BLAULICHT
Lübeck 15.03.2009
FW-HL: Jahresmitgliederversammlung des Lübecker Stadtfeuerwehrverbandes
Wie ein roter Faden zogen sich zwei Themen in den Berichten und Grußworten durch den Abend: die Mitgliederentwicklung in den Wehren und der Sparvorschlag des Lübecker Bürgermeisters zur Strukturoptimierung der Freiwilligen Feuerwehren.

Stadtbrandmeister Detlef Radtke zeigte eine positive Mitgliederentwicklung auf, die er auf intensive Mitgliederwerbung durch die Ortswehren zurückführte. 2008 verzeichneten die Einsatzabteilungen aller Freiwilligen Feuerwehren Lübecks einen Mitgliederzuwachs von 38 Kameradinnen und Kameraden und stellen nunmehr 772 Einsatzkräfte. Auch im Jahr 2009 wird die verstärkte Mitgliederwerbung fortgesetzt, zumal die Mitgliederentwicklung in den 23 Ortswehren durchaus unterschiedlich verlief. Die Mitgliederzahl in den 15 Jugendfeuerwehren stagniert seit Jahren bei ca. 250 Mädchen und Jungen. Jugendfeuerwehren sind eine unverzichtbare Quelle der Nachwuchssicherung für die Einsatzabteilungen. Radtke zeigte auf, dass mehr als 2/3. aller Jugendlichen, die seit 2000 in die Einsatzabteilungen übergetreten sind, auch in den Feuerwehren verbleiben. Senator Thorsten Geißler zur Mitgliederentwicklung: »Ich habe mich über die Mitgliederentwicklung gefreut – seit 2001 geht es ständig nach oben. Das ist gelebte Solidarität.« Weiter zu den Jugendfeuerwehren: »Um die Anzahl der Jugendlichen in den Jugendfeuerwehren beneiden uns andere Städte vergleichbarer Größe.«
Mit den Worten »Die Freiwilligen Feuerwehren haben den Eindruck, dass im Zusammenhang mit der beschlossenen notwendigen Personalaufstockung der Berufsfeuerwehr die Notwendigkeit der Freiwilligen Feuerwehr diskutiert wird,« leitete Radtke zum Sparvorschlag des Bürgermeisters über. Zur Konsolidierung des Lübecker Haushalts hat Bürgermeister Saxe vorgeschlagen, die Optimierung der Strukturen Freiwilliger Feuerwehren zu prüfen. Radtke stellte unmissverständlich fest, dass die Freiwilligen Feuerwehren die Personalaufstockung bei der Berufsfeuerwehr begrüßen, wodurch die durch den Feuerwehrbedarfsplan beschlossenen 44 Funktionsstellen wieder besetzt werden können. »Enttäuscht ist die Feuerwehr darüber, dass sie erst kurz vor der Bürgerschaftssitzung von der Sparliste des Bürgermeisters erfahren hat, wir hätten uns – bei allem Verständnis für die Lübecker Haushaltslage – Gespräche gewünscht« so Radtke. Die Feuerwehr verschließt sich nicht Optimierungsüberlegungen. Sie werden ohnehin als Daueraufgabe durchgeführt. Lübecks stellvertretender Stadtbrandmeister, Walter Gaul, fand ebenso deutliche Worte: »Bisher hat niemand mit der Feuerwehr über vorgeschlagene Optimierungen gesprochen – so geht man nicht miteinander um. Wäre der Bürgermeister der Einladung gefolgt, hätte er uns hier und heute seinen Vorschlag erklären können.«
Senator Geißler stellte unmissverständlich fest: »Der Diskussion zum Sinn einer Freiwilligen Feuerwehr muss man sich stellen. Wir werden versuchen, pragmatisch mit dem Prüfauftrag zur Strukturoptimierung umzugehen. Es darf nicht zu Qualitätsverlusten oder Motivationsverlusten kommen. Das wäre der Einstieg in eine Abwärtsspirale.« Oliver Bäth, Bereichsleiter Feuerwehr, zeigte auf, dass zunächst die Grundlagen für die Ausstattung der Feuerwehren, die so genannte Gefahrenanalyse überprüft werden muss. »Vor jeder möglichen Änderung werden wir auch deren Sinnhaftigkeit und deren wirkliche Kostenersparnis überprüfen,« so Bäth.
