MARITIMES
Travemünde/Lübeck 28.09.2009
Frühere Beschäftigte der Flender Werft besuchten »ihre« »Black Prince«
1966 in Lübeck gebauter Kreuzfahrer zum letzten Besuch in der Hansestadt
1966 war das alte, aber um so schönere Kreuzfahrtschiff »Black Prince«, das damals zunächst als Fähr-schiff eingesetzt war, bei der früheren Lübecker Flender gebaut worden. Am Montag, 28.09.09 hatte es seinen letzten regulären Besuch in Lübeck, am Travemünder Ostpreußenkai. An Bord 400 überwie-gend britische Passagiere, die den Tag für Ausflüge nutzten.
Die Reederei Fred. Olsen, die das Schiff veräußern wollte, hatte lange vergebens einen Käufer ge-sucht, und so drohte der Abwracker. Zusammen mit dem betreuenden Schiffsmakler NSA hatte man sich für den Anlauf in der Hansestadt ein besonderes Highlight überlegt. Man lud Beschäftigte der 2002 in die Insolvenz gegangenen Flender Werft ein, um dem Schiff Farewell zu sagen, das sie mit ihren eigenen Händen gebaut hatten. 40 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen fanden sich dazu zusammen mit ihren Ehepartner/innen ein.
Während eines Empfangs im Rathaus durch Bürgermeister Bernd Saxe gab es dann aber eine Er-folgsmeldung der Reederei. Das 142 Meter lange und 20 Meter breite Schiff hatte inzwischen einen Käufer gefunden. Nach einer allerletzten Kreuzfahrt, die auf die Kanaren und Madeira führt, wird die alte Lady Mitte Oktober 2009 an die Reederei Ola Cruises übergeben und nach Venezuela überführt. Dort fährt das Schiff künftig unter dem Namen »Ola Esmeralda« als erstes venezuelanisches Kreuz-fahrtschiff und besucht exotische Ziele wie die Isla Margarita, La Tortuga oder Los Roques.
Nicht nur darüber waren die alten Flenderaner begeistert. Beim Schiffbesuch und einem ausgiebigen Rundgang wurde von den Tischlern, Schlossern, Schiffbauern, Ingenieuren, Konstrukteuren und vielen mehr der gute Zustand des Schiffes ausdrücklich gelobt. Vieles, beispielsweise die Tische in der Messe oder die Aufgänge und Treppen, waren noch original erhalten. Und das bei einem Schiff, das rund fünf Millionen nautische Meilen über die Weltmeere gefahren ist und etwa 630.000 Passagiere befördert hat.
Das war noch Wertarbeit damals, war die einhellige Meinung. Da wurde noch echtes Holz statt schwer brennbarem Plastik mit Holzmaserung verwendet, da wurden die Kabinen noch einzeln statt in ganzen Segmenten gebaut und eingerichtet. Da war der Stahl irgendwie ein bisschen dicker, und natürlich – das zeigt das Schiff ja durch seine langjährige Existenz – hat er auch weniger stark gerostet.
Am Abend lief die »Black Prince« dann in Richtung Rotterdam aus. Und ein klein wenig Wehmut der an Land gebliebenen Flenderaner mischte sich mit dem Stolz, so etwas gebaut zu haben, damals, 1966. RK
Quelle: Text: Pressemitteilung LHG; Fotos: Rolf Klein, Karl Erhard Vögele