POLITIK
Travemünde 17.11.2008
Flächenvergabe nur noch über Lübeck?
Travemünde verliert Stück für Stück immer mehr Einfluss auf das touristische Geschehen im eigenen Stadtteil
Nachdem bereits das Budget für die kleinen Veranstaltungen nach Lübeck verschoben wurde, soll der Kurbetrieb nun auch die Vermarktung der Veranstaltungsflächen nicht mehr durchführen. Bisher hatte der Kurbetrieb Travemünde Standflächen an Händler vergeben, etwa auf der Trave- und Strandpromenade.
Peter Reinhardt (SPD) und Dr. Raimund Mildner (BfL) wollen jetzt von der Bürgerschaft beschließen lassen, dass auch dieser Arbeitsbereich an die Lübeck- und Travemünde Tourist-Service GmbH (LTM) geht. Und das schon in der Bürgerschafts-Sitzung vom 27. November 2008. Damit würden weitere Aufgaben innerhalb städtischer Gesellschaften verschoben, noch bevor LTM-Geschäftsführerin Andrea Gastager die Chance hatte zu zeigen, dass die LTM überhaupt zur Durchführung der Veranstaltungen in der Lage ist. Bislang liegt öffentlich noch nicht einmal ein Konzept vor, das Travemünder Veranstaltungsprogramm 2009 soll erst im Dezember bekannt gegeben werden.
Travemündes CDU-Vorsitzender Klaus Petersen sieht für eine Verlagerung der Aufgaben keinen Anlass: »Die Flächen werden im Augenblick sehr gut vom Kurbetrieb vermarktet und vermietet«, sagt er.
Er fürchtet eher Verschlechterungen durch die geplante Umstrukturierung: »Was ich befürchte ist, dass die LTM auch nur wieder per Agentur weitervermarktet.« Das heißt, konkrete Arbeit wird nicht geleistet, es wird eine Agentur eingeschaltet, die die kompletten Flächen übernimmt und sozusagen weitervermietet. Weil die Agentur auch verdienen muss, wird es für die Buden-Betreiber teurer. Die geben die höheren Preise, sofern sie denn überhaupt mithalten können, an die Kunden, also Travemündes Gäste, weiter. Eine Agentur aus Hamburg oder Berlin hat natürlich auch nicht so den Bezug zum Ort. Es besteht die Gefahr, dass einheimische Betriebe bei der Standvergabe dann weniger berücksichtigt werden.
Mit der Verlagerung von Aufgabenbereichen aus Travemünde heraus nach Lübeck verliert das Ostseebad Stück für Stück immer mehr Einfluss auf das touristische Geschehen im eigenen Stadtteil. TA
Antrag der SPD und Bürger für Lübeck (BfL) »Flächenmanagement innerhalb der Unesco-Schutzzone und für die städtischen Flächen Travemünde«, unterzeichnet von den Fraktionsvorsitzenden Peter Reinhardt (SPD) und Dr. Raimund Mildner (BfL), für die Bürgerschaftssitzung am 27. November 2008 im Wortlaut:
Der Bürgermeister wird gebeten, ein Konzept vorzulegen, wie das Flächenmanagement innerhalb der Unesco-Schutzzone und in Travemünde für Veranstaltungen aus einer Hand durch die LTM GmbH gestaltet werden kann, um eine Optimierung von Erträgen aus der Flächenbewirtschaftung in Verbindung mit einer darzustellenden Qualitätsstrategie zu erreichen. Gleichzeitig soll eine Abschätzung der zu erwartenden finanziellen Folgen für die Kernverwaltungen und die LTM dargelegt werden.
Ziele eines zentralen Flächenmanagements für Veranstaltungen wären eine möglichst gewinnbringende Vermarktung der Flächen, die Koordination der Veranstaltungsaktivitäten in der Stadt Lübeck und Travemünde und das Qualitätsmanagement. Dazu gehören neben der Entwicklung von qualitativen Standards auch deren Kontrolle.
Der Erhalt der Wochenmärkte unter den jetzigen Rahmenbedingungen ist sicherzustellen.
Das Konzept ist der Bürgerschaft so rechtzeitig vorzulegen, dass ein tragfähiges Modell zum Beginn des 4. Quartals 2009 umgesetzt werden kann.
Angesichts der Bedeutung Lübecks als Weihnachtsstadt des Nordens soll die LTM auch darauf hinwirken, dass eine verbindliche Finanzierung der Weihnachtsbeleuchtung des Einzelhandels durch das Lübeck Management gewährleistet ist.
Begründung: Die Bereitstellung bzw. Vermarktung von städtischen Flächen für Veranstaltungen wird derzeit von unterschiedlichen Beteiligten in der Stadt durchgeführt. Eine gemeinsame Vermarktung findet nicht statt. Gemeinsame Leitlinien für die Bereitstellung von Flächen sind nicht vorhanden oder werden ungenügend umgesetzt. Weiter wird mit dem zentralisierten Flächenmanagement angestrebt, dass die Erträge aus der Bereitstellung von städtischen Flächen für Veranstaltungen maximiert werden. Mehrerträge bei der LTM GmbH könnten zu einer Reduzierung des städtischen Zuschusses an die Lübeck Travemünde Marketing GmbH führen. Das zentrale Flächenmanagement kann zudem zu Effizienzvorteilen dadurch führen, dass die Parallel- und Doppelarbeiten der derzeit beteiligten reduziert werden. Um Lübeck als Weihnachtsstadt des Nordens zu festigen, bedarf es einer verlässlichen Beteiligung des Einzelhandels an der Weihnachtsbeleuchtung.