Ministerialrat Hans Schönherr überbrachte nicht nur Grüße der schleswig-holsteinischen Landesregierung, sondern gab der Lübecker Politik einen mahnenden Rat, ohne sich in die kommunale Selbstverwaltung der Stadt einmischen zu wollen: »Die Feuerwehr ist die leistungsfähigste Kraft der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr. Zerstören Sie nicht durch Zusammenlegung die Freiwilligen Feuerwehren. Sie sind gerade in Großstädten mit einer Berufsfeuerwehr unverzichtbar. Freiwillige Feuerwehren erledigen gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr die gleiche Arbeit,« so Schönherr.
Stadtbrandmeister Radtke warnte davor, dass der Brand- und Katastrophenschutz nur auf den »kritischen Wohnungsbrand« reduziert wird, der von der Rettung einer Person aus dem 1. Obergeschoß ausgeht und 16 Einsatzkräfte in 15 Minuten an der Einsatzstelle erfordert. Radtke zeigt beispielhaft auf: »Was ist, wenn mehrere Personen gerettet werden müssen? Was ist, wenn der Brand spät entdeckt wird und sich bereits zu einer großen Schadenslage ausgeweitet hat? Was ist, wenn das Feuer über Stunden bekämpft werden muss?« Nur durch die gleichzeitige Alarmierung von Berufsfeuerwehr und Freiwilligen Feuerwehren und durch gute materielle und personelle Ausstattung können die Einsätze bewältigt werden. »Einsätze in Lübeck belegen, welche Ressourcen an Mannschaft und Gerät eingesetzt werden mussten.
Ich erinnere hier beispielhaft an den Hafenstraßenbrand, den Brand der Vicelin-Kirche, des Gutes Nienhüsen sowie zuletzt vor zwei Tagen des Bürokomplexes in Schönböcken,« so Radtke weiter. Er beendete seine Ausführungen mit den Worten: »Zusammenlegung von Feuerwehren spart am Ende nichts. Feuerwehren zusammenlegen heißt Feuerwehren auflösen.«
Vertreter der CDU, der Grünen, der FDP und der BfL bekundeten, dass sich ihre Fraktionen in Lübeck für die Feuerwehr einsetzen werden und die Feuerwehr bei ihren Anliegen unterstützen wird.
Weitere Themen der Versammlung:
Stadtjugendfeuerwehrwart Sven Klempau berichtete über ein gemeinsames Zeltlager mit Jugendlichen der Feuerwehr Linz (Österreich). Die erstmalige Beteiligung einer ausländischen Jugendfeuerwehr wurde durch Senator Thorsten Geißler vermittelt.
Dem Vorstand wurde für das abgelaufene Jahr die Entlastung erteilt und der Haushalt für das Jahr 2009 wurde wie vorgeschlagen beschlossen.
Befördert wurden der Bereitschaftsführer der 3. Lübecker Feuerwehrbereitschaft, Joachim Schütt, zum Hauptbrandmeister 2 und der Fachwart für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Rüdiger Lüdtke, zum Brandmeister.
Stadtbrandmeister Detlef Radtke dankte den Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Moisling für eine 12-jährige Vorbereitung und Durchführung der Jahreshauptversammlung des Stadtfeuerwehrverbandes. Senator Thorsten Geißler überreichte den Senatspokal an Wehrführer Sven Klempau. FW-HL
Quelle: Pressemitteilung Feuerwehr Lübeck