ORTSGESCHEHEN
Travemünde 16.05.2009
Empfang auf der Passat:
DLRG eröffnet Wasserrettungssaison 2009 mit traditionellem Labskaus-Essen
Die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) hatte sich viele Gäste eingeladen. Im Verlauf des Abends wurden dann auch Rettungsschwimmer geehrt, die sich durch besondere Einsatzbereitschaft hervorgetan und so Menschenleben gerettet hatten. TA
Rede von Frank Hertlein, Vorsitzender DLRG Lübeck e.V.
Heute wollen wir gemeinsam mit dem traditionellen Labskausessen auf der Passat die Wasserrettungssaison 2009 in Travemunde eröffnen. Als ich im letzten Jahr als neuer Vorsitzender der DLRG Lübeck hier vor Ihnen stand, war nicht sicher, ob der Wasserrettungsdienst in Travemunde auch zukünftig von der DLRG Lübeck durchgeführt wird.
Nachdem der Wasserrettungsdienst im Juni letzen Jahres von der Hansestadt Lübeck für einen Zeitraum von zwei Jahren (Saison 2009 und 2010) formal ausgeschrieben wurde, haben wir uns der Herausforderung gestellt und konnten die Ausschreibung gewinnen. Auch dieses Jahr sind wir wieder pünktlich zum heutigen Tag einsatzbereit und sorgen hier in Travemünde, wie schon seit über fünf Jahrzehnten, zuverlässig für die Sicherheit am Strand und im Wasser. Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer aus Lübeck und ganz Deutschland werden bis zum 15. September wieder ehrenamtlich für die Sicherheit unserer Bade- und Strandgäste sorgen.
Aber auch in der Zukunft, wenn die erneute Ausschreibung des Wasserrettungsdienstes für die Jahre ab 2011 erfolgen sollte, werden wir uns dem Wettbewerb stellen. Dies bedeutet für uns weitere Anstrengungen zu unternehmen um noch kosteneffizienter zu arbeiten. Dies darf allerdings nicht auf dem Rücken der Rettungsschwimmer und des Vereins ausgetragen werden. Ein Angebot um jeden Preis wird und kann es nicht geben! Wie notwendig ein gut funktionierender Wasserrettungsdienst am Strand von Travemünde ist zeigt sehr anschaulich die Statistik der Saison 2008.
Die warmen Temperaturen lockten viele Badegaste gleich zum Anfang der Saison an den Strand. Durch anhaltende Nord-Ost Windlagen hatten wir viele Einsätze am und im Wasser. Zeitweise türmte der Nord-Ost Wind die Wellen vor Travemünde auf, die dann mit enormer Kraft auf den Strand trafen, wie wir es nur von der Nordsee kennen. Dadurch musste sehr oft die Gelbe Flagge als Warnsignal oder sogar die Rote Flagge (absolutes Badeverbot) gesetzt werden. Durch Unwissenheit oder Spaß an den hohen Wellen gingen viele Badegäste trotz der Warnungen immer wieder ins Wasser und begaben sich dadurch teilweise in Lebensgefahr. Ende Juli hielt der starke Nord-Ost Wind über fast zwei Wochen an und während der Travemünder Woche hatte die Wachmannschaft allerhand zu tun. Allein in den zwei Wochen wurden über 100 Erste-Hilfe Fälle und Suchmeldungen verzeichnet. 17 Mal musste der Rettungsdienst alarmiert werden, der in fünf Fällen dann auch mit dem Notarzt anrückte. In den zwei Wochen war der Rettungswagen fast Stammgast am Strand.
Zwei Menschen konnten durch den Einsatz der Rettungsschwimmer erfolgreich wiederbelebt werden. Im einen Fall handelte es sich um einen Ertrinkungsunfall eines älteren Herrn aufgrund von Kreislaufversagen und im anderen Fall konnte ein verunfalltes 4-jahriges Kind erfolgreich reanimiert werden. Im Laufe dieses Abends werden wir die beteiligten Lebensretter für ihren Einsatz ehren.
