre die Folge. Kurz vor dem Ziel schlossen noch zwei Autos auf uns auf und da der Jeep keinen Allrad mehr hatte, fuhren wir bis zum Ziel gemeinsam.
So ging eine spannende, sehr anspruchsvolle Rallye zu Ende. Bis auf die Bremsleitung und den verbeulten Schweller hatten wir weder Reifenschäden noch sonstige Probleme mit unserem Nissan, er hat uns mal wieder treu durch eine Rallyedistanz gebracht.
Am 22.Oktober fand dann im Le Sultan in Hammamet eine schöne Siegesfeier statt, wo wir den Pokal für den dritten Platz der Profis in Empfang nehmen konnten.
Noch zu erwähnen wäre eine abenteuerliche Rückreise mit der Fähre. Sturm im Mittelmeer, Windstärken bis 180 km/h bei Sardinien, viele Seekranke und ein mächtiges Geschaukel sowie 18 Stunden Verspätung in Genua.