VERKEHR 2
Travemünde 30.11.2008
Priwall-Fähre: Wut über Erhöhung der Kfz-Jahreskarten
Verluste für Travemündes Einzelhandel durch Abwanderung der Kundenströme nach Mecklenburg?

Die Fährpreise wurden seit zwei Jahren nicht erhöht, erklären die Stadtwerke. Die Gehälter vieler Priwaller sicher auch nicht. Spätestens wenn die Kfz-Jahreskarten auf über 1000 Euro steigen wird die Grenze erreicht sein, wo die ersten Menschen das einfach nicht mehr bezahlen können.
Andere Leser vergleichen die Fährpreise mit der Herrentunnel-Maut und prophezeien ähnliche Effekte: Die Erhöhung wird mehr Autofahrer davon abhalten, die Fähre zu nutzen. Die Einnahmen werden dann trotz höherer Preise nicht wie erhofft steigen, weil die Kunden wegbleiben. Übrigens fallen die Kunden dann nicht nur für die Fähre weg, sondern auch für die Einzelhändler auf der Stadtseite: Wer über Dassow fährt, wird eher auch in Mecklenburg-Vorpommern einkaufen. Der Priwall wird vielleicht nicht »ausgerottet«, aber vielleicht von Travemünde abgekoppelt, wenn die Bewohner sich notgedrungen nach Mecklenburg orientieren. Erste Änderungen im Einkaufsverhalten sind bereits eingetreten.
Wut und Verzweiflung auf dem Priwall wachsen: Eine Priwallerin hat sich sogar an den Petitionsausschuss in Kiel gewendet. Als Bürger der Hansestadt Lübeck habe man doch ein Recht auf Einrichtungen des täglichen Bedarfs wie Schulen, Krankenhäuser und Banken. Die seien alle auf der anderen Seite der Trave. Das Schreiben an den Petitionsausschuss bittet, zu Prüfen, ob die Stadt den Priwallern mit Hauptwohnsitz auf der Halbinsel Zuschüsse gewähren müsse. Zuschüsse wurden schon immer mal wieder gefordert und mit den unterschiedlichsten Argumenten abgelehnt, unter anderem mit der »Verdeckten Gewinnausschüttung«. Das ist lange vom Tisch, nun geht es nur noch um den Ausgleich von Verlusten des Fährbetriebs. In solchen Fällen kommt normalerweise auch das Thema Privatisierung ins Spiel. Fraglich ist natürlich, ob ein privater Betreiber andere Preise ermöglichen würde. Eine Privatisierung der Fähre wird vom Aufsichtsrat ohnehin abgelehnt. Auch das war vor Jahren schon mal ein Thema, es gab sogar einen Interessenten. Ein Vertreter der Reederei erklärte gegenüber TA, die Stadt habe den Termin für ein Gespräch damals nur Stunden vorher platzen lassen. Irgendwie muss Lübeck also doch an seinem »Verlustbringer« Priwallfähre hängen... TA