Dies alles zeigt wieder deutlich wie dringend notwendig ein gut organisierter Wasserrettungsdienst ist und dass durch gute Ausbildung der Rettungsschwimmer und das rasche Eingreifen eines gut funktionierenden Teams Menschenleben gerettet werden. Nach Informationen der DLRG sind seit 2001 in Deutschland fast 4000 Menschen ertrunken, das sind jährlich durchschnittlich 500 Menschen. In Schleswig-Holstein hatten wir im Jahr 2008 22 Ertrinkungstote zu beklagen. Das es nicht mehr sind Iiegt unter anderem auch an über 200 DLRG-Wachstationen an den Küsten, Flüssen, Seen und Schwimmbädern in Schleswig-Holstein und dem gut funktionierenden Wasserrettungsdienst. Allein die DLRG Schleswig-Holstein hatte in der vergangenen Saison 5000 ehrenamtliche Rettungsschwimmer im Einsatz, die fast 400.000 Wachstunden leisteten und dabei 81 Menschenleben retteten.
Aber nicht nur durch die Ausbildung von Rettungsschwimmern und einen guten Wasserrettungsdienst können die Ertrinkungszahlen verringert werden. Eine gute schwimmerische Ausbildung und die Aufklärung über Wassergefahren der gesamten Bevölkerung sind von entscheidender Bedeutung.
Nach einer repräsentativen Emnid Umfrage aus dem Jahre 2004 über die Schwimmfähigkeit der Bevölkerung bezeichneten sich fast ein viertel der Bevölkerung (23,6%) als Nichtschwimmer oder schlechte Schwimmer. Ein viertel der Bevölkerung! Nach Angaben der befragten Eltern sinkt der Ausbildungsgrad bei Kindern unter 4 Jahren im Durchschnitt auf 66%. D.h. ein Drittel der Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren sind Nichtschwimmer! Dies wird auch durch andere Untersuchungen, z.B. durch die Analyse der Schwimmfähigkeit in NRW 2006 (LR 01/2007) belegt. In dieser Studie wurde festgestellt, dass ein Drittel der elfjährigen Schüler in NRW Nichtschwimmer sind!
In Lübeck gibt es drei Schwimmhallen, wovon zwei in den letzten Jahren saniert wurden. Das begrüßen wir ausdrücklich und sind froh, dass die Schwimmhallen nicht dem Rotstift zum Opfer gefallen sind. Es trifft die DLRG Lübeck allerdings sehr hart, dass die Miete für die Schwimmhallennutzung seit 2005 um 46% erhöht wurde. Ist da ein Ende in Sicht oder geht es so weiter? Diese Erhöhung bedeutet für die DLRG Lübeck jährliche zusätzliche Kosten van ca. 10.000 Euro und das bei gleichzeitig sinkenden Zuschüssen der Stadt. Wir wissen sehr wohl um die sehr angespannte Finanzlage der Hansestadt Lübeck, können aber die Mehrkosten nicht ohne weiteres auffangen. Diese Mehrkosten kann der Verein nur durch höhere Mitgliedsbeiträge und Eintrittsgelder kompensieren. Hier stellt sich dann zwangsläufig die Frage, ob zukünftig nur noch Kinder aus Familien mit gutem Einkommen an der Schwimmausbildung teilnehmen können. Was ist mit den Kindern aus sozial schwachen Familien, deren Anteil in den letzten Jahren gewachsen ist? Werden sie
immer weiter ausgegrenzt? Können hier zusammen mit Politik und Wirtschaft Lösungen gefunden werden? Gerne treten wir in einen Dialog ein, um neue Wege zu beschreiten. Vielleicht ja schon heute Abend? Der Bedarf an Schwimmausbildung in der Lübecker Bevölkerung ist gross, unsere Wartezeiten in der Anfängerschwimmausbildung Iiegen im Schnitt bei einem Jahr und leider ist es für uns als Verein sehr schwierig weitere bezahlbare Schwimmhallenzeiten zu bekommen um den Bedarf zu decken.
