ORTSGESCHEHEN
Travemünde 28.02.2009
November 89
Ein Ereignis, das den Travemündern im Gedächtnis blieb
»Was haben Sie im Mai 1989 gemacht?« Da werden die wenigsten drauf antworten können. Aber im November 1989, als die innerdeutsche Grenze sich öffnete? Da hat fast jeder einer kleine Geschichte zu erzählen. Große Ereignisse brennen sich in das Gedächtnis ein, über Jahrzehnte. »Travemünde Aktuell« hat einmal rumgefragt:
Gewunken und Gestaunt
Die Mitarbeiter der Travemünder Traditions-Buchhandlung Nitz kennen natürlich die Fachliteratur zum Mauerfall, haben aber auch ihre ganz persönlichen Erfahrungen gemacht. Andreas Eichler erinnert sich noch an den November 1989, damals hat er seine Frau Corinna in Travemünde abgeholt. Gemeinsam mit ihrer Tochter, damals 6 Jahre alt, sind sie nach Schlutup gefahren, haben gewunken und gestaunt: »Das war aufregend, das war ja ein Weltereignis«, sagt Andreas Eichler.
Mitarbeiterin Andrea Krüger wohnt in Eichholz, hat dort miterlebt, wie die Grenze geöffnet wurde. Sie erinnert sich noch an den Strom der Autos. Kollegin Heike Metter hat sich damals zusammen mit einer Freundin aufgemacht, sah die Trabis in Strömen und erinnert sich, dass hinter der Windschutzscheibe oft Schokolade und Bananen zu sehen waren: Geschenke von den Lübeckern. Lübeck war damals zugeparkt, weiß sie noch. Zu Fuß ging sie bis nach Dassow, grau hätte es dort ausgesehen.
Anne Katrin Freitag wohnte an der B 75, die damals »komplett dicht« war. Mit ihren Eltern sammelte sie spontan alte Kaffeetassen ein, füllte Thermoskannen, dann ging es an die Herrenbrücke. Von Auto zu Auto sind sie gegangen, haben eine Tasse Kaffee hineingereicht, es war ja kalt. Die Tassen haben sie einfach dagelassen.
Erbsensuppe für Ost-Mark
Holger Iven (Nordland Apotheke) erinnert sich noch gut an den November vor 20 Jahren: Der Internationale Service-Club »Round Table« hatte einen Stand am Schrangen in Lübeck aufgebaut, Iven war Mitglied, bot Erbsensuppe mit Würstchen an.
Das besondere: Bezahlt wurde mit Ost-Mark. Der Stand wurde gut angenommen, erinnert sich der Travemünder Apotheker. Und man ist mit den Leuten ins Gespräch gekommen.
Begrüßungsgeld ausgezahlt
Christina Manthey-Haberland von »Larus Wohnaccessoires« war auch vor 20 Jahren dabei, allerdings noch in einem ganz anderen Beruf: »Da hab ich in der Bank Begrüßungsgeld ausgezahlt«, erinnert sie sich. 100 Mark für jeden DDR-Bürger, da wurde von morgens früh bis abends spät in der Bank in Schichten gearbeitet, selbst Samstags und Sonntags, um den Ansturm zu bewältigen.
Sie erinnert sich noch, dass in der Travemünder Allee die Trabis auf den Fußwegen standen. »Und die Geschäfte waren voll, weil das Begrüßungsgeld gleich wieder angelegt wurde«. Begehrt seien unter anderem Jeans und Turnschuhe gewesen.
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