PRIWALL-ENTWICKLUNG
Travemünde 21.02.2009
Quo vadis Priwall?
Experten diskutieren über die Zukunft der nächsten 10 Jahre des Priwalls

Allerdings war die Halle im Vergleich zur vorhergehenden Versammlung mit Rechtsanwalt Dr. Klinger nicht ganz so üppig besetzt. Als Expertenteam waren gekommen Mathias Beyer (Tourismusberatung mascontour, Berlin), Prof. Dr. Klaus Dierßen (FB Ökologie der Universität Kiel), Sven Schindler (Vorsitzender des Lübecker Bauausschusses), Dr. Dirk Schubert (FB Städtebau der HafenCity Universität Hamburg). Bruders bedauerte, dass seiner Einladung weder der Investor Sven Hollesen noch der Bausenator Franz-Peter Boden gefolgt seien, dagegen der Vorsitzende des Bauauschusses der Lübecker Bürgerschaft, den Bruders nocheinmal besonders willkommen hieß (»…. Er hat sich getraut zu kommen …«).
Ziel der Veranstaltung sei es, so Bruders » … dass sich die Bewohner des Priwalls mit eigenen Vorstellungen zu Wort melden können und beschreiben, wie sie sich den Priwall in 10 Jahren vorstellen, auch mit Alternativen zu dem geplanten Waterfront-Projekt«. In 4 Impulsreferaten stellten die Experten kurz und knapp ihre Positionen vor. Dr. Dirk Schubert zeigte an Hand von vielen weltweiten Beispielen Waterfrontbebauungen, die sich vor allem durch einen hohen Stellenwert der Alleinstellungsmerkmale auszeichneten und so auch für Investoren hohe Renditen und Preissegmente darstellten. Auch das Priwall-Waterfront-Projekt zeichne sich durch einzigartige Alleinstellungsmerkmale aus wie der naturbezogene Priwall mit der Trave und den vorbeiziehende Schiffen.

Das Waterfrontprojekt solle städtebaulich die landschaftliche Prägung des Priwall behutsam mit einbinden. Herr Schindler, Vorsitzender des Bauauschusses gab aus seiner Sicht eine Einschätzung über den Beginn des Projektes mit der Vertragsunterzeichnung. Die SPD habe dieser nicht zugestimmt. Besonders kritisch sei zu bemerken, dass bis dahin nur »Klecksartige Bilder« zu sehen gewesen seien, mithin kein ausreichendes Konzept. Hollesen konnte auf der Interfraktionellen Sitzung zum Waterfrontprojekt zu einer Reduzierung der Baumassen bewegt werden. Ein Erfolg, an dem auch die BiP ihren Anteil habe. Fremdenverkehrsexperte Beyer gab einen Überblick über die Situation des Fremdenverkehrs. Schleswig-Holstein sei von der Wende, was den Fremdenverkehr beträfe, mit seinen überwiegend aus den 60iger Jahren stammenden Strukturen kalt erwischt worden.

Es läge seit Jahren weit hinter dem modern ausgestatteten Tourismuseinrichten Mecklenburg – Vorpommerns. Schleswig-Holstein nähme nun viel Geld in die Hand und werde MVP sicher in den nächsten Jahren wieder einholen. Zum Waterfront-Projekt selbst bemängelte Beyer das Konzept des Investors, es sei eher auf das Immobiliengeschäft und weniger auf die Notwendigkeiten des Tourismus und der für den Priwall und Travemünde geeigneten Zielgruppen ausgerichtet. Er empfehle darüber hinaus dem Investor mehr auf die Hotellerie zu setzen als auf die sogenannten Parahotellerie, d.h. auf das Konzept der Ferienhäuser. Der Ökologe Prof. Dr. Klaus Dierßen mahnte ein Konzept an, welches den Naturschutz einzubinden habe, damit die Ressourcen der Natur erhalten blieben.

Es nütze nichts, wenn die Natur so wie sie heute noch sei und auch ein Alleinstellungsmerkmal des Priwall darstelle, in einigen Jahren so nicht mehr existiere und damit auch nicht mehr als lohnendes Ziel für den Priwall werben und dienen könne. Diese Natur heute so zu bewahren sei auch viel »preiswerter« als spätere aufwändige »Reparaturen«. Vorstandsmitglied des Landschaftspflegevereins Dummersdorfer Ufer, Matthias Braun sprach über die Bedeutung des Priwall für den Naturschutz und zum Projekt eines Landschaftsparkes Traveförde.

In jeweils nach den Impulsreferaten vielfach von den Bürgern gestellten Fragen kam immer wieder die Sorge auf, wie hoch denn der Priwall »belastet« werden könne. Gemeint war, wie hoch die maximale Bettenzahl sein dürfe, damit der Priwall seine landschaftliche und naturbezogene Prägung nicht verliere. Keiner der anwesenden Experten konnte hierzu mit einer Aussage beisteuern. Auch andere Fragen, wie z.B. was denn geschehen würde, wenn der Investor »pleite« gehe, blieben offen im Raume stehen.
Herr Erdmann, Vorsitzender der BiP dankte den Experten und den Bürgern für ihr Erscheinen. Die Auswahl der Referenten und Referate sei zielführend und gut gewesen. Bald würden die Leitlinien der BiP zur Priwallentwicklung vorliegen. Fazit der Veranstaltung, das Herr Bruders zu Beginn der Veranstaltung vorweg nahm: es werden mehr Fragen offenblieben als beantwortet werden können. In der Tat. Jetzt heißt es erst einmal auch Quo Vadis BiP, jedenfalls bis die BiP-Leitlinien zur Entwicklung des Priwall vorliegen werden. Es bleibt spannend. KEV
Fotos: Karl Erhard Vögele
1 http://www.bipriwall.de