Ohne Förderer und Sponsoren könnte die DLRG Lübeck viele Dinge gar nicht mehr leisten oder müsste, wie bereits erwähnt, die Mehrkosten auf die Mitgliedsbeiträge umlegen. Dieser Weg führt aber oftmals zu Austritten vieler passiver Mitglieder, die durch ihren Mitgliedsbeitrag den Verein in einem nicht unerheblichen Maß stützen. Hier tut sich ein Teufelskreis auf!
Daher gilt unser Dank allen Förderern und Sponsoren, die uns auch in den vergangenen 12 Monaten großzügig unterstützt haben. Durch Zuwendungen des Förderkreises der DLRG konnte auf unserer Jugend- Wach- und Freizeitstation in Beidendorf der dringend notwendige Neubau der Mädchenunterkunft realisiert werden, welcher auch durch die Edith-Fröhnert Stiftung gefördert wurde. Mit Geldern der Possehl-Stiftung und der Sparkasse zu Lübeck konnte ein defekter Motor eines unserer Rettungsboote ersetzt werden. Die Sparkasse unterstützte uns weiterhin bei der Beschaffung von Rettungsmitteln und die Gregor-Wintersteller-Sportstiftung bei der Beschaffung von Ausbildungsmaterial für die Schwimmhalle. Das Universitätsklinikum S-H finanzierte T-Shirts für unsere Wachgänger, denn auch die Einsatzkleidung müssen unsere Rettungsschwimmer selbst bezahlen!
Für diese dringend notwendigen Unterstützungen sind wir sehr dankbar! Allen unseren Förderern und Sponsoren ein herzliches Dankeschön. Wir werden auch in der Zukunft, mehr denn je, auf ihre Unterstützung angewiesen sein.
Im letzten Jahr hatten wir sehr konstruktive Gespräche mit dem Direktor des Kurbetriebs Travemunde, Herrn Kirchhoff, die die Wassersicherheit in Travemünde voranbringen werden. Für die notwendige Entfernung des DLRG-Wachturms auf dem Priwall, der seit 2005 nicht mehr von der DLRG genutzt wurde, da in diesem Bereich das Baden verboten ist, konnten wir für beide Seiten eine vorteilhafte Losung finden. Hierzu wird Herr Kirchhoff nachher noch einige Worte sagen. Des Weiteren wurde uns die Verlängerung des Steges direkt vor der Hauptwache zugesagt, wodurch wir zukünftig mit unseren Rettungsbooten wieder direkt vor der Hauptwache festmachen können und im Einsatzfall nicht erst 500 m zum Boot laufen müssen. Auch dies ist ein guter Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit am Strand von Travemünde.
Da noch einige Grußworte anstehen möchte ich auch zum Schluss kommen, allerdings nicht ohne noch einige Danksagungen aussprechen zu dürfen.
Zu aller erst möchte ich allen Wachgängerinnen und Wachgängern danken die hier in Travemünde und in Beidendorf teilweise seit Jahren ehrenamtlich den Wasserrettungsdienst unterstützen. Ohne dieses Engagement konnten wir die Sicherheit an unseren Stränden nicht gewährleisten.
Nicht zu vergessen sollten wir auch die Ausbilder der DLRG, die das ganze Jahr, jede Woche und auch an den Wochenenden in den Schwimmhallen, im Lehrsaal und am Strand ausbilden. Und dies alles ehrenamtlich ohne Übungsleitergelder!
Danke auch nochmals an alle Sponsoren und Förderer der DLRG Lübeck die unsere Arbeit in der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung, der Jungendarbeit und dem Wasserrettungsdienst unterstützen. Ohne diese Unterstützung konnten wir nicht das leisten was wir uns als Maßstab gesetzt haben.
Auch nicht Vergessen möchte ich unsere Strandkorbvermieter, mit denen wir seit Jahren hervorragend zusammenarbeiten und die uns bei unserer täglichen Arbeit am Strand unterstützen. Herzlichen Dank dafür.
Last but not least, ein herzliches Dankeschön an alle Helferinnen und Helfer, die diese Veranstaltung möglich gemacht haben.